Mittelschwaebische Nachrichten

Aus dem kleinen ist ein großes Juwel geworden

Bei einer Feierstund­e in Günzburg wurde der erste Teil des neuen Finanzamts eröffnet. Bis zum Jahr 2023 soll das Schlossens­emble rundum saniert sein

- VON WALTER KAISER

Günzburg Die Festredner waren sich einig: „Hier ist ein kleines Juwel entstanden.“Bei einer Feierstund­e in der Hofkirche ist am Freitagvor­mittag der erste aufwendig sanierte und modernisie­rte Teil des Finanzamts Günzburg offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Rund sieben Millionen Euro sind in das neue Service-Center im Erdgeschos­s und die ersten umgebauten Räume für die Beschäftig­ten der Finanzbehö­rde in den oberen Stockwerke­n im Westflügel des Schlosses investiert worden. Weitere 13 Millionen sind für die beiden folgenden Sanierungs­abschnitte im Nord- und im Südflügel vorgesehen. Bis 2023 soll das Schlossens­emble im Herzen der Stadt rundum saniert sein, einschließ­lich Schlosspla­tz und Außenanlag­en. Aus dem kleinen dürfte dann ein großes Juwel geworden sein.

In seinem Grußwort deutete der Landtagsab­geordnete Alfred Sauter an, wie dick die Bretter sind, die es im politische­n Geschäft zu bohren gilt. Vor nicht weniger als 25 Jahren sei erstmals darüber nachgedach­t worden, das Günzburger Amtsgerich­t aus dem Schlossgeb­äude auszulager­n und in einem neuen, eigenen Gebäude unterzubri­ngen. Viel Wasser war seitdem die Donau hinabgeflo­ssen. Erst vor wenigen Jahren hat das Gericht ein neues Domizil erhalten, zusätzlich­e Räume sind dadurch für das Finanzamt freigeword­en. Versierten Planern und Handwerker­n sei es gelungen, den Westflügel des Schlosses so zu sanieren, dass Alt und Neu ein harmonisch­es Ganzes bilden, erklärte Sauter. Er und Bauministe­r Hans Reichhart würdigten zudem den Umstand, dass es in vorbildlic­her Weise gelungen sei, Kunst- und Architektu­rhistorisc­hes wieder erlebbar zu machen. Ausgerechn­et auf der Toilette, so möchte man meinen, ist die Geschichte des Günzburger Schlosses in Wort und Bild nachvollzi­ehbar.

Wie aufwendig und schwierig die Umbauarbei­ten waren, wurde anhand eines kurzen Films in der Hofkirche bildlich dargestell­t. Steuern und Abgaben sind nicht unbedingt beliebt. Der erste Sanierungs­abschnitt des Finanzamte­s seien allerdings der Beleg dafür, dass mit dem Geld der Steuerzahl­er verantwort­ungsund sinnvoll umgegangen werde – zum Nutzen der Beschäftig­ten und der Bürger sowie zum Erhalt historisch­er Denkmäler, betonten Sauter und Reichhart.

Dem schloss sich in seinem Grußwort Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer an. Es sei für die Stadt eine Freude, „die immense Aufwertung“des Schlossens­embles, das einzige aus habsburgis­cher Zeit in Deutschlan­d, erleben zu dürfen. Zu den weiteren Umbaumaßna­hmen des Schlossgeb­äudes gehöre auch die Sanierung des benachbart­en Heimatmuse­ums, betonte der Bürgermeis­ter.

Im Anschluss an die Feierstund­e in der Hofkirche segneten der evangelisc­he Pfarrer Friedrich Martin und sein katholisch­er Amtskolleg­e Christoph Wasserrab das neue Service-Center. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“, heißt es in der Bibel. In heutiger Zeit sind das die Steuern, die notwendig seien, um das Gemeinwohl im Gesamten und den Erhalt historisch­er Gebäude im Besonderen finanziere­n zu können, betonten die beiden Geistliche­n bei der Segnung der Räumlichke­iten.

Petra Bergmüller, die Leiterin des Finanzamts, hatte in der Hofkirche zahlreiche Ehrengäste begrüßt. Die Feierstund­e war glatt über die Bühne gegangen. Mit einer Ausnahme. Die Orgel der Kirche hatte bei der letzten Probe gestreikt. Organist Josef Reichl musste deshalb improvisie­ren. Auf einem eilends herbeigesc­hleppten Keyboard umrahmte er die Feierstund­e – der Würde des Vormittags tat das keinerlei Abbruch.

Am Nachmittag durften sich dann interessie­rte Bürger im Schloss umschauen: Das Finanzamt zeigte seine Räume bei einem Tag der offenen Türe. Damit das Steuergehe­imnis unbedingt gewahrt blieb, durften die Besucher nur im Rahmen von Führungen das Gebäude besichtige­n, Steuerunte­rlagen wurden in dieser Zeit abgedeckt.

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Der erste Bauabschni­tt für das Finanzamt im Schloss Günzburg ist fertig. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde der Westflügel grundlegen­d renoviert.
Foto: Weizenegge­r Der erste Bauabschni­tt für das Finanzamt im Schloss Günzburg ist fertig. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde der Westflügel grundlegen­d renoviert.
 ?? Foto: Greta Kaiser ?? Die Pfarrer Friedrich Martin und Christoph Wasserrab segneten das neue Finanzamt.
Foto: Greta Kaiser Die Pfarrer Friedrich Martin und Christoph Wasserrab segneten das neue Finanzamt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany