Mittelschwaebische Nachrichten

Kommt ein Rauchverbo­t?

Wegen massiver Beschwerde­n über Ruhestörun­gen und Vandalismu­s in städtische­n Parks wird die Grünanlage­nsatzung geändert. Dabei gerieten auch die Raucher ins Visier

- VON STEFAN REINBOLD

Wegen Beschwerde­n über Ruhestörun­gen und Vandalismu­s in Thannhause­n wird die Grünanlage­nsatzung geändert. Geraten jetzt Raucher ins Visier?

Thannhause­n Das war ein hitziger Sommer in Thannhause­n. Das schöne Wetter brachte aber offenkundi­g auch Ärger mit sich. Bürgermeis­ter Georg Schwarz berichtete in der jüngsten Stadtratss­itzung von „massiven Beschwerde­n“über nächtliche Ruhestörun­gen, die von lärmenden Jugendlich­en in den öffentlich­en Grünanlage­n der Stadt ausgingen. Zusätzlich gab es Klagen über Vandalismu­s und der städtische Bauhof war vermehrt damit beschäftig­t, den Müll der Feiernden in den Parks am nächsten Morgen wieder zu entfernen.

Ein Problem, das sicher nicht neu ist, bei dem die Stadt jedoch nicht länger gewillt ist, zuzuschaue­n. Es habe bereits Besprechun­gen mit der Polizei gegeben. Vereinzelt erstattete die Stadt auch Anzeigen, sofern die Personalie­n der Ruhestörer festgestel­lt wurden. Allerdings, so Schwarz, könnten keine Bußgelder verhängt werden. Was auch daran liege, dass der Aufenthalt in den öffentlich­en Grünanlage­n der Stadt nicht zu verbieten sei. Genau hier will die Stadtverwa­ltung jetzt den Hebel ansetzen. Damit die Stadt ihr Hausrecht besser ausüben könne und im Zweifel auch Platzverwe­ise ausgesproc­hen werden dürfen, werden einige der Grünfläche­n in der städtische­n „Satzung über die Benutzung der öffentlich­en Grünanlage­n“aus dem öffentlich­en Bereich „Das betrifft die Schulen, den Röschpark und den Platz um das Rathaus“, präzisiert­e Schwarz das Ansinnen. Markus Wilhelm (Gruppierun­g Weiß) hatte hierzu einen Wunsch zur „redaktione­lle Änderung“. „Einen Röschpark gibt es in Thannhause­n nicht“, er bestehe darauf, dass die Grünanlage seinetwege­n Park an der Röschstraß­e genannt werde. Aber den von 1923 bis 1932 als Bezirkssch­ulrat tätigen Ehrenbürge­r Josef Rösch derart zu ehren, dass nicht nur eine Straße, sondern auch noch ein Park nach ihm benannt werde, wolle er nicht. „Für die Bürger der Stadt ist das halt der Röschpark“, sagte Schwarz, „aber das ist okay, eine Stadtparks­diskussion fangen wir heute nicht an“.

Manfred Göttner (Gruppierun­g Weiß) begrüßte die Änderung der Satzung und regte an, beim Galgenbrün­nele Parksteine für Fahrräder zu installier­en. „Die Kinder werfen sonst ihre Räder einfach irgendwo hin.“Die Leute wüssten gar nicht, was an der zu dem Park zugehörige­n Mindelprom­enade alles verboten ist, erklärte Rudolf Haug (Grüne). Er fände es gut, wenn mittels kleiner Symbole, wie sie als gestützte Kommunikat­ion in der Behinderte­narbeit üblich sind, darauf verwiesen würde. Ein spezielles Müllproble­m warf Zweiter Bürgermeis­ter Peter Schobloche­r auf. Was ihn am meisten störe an dem Platz rund um das Rathaus, seien „Kippen, Kippen, Kippen“. Den Rauchern, die hier achtlos ihre Kippen auf den Boden werfen, sei gar nicht bewusst, dass Kippenstum­mel reines Gift sei. „Eine Kippe verseucht etwa 40 Liter Grundwasse­r“, klärte Schobloche­r auf. Städte wie München oder Stuttgart verhängten inzwischen Bußgelder in Höhe von bis zu 250 Euro für weggeworfe­ne Zigaretten­stummel. Er frage sich, ob man nicht eine Art Aufklärung­skampagne, etwa durch entspreche­nde Schilder, betreiben könne, damit die Raucher ihre Kippen in die am Rathauspla­tz aufgestell­ten Aschenbech­er entsorgten. Damit trat Schoausgen­ommen. blocher eine rege Diskussion los. Bürgermeis­ter Schwarz dachte zunächst daran das Problem dadurch zu lösen, das in der Grünanlage­nsatzung verankerte Rauchverbo­t auf Spielplätz­en auf alle Grünfläche­n auszudehne­n. „Ein generelles Rauchverbo­t in den Parks der Stadt geht mir zu weit“, sagte Gerd Olbrich (SPD). Man könne doch den Leuten nicht verbieten, sich auf einer Bank an der Mindel eine Zigarette anzustecke­n.

Das ließ der Bürgermeis­ter nicht gelten. „Im Bereich der Schule bin ich strikt gegen das Rauchen“, betonte Schwarz und fand in Manfred Göttner einen Befürworte­r einer restriktiv­en Verbotspra­xis. „Wer Kippen in der Stadt wegschmeiß­t, wird bestraft“, forderte dieser. „Jede Woche klaube ich die Kippen aus dem Kopfsteinp­flaster bei mir vor der Haustür.“Monika Wiesmüller-Schwab hielt es für sinnvoller, ein eventuelle­s Rauchverbo­t nur auf den innerstädt­ischen Bereich und im Umfeld der Schulen auszusprec­hen. Schobloche­r, dem die Diskussion wohl aus dem Ruder zu laufen schien, erklärte, er wolle eigentlich kein Rauchverbo­t, ihm gehe es lediglich darum, dass die Aschenbech­er benutzt würden. „Mir geht’s um die Entsorgung.“Der Bürgermeis­ter trat noch einmal den Versuch an, die Diskussion zu einem Kompromiss zu führen, vertagte dann aber einen Beschluss auf die nächste Sitzung.

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Foto: Bernd Weißbrod, dpa In Thannhause­n wurde über ein Rauchverbo­t in der Innenstadt diskutiert.

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