Mittelschwaebische Nachrichten
Kira Dorn war schon flotter
Tatort: Die harte Kern
ARD, 20.15 Uhr Es gibt die Fraktion, die den „Tatort“nur dann akzeptiert, wenn er so behäbig humorvoll daherkommt wie das bei Mediziner Prof. Boerne und Kommissar Thiel regelmäßig passiert. Das Bier steht auf dem Couchtisch, das Knabberzeug ist griffbereit. Tatsächlich aber haben die Ermittler Kira Dorn und Lessing aus Weimar die Münsteraner längst abgehängt. Die Beziehungs-Frotzeleien des Paares sind unter intellektuellen Aspekten vergnüglich, ohne die Spannung zu vernachlässigen.
Umso überraschter ist der geneigte Zuschauer, wenn er feststellen muss, dass „Die harte Kern“sich als dürftige, klischeehafte Geschichte entpuppt. Lessing (Christian Ulmen) erlebt, dass er sich plötzlich auf der anderen Seite des Verhörtisches und dann in der Zelle wiederfindet.
Der dubiose Schrottplatzbesitzer Harald Knopp, der vor 15 Jahren eine Kunstsammlerin ermordet haben soll, wird erschossen aufgefunden – getötet mit Lessings Dienstwaffe. Was ja alles andere als originell ist: Der Polizist als Opfer, gepiesackt von der frustrierten Sonderermittlerin Eva Kern (Nina Proll), der „harten Kern“halt. Die merkwürdige Verwandtschaft des Toten samt der esoterischen Witwe und der Theater-spielenden Schwägerin sind dramaturgisch so wenig prickelnd wie jene wertvolle Statue mit vermeintlich düster-magischen Kräften.
Eindimensionale Charaktere, der Plot bleibt dünn. Kein augenzwinkernder Erzählfluss. Zwar gibt es mit dem Verweis auf „Thelma & Louise“wieder einen Link für Filmfreaks, aber Nora Tschirner als Kira Dorn irrt allein durch das kriminelle Dickicht, nur unterstützt vom Faktotum Lupo. Die Tschirner, zurzeit im Kino in „Gut gegen Nordwind“zu sehen, schwächelt diesmal im „Tatort“. Schade um die Schauspielerin, mit der 72 Prozent aller Männer gerne in Urlaub fahren würden, wie ein Klatschmagazin verriet. Aber Lessing sitzt eben im Knast und somit kochen die witzigen Spinnereien bloß auf Sparflamme, fehlt das Spiel des Paares mit den Mythen des Alltags. Hoffen wir, dass „Die harte Kern“nur ein Ausrutscher ist. Rupert Huber