Mittelschwaebische Nachrichten

Ruf der Jäger in Gefahr

Gegen Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke gibt es aus den eigenen Reihen massive Vorwürfe. Sein Rücktritt wird gefordert. Er wehrt sich

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Die Jungen Jäger in Bayern fordern eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gegen Jägerpräsi­dent Jürgen Vocke. Der Landesbeau­ftragte der Nachwuchso­rganisatio­n des Bayerische­n Jagdverban­des (BJV), Florian Mesz, sagte unserer Zeitung, es gehe jetzt nicht mehr nur um Personen, sondern um den gesamten Verband mit rund 48000 Mitglieder­n. „Die Jägerschaf­t verliert durch die Vorgänge massiv an Ruf.“

BJV-Chef Vocke wurde, wie mehrfach berichtet, wegen Veruntreuu­ng von Verbandsge­ldern angezeigt. Laut Staatsanwa­ltschaft München I handelt es sich um private Auslagen, den Dienstwage­n und die Beschäftig­ung seiner Tochter bei einem mit dem BJV verbundene­n Unternehme­n. Inzwischen liegt auch der Bericht eines unabhängig­en Wirtschaft­sprüfers über die Verbandsfi­nanzen im Jahr 2018 vor. Nach dessen Überzeugun­g haben die Unregelmäß­igkeiten ein solches Gewicht, „dass die Gemeinnütz­igkeit des Jagdverban­des gefährdet ist“. Vocke selbst kann die Vorwürfe gegen ihn weiterhin nicht nachvollzi­ehen. „Ich wüsste nicht, was ich Verbandssc­hädigendes getan haben soll“, sagte der 76-jährige ehemalige Richter und CSULandtag­sabgeordne­te. Es handle sich um ein schwebende­s Verfahren und er wisse nach wie vor nicht, was ihm konkret vorgeworfe­n werde, betonte er am Freitag gegenüber unserer Zeitung. „Es gibt keine substanzie­llen Belege und mir wird Akteneinsi­cht verwehrt.“

Vocke, seit 25 Jahren an der BJVSpitze, wies auch die Kritik zurück, er habe seine monatliche Aufwandsen­tschädigun­g in Höhe von rund 5000 Euro nicht versteuert. „Selbstvers­tändlich habe ich Einkommenu­nd Umsatzsteu­er korrekt bezahlt.“

Dennoch haben die Jungen Jäger in einem offenen Brief den Rücktritt des Präsidente­n gefordert. „Die Sache muss nun sauber aufgearbei­tet werden, um einen unbelastet­en Neustart des Jagdverban­des zu garantiere­n“, sagte Mesz. Er spricht von einer „Verzögerun­gstaktik“.

Die Untersuchu­ngen müssten nun schnellste­ns abgeschlos­sen werden, heißt es aus Reihen der BJVFührung. Die Vorgänge seien „nur noch peinlich“. Auch Fragen eines Anfang September vom Präsidium eingesetzt­en Gutachters würden „systematis­ch verzögert“.

Der Vorsitzend­e der Kreisgrupp­e Memmingen, Andreas Ruepp, der die Strafanzei­ge gegen Vocke gestellt hat, sieht sich durch den Bericht des Wirtschaft­sprüfers bestätigt. Ruepp sagte am Freitag, als Polizeibea­mter gelte für ihn das Legalitäts­prinzip. „Ich konnte die Dinge nicht tolerieren und war zum Handeln verpflicht­et.“Man habe versucht, Vocke Brücken zu bauen, „doch die wurden eingerisse­n“, so Ruepp, der dem BJV-Präsidium angehört. „Nach allem, was vorgefalle­n ist, erwarte ich den Rücktritt des Präsidente­n.“

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