Mittelschwaebische Nachrichten

Großbauste­lle Landebahn

Flugplatz Der Allgäu-Airport ist für zwei Wochen geschlosse­n. Was dort nun alles geschieht und warum auch Eidechsen eine wichtige Rolle spielen

- VON THOMAS SCHWARZ

Memmingen Ruhe herrscht am Himmel im Unterallgä­u – am Boden gibt es dafür umso mehr lautstarke Aktivitäte­n. Seit am Montag um 22 Uhr der vorerst letzte Flieger am AllgäuAirp­ort landete, sind dort Bagger, Fräsen, Lkw und hunderte Bauarbeite­r im Dauereinsa­tz. Sie erneuern die Beleuchtun­gsanlage und verbreiter­n die Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter. Zwei Wochen ist der Flughafen deshalb komplett gesperrt. Ryanair als Hauptnutze­r hat alle Flüge gestrichen, andere Fluggesell­schaften weichen auf umliegende Flughäfen aus.

Es ist eine logistisch­e Meisterlei­stung, die die Memminger Firma Kutter verbringen muss. Während bis zu acht riesige Fräsen die Oberfläche der bisherigen, noch aus Bundeswehr­zeiten stammenden Landebahn beseitigen, sind bis zu 100 Lkw im Einsatz, um das Material abzutransp­ortieren oder den Asphalt anzuliefer­n, der insgesamt 30 Zentimeter hoch aufgebrach­t wird.

„Wir arbeiten Tag und Nacht nach einem genau festgelegt­en Plan“, erläutert Kutter-Geschäftsf­ührer Peter Groll. So werde in Nachtschic­hten Asphalt und Beton abgefräst. Bei Tag heißt es dann, die neuen verbreiter­ten Teilstücke der Start- und Landebahn zu asphaltier­en. Zudem werden in der ersten Arbeitswoc­he die Vorarbeite­n für eine neue Fernwärmel­eitung erledigt. Sie wird später von Nord nach verlaufen, um das südliche Flughafeng­elände mit Fernwärme zu versorgen. „In der zweiten Woche“, sagt Peter Groll, „steht die Deckschich­t der Start- und Landebahn im Mittelpunk­t.“Sechs Fertiger und zwölf Walzen bringen dann den Feinbelag auf.

Hintergrun­d der rund 20 Millionen Euro teuren Aktion ist die Sicherheit am Flughafen und die Erfüllung internatio­naler Standards. Von „mehr Luft für die Piloten“spricht Airport-Geschäftsf­ührer Ralf Schmid. Durch eine neue Beleuchtun­g nicht nur im Abflugbere­ich, sondern auch neben der Piste und dann auch alle 15 Meter auf dem Mittelstre­ifen der Bahn können sie auch bei schlechter Sicht besser landen. Dazu kommen 120 Kilomeber ter Kabel und 630 Lampen zum Einsatz. Damit das System auch bei einem Stromausfa­ll funktionie­rt, wird eine eigene Notstromve­rsorgung installier­t. Eine Vollsperru­ng erschien den Planern am effiziente­sten. „Da können wir 14 Tage Vollgas auf der Baustelle geben“, sagt Schmid.

Seit über einem Jahr laufen die Detailplan­ungen für das Großprojek­t, seit gut einem halben Jahr wurden immer nachts die Vorbereitu­ngsarbeite­n gemacht – immer wenn der Flugverkeh­r ruhte. „Bisher liegen wir gut im Zeitplan“, erläutert Peter Groll. Schon in der Nacht zum Dienstag hätten seine Leute mehr geschafft als vorgesehen. Zum Glück spiele auch das Wetter bisher mit. „Sicherheit­shalSüd haben wir aber mehrere Tage als Puffer eingeplant, falls das Wetter nicht mitmacht oder etwas Unvorherge­sehenes passiert“, erklärt der Firmenchef.

Eine Nebenbaust­elle dagegen ist tierischer Natur: Bereits vor Jahren wurden auf dem Flughafeng­elände schützensw­erte Eidechsen entdeckt. Ihr bisheriges Umfeld, eine alte Flugzeugha­lle, muss abgebroche­n werden. Dafür entsteht auf einem nahen Areal ein rund 5800 Quadratmet­er großes Eidechsenh­abitat. Dazu werden unter anderem elf Bodenverti­efungen ausgehoben, die locker mit Sand und Steinen aufgefüllt werden. Auch Totholzhau­fen und Wurzelstöc­ke als Unterschlu­pf kommen hinzu.

Die aktuelle Großbauste­lle ist noch nicht die letzte am Allgäu-Airport. In den kommenden drei Jahren werden laut Betreiberg­esellschaf­t bei weiteren Projekten noch einmal rund 5,5 Millionen Euro investiert. Die Erweiterun­g der Gepäckhall­e samt neuer Passkontro­lle mit einer Grundfläch­e von rund 2100 Quadratmet­ern beginnt östlich des Terminals in einigen Wochen und soll im Sommer 2020 beendet werden.

Lande-Premiere auf der neuen Piste hat übrigens ein Ryanair-Pilot. Er kommt am 30. September um 21.45 Uhr mit einer leeren Maschine an – damit diese am nächsten morgen mit Passagiere­n wieder starten kann. Ab 1. Oktober läuft alles wieder nach Flugplan.

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Foto: Matthias Becker Flughafeng­eschäftsfü­hrer Ralf Schmid (rechts) besichtigt mit dem Chef der ausführend­en Baufirma Kutter, Peter Groll, die Baustelle.
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2981 Meter bleibt die Start- und Landebahn am Allgäu-Airport lang – die Breite wird jedoch um 15 Meter auf dann 45 erhöht, um internatio­nale Sicherheit­sstandards zu erfüllen. Grafik: Allgäu-Airport

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