Mittelschwaebische Nachrichten
Buchheims Verflechtung
Neues Buch zu Wirken des Autors in NS-Zeit
München Der 2007 gestorbene Kunstsammler und Buchautor („Das Boot“) Lothar-Günther Buchheim war nach Erkenntnissen des Journalisten Gerrit Reichert weitaus stärker in die NS-Propaganda eingebunden als bisher bekannt. Buchheim habe seine Rolle im Propaganda-Apparat der Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg geschönt. Zu diesem Schluss kommt Reichert in seinem gerade erschienenen Buch „U 96 – Realität und Mythos: Der Alte und LotharGünther Buchheim“(Mittler Verlag).
Vor allem befasst sich Reichert mit der Funktion Buchheims in der 1942 von Hitler angeblich persönlich initiierten „Staffel der Bildenden Künstler“(SBK). So beschreibt er, dass Buchheim den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Karl Dönitz, zwei Mal porträtiert habe. Seine Gemälde hätten Hitler und dessen Propaganda-Chef Joseph Goebbels besonders gut gefallen. Reichert ist überzeugt davon, dass Buchheim sich erst nach dem Krieg vom Propaganda-Experten der Nazis zum Pazifisten gewandelt habe.
Der Direktor des Buchheim-Museums im oberbayerischen Bernried am Starnberger See, Daniel J. Schreiber, erklärte auf Anfrage, das Museum habe die Recherchen von Autor Reichert unterstützt. Es gehe um die historisch-kritische Aufarbeitung von Buchheims Rolle in der NS-Diktatur. „Man muss in die Quellen schauen, um herauszufinden, wie es war“, erläuterte Schreiber. „Das sollte jeder tun.“
Lothar-Günther Buchheim war Kriegsberichterstatter. Seine Erlebnisse als Besatzungsmitglied von U-Booten schilderte er in dem später von Wolfgang Petersen erfolgreich verfilmten Roman „Das Boot“. Seine umfangreiche Kunstsammlung ist in dem nach ihm benannten Museum zu sehen, das 2001 eröffnet wurde.