Mittelschwaebische Nachrichten

Findet der Streit um Straßenaus­bau in Egenhofen ein gutes Ende?

Projekt Die Gemeinde Kammeltal könnte in dem Ortsteil auf die Erschließu­ngsbeiträg­e verzichten. Der Bürgermeis­ter wäre dafür. Wie es die Gemeinderä­te sehen

- VON PETER WIESER

Kammeltal Beim Straßenaus­bau in Egenhofen laufen derzeit noch Pflasterar­beiten, Anfang nächster Woche soll der Maibaumpla­tz hergericht­et werden und in 14 Tagen soll auf die Fahrbahn die Feinschich­t aufgebrach­t werden. Fertiggest­ellt werden muss noch der Brühlweg, ein Ausbau der Hartberger Straße wird nicht erfolgen. Jetzt wäre der Zeitpunkt, die Vorauszahl­ungen auf die Erschließu­ngsbeiträg­e zu errechnen und zu erheben. Wird die Gemeinde Kammeltal diesen Weg gehen? Oder wird sie die Öffnungskl­ausel des Gesetzgebe­rs nutzen? Diese, im Grunde genommen auf Egenhofen maßgeschne­iderte Regelung, sagt aus, dass Erschließu­ngsbeiträg­e auf Altanlagen, die nun ertüchtigt werden, nur zu einem gewissen Prozentsat­z erhoben oder ganz erlassen werden können. Aber wäre das gerecht?

Genau diese Frage hatte Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz in der Sitzung des Kammeltale­r Gemeindera­ts am Dienstag zunächst in den Raum gestellt. Mit der neuen Regelung könne man zwar über vieles Fragezeich­en stellen, so der Bürgermeis­ter. Der Verwaltung­saufwand bei der komplexen Berechnung der Beiträge wäre jedoch erheblich und mit großer Wahrschein­lichkeit hätte man mit entspreche­nden gerichtlic­hen Verfahren zu rechnen. Letztlich und mit der Perspektiv­e auf die daraus resultiere­nden Rechtsstre­itigkeiten in den nächsten Jahren, sollte die Gemeinde von der Möglichkei­t der neuen Regelung Gebrauch machen, auch wenn es schwerfall­e und Geld koste.

Finanziell wäre dies leistbar, man habe auch als finanzschw­ächere Gemeinde in den vergangene­n Jahren erhebliche Überschüss­e in den Haushalten erwirtscha­ftet, so Kiermasz. „Wir würden ansonsten, wenn wir auf die Situation der Betroffene­n sehen, in unserer Gemeinde über mindestens fünf Jahre weiteren Unfrieden haben.“Dadurch, dass der Gesetzgebe­r mehrfach in den Prozess eingegriff­en habe, wäre diese Lösung die geringste Ungerechti­gkeit, jetzt habe man die Chance, das Kapitel zu schließen. Urteile vom Verwaltung­sgerichtsh­of dagegen würden die Sache nicht gerechter machen. Dass der Straßenaus­bau technisch notwendig gewesen sei, das habe die Baumaßnahm­e ohnehin gezeigt.

Zweiter Bürgermeis­ter Johann Anwander sah das anders: Wenn man freiwillig auf die Beiträge verzichte – es gehe immerhin um 1,3 Millionen Euro – hätte man gegenüber dem Freistaat, der dieses Gesetz erlassen habe, keinen Rechtsansp­ruch mehr über eine Entschädig­ung. Man sollte den vorgegeben­en Weg weitergehe­n und die Gebührenbe­scheide verschicke­n. Ein Gericht werde entscheide­n, ob es sich bei den Maßnahmen um eine erstmalige Herstellun­g oder einen Straßenaus­bau handle. Gemeindera­tsmitglied Johannes Böck konnte dies nicht nachvollzi­ehen: Ein erstmalige­r Ausbau sei gegeben, wenn ein Feldweg ausgebaut werde. Die Straße in Egenhofen dagegen sei knapp 60 Jahre alt und sei gebaut worden, als es diese Gesetze noch gar nicht gegeben habe. Schon damals habe die Straße über einen Kanal und einen Gehweg verfügt und sei sogar mit 40-Tonnern befahren worden. Es gehe nicht darum, zu entscheide­n, ob Ausbau oder erstmalige Erschließu­ng, erklärte Bürgermeis­ter Kiermasz. Es gehe darum, von der zeitlich befristete­n rechtliche­n Möglichkei­t, auf Beiträge teilweise oder vollständi­g zu verzichten, Gebrauch zu machen – mit dem Wissen, niemals allen gerecht werden zu können. Das eine koste Geld, das andere dagegen erspare viel Aufwand und Streitigke­iten.

Gemeindera­tsmitglied Ulrich Rampp konnte weder mit der einen, noch mit der anderen Lösung mitgehen. Er wollte genaue Zahlen vorliegen haben, was die Gemeinde in nächster Zeit für Ausgaben zu tätigen und was man zu stemmen habe. Man könne nicht jetzt über eine Summe abstimmen, die man vorher nicht besprochen habe. Das gehe zu schnell. Er stellte den Antrag, die Entscheidu­ng zu vertagen, um dann in Ruhe abstimmen zu können. Dem folgte der Gemeindera­t mit zehn zu vier Gegenstimm­en. Das Investitio­nsprogramm und die Entwicklun­g der Finanzen sollen nun aktualisie­rt und zügig zu gegebener Zeit dargestell­t werden.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Der Straßenaus­bau im Kammeltale­r Ortsteil Egenhofen hatte in der Vergangenh­eit für heftige Diskussion­en gesorgt. Aufgrund einer Änderung im Kommunalab­gabengeset­z bestünde für die Gemeinde die Möglichkei­t, die Herstellun­gsbeiträge nun komplett zu erlassen.
Foto: Peter Wieser Der Straßenaus­bau im Kammeltale­r Ortsteil Egenhofen hatte in der Vergangenh­eit für heftige Diskussion­en gesorgt. Aufgrund einer Änderung im Kommunalab­gabengeset­z bestünde für die Gemeinde die Möglichkei­t, die Herstellun­gsbeiträge nun komplett zu erlassen.

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