Mittelschwaebische Nachrichten
Angriff vom Neptun
Ad Astra Brad Pitt bricht ins All auf, um die Menschheit zu retten und den Vater zu suchen
Elektromagnetische Stürme fordern zehntausende Opfer auf der Erde und den kolonialisierten Planeten. Sie kommen vom Neptun, deshalb schickt das Militär ihren besten Mann Roy McBride (Brad Pitt) dorthin. Hier wird auch sein Vater Clifford McBride (Tommy Lee Jones) vermisst, der vor vielen Jahren zu den Grenzen des Sonnensystems aufbrach und dafür Frau und Kind zurückließ. Er ist Legende unter den Raumfahrern, sein Lima-Projekt zur Suche nach außerirdischem Leben gilt allerdings als gescheitert.
Mit leiser Ironie schildert Regisseur James Gray („The Yards“, „Little Odessa“) in „Ad Astra“die Reise zum Neptun: Zum Mond geht es inkognito mit einem Billigflieger von Virgin Atlantic. Die Unendlichkeit, unbekannte Planeten und eine unvorstellbare Weite spiegeln zuerst das Innenleben des Protagonisten. Dramaturgisch bedient sich der lange Zeit packende Handlungsverlauf erstaunlich einfach bei klassischen Vorbildern: Wie in „Apocalypse Now“wird ein abtrünniger Held gesucht und soll eliminiert werden. Auf den Stationen zum Rande der Zivilisation sorgen Drogen und Wahnsinn für Verluste. Die blutrünstigen Menschenaffen, die eine komplette Forschungsschiff-Besatzung verspeist haben, sind Nachfahren der aggressiven Affen aus „2001 – Odyssee im Weltall“.
Brad Pitt verkörpert diese Figur wieder einmal sehr eindrucksvoll. Reizvoll gelang die Ästhetik – etwa mit den reflektierenden Gold-Visieren, die manchmal schwarze Löcher und spannende Szenerien reflektieren. James Gray verbraucht allerdings Millionen von Flug-Meilen und fast zwei Stunden Film, um herauszufinden, dass die ganze Raumfliegerei eigentlich nur Flucht ist, der Mensch ein soziales Wesen und es zu Hause am schönsten ist. Trotzdem könnte man wegen „Ad Astra“mal raus ins Kino gehen.
» Ad Astra (1 Std. 56 Min.), Science Fiction, USA 2019
Wertung ★★★✩✩