Mittelschwaebische Nachrichten

Söders grüne Strategie geht auf

- VON HENRY STERN rys@augsburger-allgemeine.de

Es ist erst gut ein Jahr her, da hatte sich Markus Söder im Landtagswa­hlkampf noch mächtig verzockt: Um zur AfD abdriftend­e Wähler zurückzuge­winnen, versuchte er sich am politische­n Spagat von Rechtsauße­n bis in die liberale Mitte – und verlor Zustimmung an beiden politische­n Enden.

Doch Söder wäre nicht Söder, würde er nicht aus eigenen Fehlern lernen: Inzwischen will der CSUPolitik­er die AfD längst wieder „bis aufs Blut“bekämpfen. Um neue Stimmen zu gewinnen, grast er stattdesse­n in der politische­n Mitte, in der sich zuletzt die Grünen ausgebreit­et hatten.

Man mag Söders grüne ÖkoWende für unglaubwür­dig halten oder inhaltlich kritisiere­n: Strategisc­h scheint sein Plan aber aufzugehen. Anstatt in diesen Wochen als Klima-Verweigere­r gegen einen Rettet-die-Bienen-Volksentsc­heid anzurennen, hat er das Volksbegeh­ren einfach umarmt. Mehr noch: Beflügelt von ordentlich­en Umfragewer­ten sieht er sich gar schon an der Spitze der Bewegung – als Bewahrer des Ausgleichs zwischen ökologisch­en, ökonomisch­en und sozialen Fragen. Grüne und SPD tun sich in Bayern erkennbar schwer, dagegenzuh­alten, ohne als kleinliche Erbsenzähl­er oder maßlose Öko-Puristen zu erscheinen. Und die Freien Wähler tragen Söders grüne Wende bislang mit – was ihren Kommunalwa­hlkampf im nächsten Jahr nicht einfacher machen dürfte. Ein Jahr nach der Landtagswa­hl setzt Söder jedenfalls die politische Agenda im Freistaat. Eine Garantie für künftige Erfolge ist das noch nicht. Aber auch keine schlechte Ausgangsba­sis.

Lesen Sie dazu „Grüne und SPD hadern mit Söders Kurs“auf der zweiten

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany