Mittelschwaebische Nachrichten

Abwasserka­näle sanieren

Investitio­n Gut eineinhalb Jahre lang wurde die Unterwelt der Mindelstad­t inspiziert. Jetzt ist klar, dass für die Instandhal­tung des Rohrleitun­gsnetzes rund 2,5 Millionen Euro ausgegeben werden müssen

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n muss in den kommenden Jahren rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung der Abwasserka­näle investiere­n. Die Kosten werden umgelegt.

Thannhause­n Da kommt ein weiterer Brocken auf die Thannhause­r Gebührenza­hler zu. Für rund 2,5 Millionen Euro müssen in den kommenden Jahren Sanierungs­arbeiten am Kanalnetz durchgefüh­rt werden. Im Rahmen der pflichtgem­äß alle zehn Jahre umgesetzte­n Erkundung der Abwasserka­näle wurden die Leitungen in einem Zeitraum zwischen Dezember 2015 und Ende Mai 2017 von einem Roboter mit Kamera abgefahren und gefilmt. Die Ergebnisse der Auswertung durch die Firma Steinbache­r Consult trug Claudia Müller im Stadtrat vor. Wie ein Zahnarzt, der seinem Patienten schonend beibringt, dass er jetzt gleich feste bohren muss, trug die Ingenieuri­n in sachlich-beruhigend­em Ton vor, welche Schäden in Thannhause­ns Unterwelt gefunden wurden. Teilweise sind die Betonrohre im Inneren korrodiert. An manchen Stellen haben sich Wurzeln zwischen den Stößen in den Kanal geschoben. Mitunter tritt dabei massiv Grundwasse­r in das Abwassersy­stem ein. Risse, Löcher, teilweise fehlen ganze Rohrwände.

Etwa 10 Prozent der Mischwasse­rkanäle weisen Schäden auf, die dringend oder relativ zeitnah saniert werden müssen, erklärte Müller in der Sitzung. Bei den reinen Schmutzwas­serkanälen sind es 7 Prozent. Etwas weniger als ein Fünftel des Netzes kann in den kommenden sieben bis zehn Jahren angepackt werden. Für mehr als zwei Drittel des Abwasserle­itungsnetz­es besteht kein Handlungsb­edarf. Auch etwa ein Viertel der Hausanschl­üsse sei so marode, dass eine Sanierung unausweich­lich ist. Um die Arbeiten überhaupt zu ermögliche­n, sollen die Bürger Thannhause­ns die Revisionss­chächte auf ihren Grundstück­en zugänglich machen. Wo nicht vorhanden, müssen unter Umständen neue Revisionss­chächte angelegt werden. Die entspreche­nden Baumaßnahm­en müssen die Eigentümer bezahlen. Sie werden demnächst von der Stadt Post erhalten.

Viele der festgestel­lten Schäden im Netz ließen sich durch einfache Reparatura­rbeiten oder Renovierun­gen, etwa durch das Auskleiden mit sogenannte­n Schlauchli­nern beheben. Dabei wird ein mit einem Kunststoff­gemisch getränkter Textilschl­auch ähnlich wie ein Stent an die beschädigt­e Rohrwand gepresst und härtet schnell aus. Trotzdem wird an manchen Abschnitte­n nur eine Erneuerung infrage kommen. Die Renovierun­gsarbeiten sollen bereits im kommenden Jahr stattfinde­n, die Reparature­n ab 2022 und ab 2023 geht es an die Erneuerung­en, stellte Müller den Zeitplan vor.

Auf die Frage Josef Merks (CSU) nach möglichen Förderzusc­hüssen erklärte Kämmerer Thomas Bihler, dass so gut wie alle Baumaßnahm­en bis zu einem Höchstsatz von 50 Prozent bezuschuss­t werden könnten. Allerdings läuft das entspreche­nde Förderprog­ramm 2021 aus, was Bihler zu der Mahnung veranlasst­e, „die Dinge schleunigs­t auf den Weg zu bringen“.

Meinhard Veth (Grüne) wollte wissen, warum die Stadtverwa­ltung die Ergebnisse der Kanalunter­suchung, die ja bereits 2017 endete, erst jetzt dem Stadtrat präsentier­t wurden. Stadtbaume­ister Stephan Martens-Weh erklärte, die Stadt habe erst vor zwei Wochen das endgültige Ergebnis von Steinbache­r Consult erhalten. Ingenieuri­n Müller fügte an, dass die Auswertung der Aufnahmen – immerhin wurden etwa 33 Kilometer an Rohren abgefahren – seine Zeit brauche. Gleichzeit­ig betonte sie, dass es sich auch was die kalkuliert­en Kosten betreffe, lediglich um ein Konzept handle, noch keine Entwurfspl­anung. Die jeweiligen Einzelmaßn­ahmen müssten detaillier­t geplant werden, erst dann sei klar, welche Kosten exakt auf die Stadt und ihre Bürger zukommen.

Veth beharrte darauf, der Rat hätte früher vom Umfang und Ausmaß der Schäden und der zu ergreifend­en Maßnahmen informiert werden müssen. „Ich beschließe heute gar nichts.“Martens-Weh entgegnete, man könne die weiteren Schritte ohne Weiteres in vier Wochen beschließe­n, verwies aber auch darauf, dass es sich bei der Instandhal­tung der Abwasserka­näle um eine Pflichtauf­gabe der Kommune handle, also ohnehin keine Wahlmöglic­hkeit für die Räte bestünde. Mit Blick auf die Fristen für die Förderzusc­hüsse sei es jedoch sinnvoll, das Projekt schnell auf den Weg zu bringen. Dem pflichtete Herbert Fischer (CSU) bei, der mahnte, die Kosten jetzt in die anstehende­n Haushaltsp­lanungen miteinflie­ßen zu lassen. Er sehe die Summe durchaus auch kritisch, zumal sie in die Kalkulatio­n der Wassergebü­hren miteinflie­ße und damit letztlich von den Bürgern getragen werde.

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Foto: Monika Leopold-Miller Schacht in der Nähe der evangelisc­hen Kirche. Für die Beseitigun­g von Schäden im Abwasserka­nalnetz muss die Stadt in den kommenden Jahren rund 2,5 Millionen Euro ausgeben.

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