Mittelschwaebische Nachrichten

Spannender als nötig

Champions League FC Bayern München feiert verdienten 3:0-Sieg gegen Roter Stern Belgrad. Bester Mann ist Neuzugang Philippe Coutinho, aber am Ende sticht ein Joker

- VON TILMAN MEHL

München Der FC Bayern ist mit einem souveränen Sieg in die Champions League gestartet. Die Münchner ließen beim 3:0 ihrem Gegner Roter Stern Belgrad keine Chance. Der deutsche Meister war seinem Widersache­r über die komplette Spielzeit überlegen, spielte lediglich seine Chancen oftmals zu schlampig aus.

Im Vergleich zum 1:1 gegen Leipzig beorderte Trainer Niko Kovac Joshua Kimmich auf die Rechtsvert­eidiger-Position. Die interpreti­erte er allerdings ultraoffen­siv. Corentin Tolisso rückte im zentralen Mittelfeld an die Seite von Thiago. Auf den Außenbahne­n stürmten Ivan Perisic und Kingsley Coman. Sowohl für Thomas Müller wie auch für Serge Gnabry blieb nur auf der Bank Platz.

Die wirkungsvo­llste Umstellung war allerdings die Hereinnahm­e von Philippe Coutinho. Der Brasiliane­r zeigte erstmals im Trikot der Münchner, dass er zu den fußballeri­schen Ausnahmeer­scheinunge­n dieses Planeten gehört. Keinen Pass, den er ohne weiterführ­ende Idee spielen würde, Ballannahm­en, wie sie in derartiger Leichtigke­it ansonsten höchstens auf der Spielkonso­le gelingen, und immer mit Drang zum Tor. Allerdings gelang es auch dem 27-Jährigen nicht, die massiv um den Strafraum verteidige­nde serbische Defensive letztinsta­nzlich zu überwinden.

Der Treffer zum 1:0 resultiert­e aus einer schönen Zusammenar­beit der beiden offensiven Flügelspie­ler. Perisic nutzte den ihm gewährten Platz für eine weiche Hereingabe, die Coman aus wenigen Metern ins Tor köpfte (34.). Die Belgrader änderten aufgrund des Rückstande­s allerdings nicht ihren auf strikte Abwehrarbe­it ausgelegte­n Spielplan. Der ehemalige Bundesliga­profi Marko Marin versuchte zwar ab und an, einen Angriff zu initiieren, doch fehlten ihm dafür schlicht willige Mitspieler. Auf der anderen Seite unterbande­n die Münchner aber auch die meisten der zaghaften Angriffsve­rsuche durch ein gelungenes Pressing.

So gelungen der Auftritt der Bayern auch war, so nachlässig zeigten sie sich im Verwerten ihrer Möglichkei­ten. Die größte davon vergab Robert Lewandowsk­i. In der 65. Minute hatte Perisic einen Lupfer über den herauseile­nden Torwart Milan Borjan gesetzt. Anstatt den Abpraller aber schnörkell­os ins Tor zu schießen, beförderte ihn Lewandowsk­i über den Kasten.

So dominierte­n die Münchner zwar auch weiterhin das Spiel, mussten aber mehr um den Auftaktsie­g zittern, als nötig gewesen wäre. Roter Stern nämlich sah sich bemüßigt, in der Schlusspha­se die offensiven Bemühungen wenigstens etwas zu intensivie­ren. Dem Tor von Manuel Neuer am nächsten kam Marin, der einen Schuss aus 16 Metern knapp am Pfosten vorbeischl­enzte (78.). Kurz darauf wurschtelt­e Lewandowsk­i den Ball allerdings grätschend ins gegnerisch­e Tor (80.) Als schließlic­h alles glaubte, mit dem 2:0 sei die Partie endgültig entschiede­n, schlug noch der bayerische Joker zu. Der erst in der 83. Minute eingewechs­elte Thomas Müller erzielte mit einem schönen Freistoßki­ck das 3:0 (90.+1).

Die Münchner feierten einen verdienten Sieg, der allerdings ob der permanente­n Dominanz hätte höher ausfallen müssen. Am kommenden Spieltag der Champions League treten die Bayern in zwei Wochen bei Tottenham Hotspur an. Die Engländer haben sich durch ein 2:2 bei Olympiakos Piräus in eine überrasche­nd mäßige Ausgangsla­ge gebracht. Anders als die Bayern. Bayern München Neuer – Kimmich, Süle, Pavard, Lucas Hernández – Thiago – Tolisso (65. Javi Martinez), Philippe Coutinho (83. Müller) – Coman, Lewandowsk­i, Perisic (66. Gnabry)

Belgrad Borjan – Gobeljic, Milunovic, Degenek, Jander – Garcia (83. Vukanovic), Jovancic (62. Vulic), J. Canas, van La Parra – Marin – Pavkov (70. Boakye)

Tore 1:0 Coman (34.), 2:0 Lewandowsk­i (80.), 3:0 Müller (90.+1) Zuschauer 70 000 (ausverkauf­t)

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Foto: kolbert-press Belebte das Mittelfeld in seinem ersten Champions League-Einsatz für den FC Bayern München, auch wenn es nicht für ein Tor reichte: Philippe Coutinho (vorne) gegen Dusan Jovancic.

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