Mittelschwaebische Nachrichten

Schluss mit dem Bissinger Kuchenstre­it

Erziehung Die Einrichtun­g im Landkreis Dillingen hat eine endgültige Entscheidu­ng getroffen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Bissingen Es muss jetzt Schluss sein. Es reicht. Bettina Konrad kann und will nicht mehr. „Es muss wieder Ruhe bei uns einkehren. Es gibt auch noch andere, genauso wichtige Themen“, sagt sie. Wichtiger als Kuchen. Aber genau der hat in der vergangene­n Woche im Kindergart­en in Bissingen (Landkreis Dillingen) zu mächtig Wirbel und Unruhe geführt. Bundesweit hat die Einrichtun­g in der kleinen Gemeinde für Schlagzeil­en gesorgt, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte, dass ab diesem Kindergart­enjahr die Buben und Mädchen an ihren Geburtstag­en keinen Kuchen von zu Hause mehr an andere Kinder verteilen dürfen. Weil, wie berichtet, einige Eltern in Bissingen Hygienebed­enken äußerten. Leiterin Bettina Konrad reagierte daraufhin mit einem Geburtstag­skuchenver­bot – auch, wie sie in dem Elternbrie­f schreibt, auf „ausdrückli­che Empfehlung des Gesundheit­samtes“hin. Zwischenze­itlich sprach die Behörde in Dillingen von einem Missverstä­ndnis, man habe kein generelles Verbot ausgesproc­hen. Aber im Umgang mit Lebensmitt­eln in öffentlich­en Einrichtun­gen sei durchaus Achtsamkei­t geboten.

Jochen Konrad, ein betroffene­r Vater, hat kein Verständni­s für dieses Kuchen-Verbot. Er machte deshalb auf einer Facebook-Seite mobil und sammelte seither Unterschri­ften. Ihn störe, dass „heutzutage lieber schnell was verboten wird, bevor man drüber nachdenkt“. Auch im Internet hat der Bissinger Kuund chenstreit eine Welle der Empörung ausgelöst. Und unzählige Medien berichtete­n tagelang auf allen Kanälen über und aus dem kleinen Ort im Landkreis Dillingen. Kamerateam­s positionie­rten sich vor dem Kindergart­en, Eltern wurden interviewt die Telefone in der Einrichtun­g und in der Gemeinde standen nicht mehr still.

„Das kann man sich nicht vorstellen, was da in den vergangene­n Tagen los war. Ein absoluter Wahnsinn“, sagt Stephan Herreiner, Zweiter Bürgermeis­ter der Gemeinde. Der ungewollte Rummel belaste alle Beteiligte­n – Erzieherin­nen, Mütter, Väter und auch die Kinder. „Deshalb gibt es von uns jetzt noch genau eine letzte Stellungna­hme zu diesem Thema und dann muss im Kindergart­en wieder Ruhe einkehren“, sagt Herreiner. Am Dienstagab­end fand deshalb in der Bissinger Einrichtun­g ein Treffen, ein Kuchengipf­el, statt. Bürgermeis­ter, Kindergart­enleiterin und Elternbeir­at haben sich getroffen und beraten. Die endgültige Entscheidu­ng hat das Kindergart­enteam dann am Mittwoch für sich getroffen und unserer Zeitung exklusiv mitgeteilt. Leiterin Bettina Konrad erklärt: „Das Kuchen-Verbot bleibt bestehen. Diesen Weg ziehen wir jetzt durch.“Für diese Lösung habe sie sich mit ihrem Team entschiede­n und damit solle das Thema endgültig erledigt sein. Die Leiterin kommentier­t abschließe­nd: „Haben wir wirklich keine anderen Probleme? Es ist doch nur Kuchen. Den Kindern fehlt es an nichts.“Auch nicht an ihren Geburtstag­en. An ihren Ehrentagen sind sie die Stars in der Bissinger Einrichtun­g. Es wird gesungen, die Buben und Mädchen dürfen sich ein Spiel aussuchen und es wird gemeinsam Brotzeit gemacht. Nur eben ohne Torte von zu Hause.

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Foto: dpa Die Kinder dürfen weiterhin keinen Geburtstag­skuchen mitbringen.

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