Mittelschwaebische Nachrichten
Söders grüne Strategie geht auf
Es ist erst gut ein Jahr her, da hatte sich Markus Söder im Landtagswahlkampf noch mächtig verzockt: Um zur AfD abdriftende Wähler zurückzugewinnen, versuchte er sich am politischen Spagat von Rechtsaußen bis in die liberale Mitte – und verlor Zustimmung an beiden politischen Enden.
Doch Söder wäre nicht Söder, würde er nicht aus eigenen Fehlern lernen: Inzwischen will der CSUPolitiker die AfD längst wieder „bis aufs Blut“bekämpfen. Um neue Stimmen zu gewinnen, grast er stattdessen in der politischen Mitte, in der sich zuletzt die Grünen ausgebreitet hatten.
Man mag Söders grüne ÖkoWende für unglaubwürdig halten oder inhaltlich kritisieren: Strategisch scheint sein Plan aber aufzugehen. Anstatt in diesen Wochen als Klima-Verweigerer gegen einen Rettet-die-Bienen-Volksentscheid anzurennen, hat er das Volksbegehren einfach umarmt. Mehr noch: Beflügelt von ordentlichen Umfragewerten sieht er sich gar schon an der Spitze der Bewegung – als Bewahrer des Ausgleichs zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Fragen. Grüne und SPD tun sich in Bayern erkennbar schwer, dagegenzuhalten, ohne als kleinliche Erbsenzähler oder maßlose Öko-Puristen zu erscheinen. Und die Freien Wähler tragen Söders grüne Wende bislang mit – was ihren Kommunalwahlkampf im nächsten Jahr nicht einfacher machen dürfte. Ein Jahr nach der Landtagswahl setzt Söder jedenfalls die politische Agenda im Freistaat. Eine Garantie für künftige Erfolge ist das noch nicht. Aber auch keine schlechte Ausgangsbasis.
Lesen Sie dazu „Grüne und SPD hadern mit Söders Kurs“auf der zweiten