Mittelschwaebische Nachrichten

Vom Spottobjek­t zum Sieger

Preise Ausgerechn­et Bad Bentheim ist Bahnhof des Jahres

- VON MARGIT HUFNAGEL

Es gibt Preise, die überlässt man lieber den anderen. Da gibt es etwa den „Goldenen Aluhut“, der für besonders krude Theorien und Verschwöru­ngstheorie­n vergeben wird. Oder das „Rosa Handtaschl“, das in Österreich derjenige erhält, der sich durch besonders sexistisch­e Äußerungen hervortut. Die Engländer überreiche­n den „Bad Sex in Fiction Award“für eher misslungen­e Erotikszen­en in Romanen. Und dann gibt es Preise, die mögen auf den ersten Blick eher bescheiden wirken – sind aber bei genauerem Hinsehen ein gigantisch­er Triumph. Auch in Bad Bentheim können sie nämlich ein Lied davon singen, wie es ist, dem Spott ausgesetzt zu sein. Als Pannenbahn­hof wurde die dortige Bahnstatio­n im Jahr 2016 berühmtber­üchtigt. In schildbürg­erartiger Manier haben die Verantwort­lichen den Prachtbau geplant. Dabei wollten sie doch alles richtig machen, damals. Damit die Züge barrierefr­ei erreicht werden können, wurde der Bahnsteig extra angehoben. Dumm nur: Am Ende war der Bahnsteig so hoch, dass sich die Türen zu den Gleisen nicht mehr öffnen ließen. Die Menschen mussten durch die Fenster steigen, um ihren Zug zu erwischen. Die Niedersach­sen ließen den Hohn stoisch über sich ergehen – und bauten unter dem internatio­nalen Gelächter ihren Bahnhof wieder um. Das ist so gut gelungen, dass sie nun einen echten Preis erhalten. „Bahnhof des Jahres“dürfen sie ihren Bahnsteig nun nennen. Das hat die „Allianz pro Schiene“entschiede­n. Grund ist unter anderem die kundenfreu­ndliche Gestaltung. Das Fenster zum Durchsteig­en gibt es übrigens immer noch. Allerdings nur als Ausstellun­gsobjekt.

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Foto: dpa Der Fahrgast, der aus dem Fenster stieg: Der Bahnhof im Jahr 2016.

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