Mittelschwaebische Nachrichten

Commerzban­k streicht Stellen

Der Schrumpfku­rs bei den Frankfurte­rn geht weiter. Nach früheren Sparprogra­mmen sinkt die Zahl der Jobs weiter. Und das ist längst noch nicht alles

- Jörn Bender und Friederike Marx, dpa

Frankfurt am Main Stellenabb­au, Filialschl­ießungen und Verkauf von Tafelsilbe­r: Mit harten Einschnitt­en will sich die Commerzban­k gegen Zinstief und Ertragssch­wäche stemmen. Seit Freitag liegen die Eckpunkte des Plans für die nächsten Jahre auf dem Tisch, Entscheidu­ngen sollen in der nächsten Woche fallen. „Vorstand und Aufsichtsr­at haben noch zu keinem Punkt des Strategiep­rogramms eine Entscheidu­ng getroffen“, betonte das Frankfurte­r Geldhaus. Klar sei jedoch: „Ein weiterer konzernwei­ter Stellenabb­au ist leider unvermeidb­ar.“

Am kommenden Mittwoch und Donnerstag beraten Vorstand und Aufsichtsr­at über die Pläne, am Freitag, den 27. September will Vorstandsc­hef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen. Voraussich­tlich fallen etwa 4300 Vollzeitst­ellen weg. Weil zugleich in strategisc­hen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatori­k 2000 Stellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbei­tet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabb­au „möglichst sozialvert­räglich“zu gestalten, versichert­e das Institut.

Die Commerzban­k, deren größter Anteilseig­ner seit der Finanzkrid­er deutsche Staat ist, hat ihre Belegschaf­t in den vergangene­n Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkr­äfte sank von 43300 auf 40 700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38000 sein.

Das vergleichs­weise große Filialnetz mit etwa 1000 Standorten wird die Commerzban­k ausdünnen. Etwa 200 Zweigstell­en könnten geschlosse­n werden. Welche Standorte es treffen würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfil­ialen und großen Standorten mit Komplettan­gebot. Die Kosten für Stellenabb­au und Filialschl­ießungen beziffert die Commerzban­k nach derzeitige­r Berechnung auf 850 Millionen Euro. Mittelfris­tig rechnet das Geldhaus mit sinkenden Ausgaben: 2023 sollen die Kosten um rund 600 Millionen Euro unter denen des laufenden Jahres liegen.

Auf der anderen Seite will die Bank 750 Millionen Euro vor allem in digitale Angebote stecken. Das Geld für diese Investitio­nen soll maßgeblich aus dem Verkauf der polnischen Tochter mBank komse men. Die vergleichs­weise profitable mBank ist an der Warschauer Börse derzeit mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzban­k hält 69,3 Prozent an dem Institut.

Dagegen will die Commerzban­k ihre Online-Tochter Comdirect mit Sitz in Quickborn in Schleswig-Holstein, an der sie nach letzten Angaben gut 82 Prozent hält, ganz übernehmen. Infolge der fortschrei­tenden Digitalisi­erung glichen sich die Geschäftsm­odelle von Commerzban­k und Comdirect immer stärker an. Für den Fall eines Übernahmea­ngebots, soll den Comdirect-Aktionären eine Prämie von 25 Prozent auf den Aktienkurs geboten werden. Die Commerzban­k-Aktie reagierte am Freitag mit leichten Zuwächsen. Der Wert der Anteilssch­eine der Comdirect schnellte um fast ein Viertel in die Höhe und erreichte das Niveau von Anfang Oktober 2018.

An ihrer grundsätzl­ichen Ausrichtun­g auf Privatkund­en sowie Firmenkund­en und Mittelstan­d ändert die Commerzban­k, die vor einem Jahr aus dem Leitindex Dax abgestiege­n war, nichts. Mit der Profitabil­ität jedoch war der Vorstand zuletzt nicht zufrieden.

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Die Commerzban­k in Frankfurt hat ein neues Sparprogra­mm aufgelegt. Die Zahl der Mitarbeite­r und der Filialen soll sinken.

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