Mittelschwaebische Nachrichten
Commerzbank streicht Stellen
Der Schrumpfkurs bei den Frankfurtern geht weiter. Nach früheren Sparprogrammen sinkt die Zahl der Jobs weiter. Und das ist längst noch nicht alles
Frankfurt am Main Stellenabbau, Filialschließungen und Verkauf von Tafelsilber: Mit harten Einschnitten will sich die Commerzbank gegen Zinstief und Ertragsschwäche stemmen. Seit Freitag liegen die Eckpunkte des Plans für die nächsten Jahre auf dem Tisch, Entscheidungen sollen in der nächsten Woche fallen. „Vorstand und Aufsichtsrat haben noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms eine Entscheidung getroffen“, betonte das Frankfurter Geldhaus. Klar sei jedoch: „Ein weiterer konzernweiter Stellenabbau ist leider unvermeidbar.“
Am kommenden Mittwoch und Donnerstag beraten Vorstand und Aufsichtsrat über die Pläne, am Freitag, den 27. September will Vorstandschef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen. Voraussichtlich fallen etwa 4300 Vollzeitstellen weg. Weil zugleich in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik 2000 Stellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabbau „möglichst sozialverträglich“zu gestalten, versicherte das Institut.
Die Commerzbank, deren größter Anteilseigner seit der Finanzkrider deutsche Staat ist, hat ihre Belegschaft in den vergangenen Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkräfte sank von 43300 auf 40 700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38000 sein.
Das vergleichsweise große Filialnetz mit etwa 1000 Standorten wird die Commerzbank ausdünnen. Etwa 200 Zweigstellen könnten geschlossen werden. Welche Standorte es treffen würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfilialen und großen Standorten mit Komplettangebot. Die Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen beziffert die Commerzbank nach derzeitiger Berechnung auf 850 Millionen Euro. Mittelfristig rechnet das Geldhaus mit sinkenden Ausgaben: 2023 sollen die Kosten um rund 600 Millionen Euro unter denen des laufenden Jahres liegen.
Auf der anderen Seite will die Bank 750 Millionen Euro vor allem in digitale Angebote stecken. Das Geld für diese Investitionen soll maßgeblich aus dem Verkauf der polnischen Tochter mBank komse men. Die vergleichsweise profitable mBank ist an der Warschauer Börse derzeit mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzbank hält 69,3 Prozent an dem Institut.
Dagegen will die Commerzbank ihre Online-Tochter Comdirect mit Sitz in Quickborn in Schleswig-Holstein, an der sie nach letzten Angaben gut 82 Prozent hält, ganz übernehmen. Infolge der fortschreitenden Digitalisierung glichen sich die Geschäftsmodelle von Commerzbank und Comdirect immer stärker an. Für den Fall eines Übernahmeangebots, soll den Comdirect-Aktionären eine Prämie von 25 Prozent auf den Aktienkurs geboten werden. Die Commerzbank-Aktie reagierte am Freitag mit leichten Zuwächsen. Der Wert der Anteilsscheine der Comdirect schnellte um fast ein Viertel in die Höhe und erreichte das Niveau von Anfang Oktober 2018.
An ihrer grundsätzlichen Ausrichtung auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand ändert die Commerzbank, die vor einem Jahr aus dem Leitindex Dax abgestiegen war, nichts. Mit der Profitabilität jedoch war der Vorstand zuletzt nicht zufrieden.