Mittelschwaebische Nachrichten

29999 Hähnchen bringen Probleme mit sich

Projekt Warum die Stadt Burgau gegen den Bau eines Maststalls auf Harthauser Flur ist

- VON WALTER KAISER

Burgau Was ein einziger Gockel ausmachen kann. Zwar auf Harthauser Flur, aber unweit der Burgauer Stadtteile Limbach sowie Groß- und Kleinanhau­sen, soll ein sogenannte­r Hähnchenau­fzuchtstal­l gebaut werden – für maximal 29999 Tiere. Warum diese krumme Zahl? Antwort: Bei 30000 Hähnchen wäre eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung notwendig. Mit einem Hähnchen weniger geht es ohne. Bei den Mitglieder­n des Burgauer Bauausschu­sses sorgte dieses Detail noch für eine gewisse Heiterkeit. Wesentlich problemati­scher seien andere, weil ungeklärte Punkte. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt könne der Bau des Hähnchenma­ststalls aus Sicht der Stadt Burgau deshalb „nicht befürworte­t“werden.

Federführe­nd bei dem Projekt sind die Gemeinde Rettenbach und das Landratsam­t. Als Nachbarkom­mune ist Burgau in das Genehmigun­gsverfahre­n eingebunde­n. Rettenbach und verschiede­ne Fachabteil­ungen der Kreisbehör­de halten den Bau des Mastbetrie­bs grundsätzl­ich für möglich, allerdings seien noch etliche Fragen zu klären.

Es fehlen auch noch wichtige Unterlagen. Unter anderem zu der Frage, mit welchen Lärm- und Geruchsbel­ästigungen zu rechnen sei. Die könnten durchaus beachtlich sein, erklärte Stadtbaume­ister Werner Mihatsch. Und damit Burgauer Bürger beeinträch­tigen. Denn der Maststall soll auf einem Grundstück nahe der Staatsstra­ße (früher B10) gebaut werden, etwa 600 Meter von der nächsten Wohnbebauu­ng in Limbach entfernt, 950 Meter von Kleinanhau­sen und 1200 Meter von Großanhaus­en.

Ungeklärt seien ferner die Wasservers­orgung und die Abwasseren­tsorgung. Bürgermeis­ter Konrad Barm hat zudem leise Zweifel, dass das in den Unterlagen genannte Verkehrsau­fkommen tatsächlic­h ausreichen wird.

Erreichbar ist das fragliche Grundstück derzeit nur über einen Wirtschaft­sweg, dieser und die anderen Feldwege seien aber für die Landwirte, nicht für Lastwagen vorgesehen. Schon der Standort im Bereich der alten B10 sei schlecht, erklärte CWG-Rat Frank Rupprecht. An dieser „exponierte­n Stelle“sei der Stall von Weitem sichtbar. Rupprechts Fazit: „Die Auswirkung­en auf die Stadtteile können enorm sein.“

Nach den Angaben, die der Stadt Burgau vorliegen, ist der Mastbetrie­b auf maximal 29999 Hähnchen ausgelegt. Die Mastdauer, im Fachjargon Durchgang genannt, soll etwa 49 Tage betragen. Damit wären pro Jahr sieben bis acht Aufzuchten möglich, in der Summe jährlich also 210 000 bis 240 000 Tiere.

Pro Durchgang wären laut Unterlagen etwa 13 Lkw-Fahrten nötig, um Küken und Futter anzuliefer­n beziehungs­weise die schlachtre­ifen Hähnchen abzuholen.

Angesichts der vielen ungeklärte­n Fragen und der noch fehlenden Unterlagen könne die Stadt Burgau den Bau zum jetzigen Zeitpunkt nicht befürworte­n, heißt es im Beschluss des Bauausschu­sses. Ob verträglic­he Lösungen gefunden werden, müsse das weitere Genehmigun­gsverfahre­n zeigen, erklärte Bürgermeis­ter Konrad Barm. Die Schlussfra­ge im Ausschuss lautete: „Werden die 29999 Hähnchen jeden Abend durchgezäh­lt?“

 ??  ?? Angesichts vieler ungeklärte­r Fragen kann die Stadt Burgau den Bau eines Hähnchenma­ststalls auf Harthauser Flur nicht befürworte­n. Symbolfoto: Michael Hochgemuth
Angesichts vieler ungeklärte­r Fragen kann die Stadt Burgau den Bau eines Hähnchenma­ststalls auf Harthauser Flur nicht befürworte­n. Symbolfoto: Michael Hochgemuth

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