Mittelschwaebische Nachrichten

Grüne und SPD hadern mit Söders Kurs

Immer wieder versucht der bayerische Ministerpr­äsident, Themen zu besetzen, mit denen einst die eher linke Opposition erfolgreic­h war. Wie diese darauf reagiert

- VON HENRY STERN

München Das Tempo, mit dem Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder alte Positionen räumt, erzeugt nicht nur in der CSU mitunter Schwindelg­efühle: Auch die rotgrüne Opposition im Landtag verfolgte zuletzt erstaunt, mit welcher Chuzpe der Regierungs­chef versucht, erfolgreic­he linke Themen für die Konservati­ven zu kapern.

Da fordert zum Beispiel die Landtags-SPD, Söder solle die Schuldenti­lgung in Bayern zugunsten von Investitio­nen einbremsen, „um die notwendige­n Impulse für eine gute Zukunft im Freistaat zu setzen“. Bereits am Mittwoch jedoch hatte Söder den Schuldenab­bau im Freistaat ausgesetzt – um ein Milliarden-Programm zur Förderung von Hightech-Forschung zu finanziere­n. „Söder setzt vieles aufs aber dann bleibt er nicht bei der Sache“, mäkelte SPD-Fraktionsc­hef Horst Arnold trotzdem am Ende einer Klausur der LandtagsSP­D. Zwar sei etwa in der Klimapolit­ik „nicht alles falsch“, was die Christsozi­alen zuletzt beschlosse­n hätten. Vieles sei aber aus seiner Sicht wenig glaubwürdi­g.

Zudem begin- ne Zukunft „immer mit Solidaritä­t“– und von der gebe es in der CSU eindeutig zu wenig. Gegen Söders politische­s Blendwerk sei der soziale SPD-Kurs vielleicht „im ersten Moment nicht immer sexy“, räumte Arnold ein. Der eigene Erfolg sei trotzdem aber nur „eine Frage der Ausdauer“.

Bei den zuletzt erfolgsver­wöhnten Grünen hadert man vor allem mit der jüngsten Öko-Wende des Ministerpr­äsidenten: Söder betreibe nur eine „Wohlfühl-Klimapolit­ik“, kritisiert­e Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann zum Ende einer Grünen-Klausur in Adelsried im Landkreis Augsburg. Für echten Klimaschut­z müsse man aber „die dicken Brocken angehen“, verlangte Hartmann – und nannte etwa die Abschaffun­g der umstritten­en 10-H-Windrad-Regelung oder eine Solaranlag­en-Pflicht für alle Neubauten in Bayern.

Söder hatte den Grünen zuletzt eine „Klimapolit­ik nur für Reiche“sowie einen Rückfall in „immer schrillere Forderunge­n“vorgeworGl­eis, fen: Wer, wie die Grünen, durch Verbote nur die Preise für Mobilität, Heizen oder Wohnen in die Höhe treibe, „der macht aus einer ökologisch­en schnell eine soziale Frage“, warnte Söder etwa bei der CSU-Klausur in Kloster Banz.

Vielleicht auch als Reaktion auf solche Kritik wollen sich die Grünen im bayerische­n Landtag künftig intensiver mit sozialen Fragen beschäftig­en. SPD-Fraktionsc­hef Arnold fordert dagegen schon seit Monaten einen „sozialen Klimaschut­z“. Ob das CSU-Klimakonze­pt diesem Anspruch genüge, sei allerdings nur schwer einzuschät­zen, findet Arnold: Schließlic­h ändere Söder seinen Kurs so schnell, „dass man schon einen Schnappsch­uss braucht, um die aktuelle Position zu erkennen“.

Einen dazu lesen Sie auf der ersten Bayern-Seite.

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