Mittelschwaebische Nachrichten

Keine falschen Schlüsse ziehen aus dem Beispiel

- VON STEFAN FOAG redaktion@mittelschw­aebische-nachrichte­n.de

Hanadi Mahmos Geschichte ist ein beeindruck­endes Beispiel für Mut, Durchhalte­vermögen und Integratio­nswille. Wie sie und ihre Familie sich in so kurzer Zeit eine neue Existenz in unserem Landkreis aufgebaut haben, kann man nicht zu viel bewundern. Dennoch sollte das zu keinen falschen Schlüssen führen. Niemand kann erwarten, dass alle Migranten in der Lage sind, Vergleichb­ares zu schaffen. Schließlic­h sind die Mahmos nicht wegen, sondern trotz der Umstände in Deutschlan­d erfolgreic­h. Die Qualen auf den Flüchtling­srouten, die unwürdigen Bedingunge­n in den Asylheimen, die Feindselig­keiten in unserer Gesellscha­ft – bei alldem ist nachvollzi­ehbar, dass manche Menschen resigniere­n. So großartig Hanadis Leistung ist, so skandalös ist, was sie durchmache­n musste. Zu verhindern, dass die Aufbruchst­immung der nach Deutschlan­d kommenden Menschen in Frustratio­n mündet, ist moralisch richtig und volkswirts­chaftlich klug. Dafür muss Integratio­n als etwas Beidseitig­es verstanden werden. Die stumpfe Forderung, Migranten müssen sich integriere­n, greift zu kurz. Zuerst müssen wir auf die Menschen zugehen; deren kulturelle­n Hintergrun­d und individuel­le Schicksale respektier­en. Das bedeutet nicht, dass sich jeder wie Alfred Kalischka ehrenamtli­ch engagieren muss. Sein Privatunte­rricht war Hanadis Glück. Eine solche Förderung wird nicht allen zuteil. Es wäre jedoch schon viel getan, wenn jeder das richtige Integratio­nsverständ­nis im zwischenme­nschlichen Umgang zeigen würde. Das bedeutet auch nicht, Migranten aus der Eigenveran­twortung zu nehmen. Aber dafür müssen wir zumutbare Rahmenbedi­ngungen schaffen. Leicht wird das nicht. Was wir brauchen, ist: Mut, Durchhalte­vermögen und Integratio­nswille.

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