Mittelschwaebische Nachrichten
Schluss mit dem Bissinger Kuchenstreit
Erziehung Die Einrichtung im Landkreis Dillingen hat eine endgültige Entscheidung getroffen
Bissingen Es muss jetzt Schluss sein. Es reicht. Bettina Konrad kann und will nicht mehr. „Es muss wieder Ruhe bei uns einkehren. Es gibt auch noch andere, genauso wichtige Themen“, sagt sie. Wichtiger als Kuchen. Aber genau der hat in der vergangenen Woche im Kindergarten in Bissingen (Landkreis Dillingen) zu mächtig Wirbel und Unruhe geführt. Bundesweit hat die Einrichtung in der kleinen Gemeinde für Schlagzeilen gesorgt, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte, dass ab diesem Kindergartenjahr die Buben und Mädchen an ihren Geburtstagen keinen Kuchen von zu Hause mehr an andere Kinder verteilen dürfen. Weil, wie berichtet, einige Eltern in Bissingen Hygienebedenken äußerten. Leiterin Bettina Konrad reagierte daraufhin mit einem Geburtstagskuchenverbot – auch, wie sie in dem Elternbrief schreibt, auf „ausdrückliche Empfehlung des Gesundheitsamtes“hin. Zwischenzeitlich sprach die Behörde in Dillingen von einem Missverständnis, man habe kein generelles Verbot ausgesprochen. Aber im Umgang mit Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen sei durchaus Achtsamkeit geboten.
Jochen Konrad, ein betroffener Vater, hat kein Verständnis für dieses Kuchen-Verbot. Er machte deshalb auf einer Facebook-Seite mobil und sammelte seither Unterschriften. Ihn störe, dass „heutzutage lieber schnell was verboten wird, bevor man drüber nachdenkt“. Auch im Internet hat der Bissinger Kuund chenstreit eine Welle der Empörung ausgelöst. Und unzählige Medien berichteten tagelang auf allen Kanälen über und aus dem kleinen Ort im Landkreis Dillingen. Kamerateams positionierten sich vor dem Kindergarten, Eltern wurden interviewt die Telefone in der Einrichtung und in der Gemeinde standen nicht mehr still.
„Das kann man sich nicht vorstellen, was da in den vergangenen Tagen los war. Ein absoluter Wahnsinn“, sagt Stephan Herreiner, Zweiter Bürgermeister der Gemeinde. Der ungewollte Rummel belaste alle Beteiligten – Erzieherinnen, Mütter, Väter und auch die Kinder. „Deshalb gibt es von uns jetzt noch genau eine letzte Stellungnahme zu diesem Thema und dann muss im Kindergarten wieder Ruhe einkehren“, sagt Herreiner. Am Dienstagabend fand deshalb in der Bissinger Einrichtung ein Treffen, ein Kuchengipfel, statt. Bürgermeister, Kindergartenleiterin und Elternbeirat haben sich getroffen und beraten. Die endgültige Entscheidung hat das Kindergartenteam dann am Mittwoch für sich getroffen und unserer Zeitung exklusiv mitgeteilt. Leiterin Bettina Konrad erklärt: „Das Kuchen-Verbot bleibt bestehen. Diesen Weg ziehen wir jetzt durch.“Für diese Lösung habe sie sich mit ihrem Team entschieden und damit solle das Thema endgültig erledigt sein. Die Leiterin kommentiert abschließend: „Haben wir wirklich keine anderen Probleme? Es ist doch nur Kuchen. Den Kindern fehlt es an nichts.“Auch nicht an ihren Geburtstagen. An ihren Ehrentagen sind sie die Stars in der Bissinger Einrichtung. Es wird gesungen, die Buben und Mädchen dürfen sich ein Spiel aussuchen und es wird gemeinsam Brotzeit gemacht. Nur eben ohne Torte von zu Hause.