Mittelschwaebische Nachrichten

Was will ich werden?

Wann Berufsorie­ntierungst­ests weiterhelf­en. Und wie man gute Angebote erkennt

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„Sortiere folgende Tätigkeite­n nach Interesse: Fahrzeuge bedienen, Informatio­nen sorgfältig analysiere­n, Plakate und Flyer entwerfen, den Problemen anderer zuhören“. So oder so ähnlich lauten die Aufgabenst­ellungen bei Orientieru­ngstests zur Berufswahl. So sollen Schüler oder Studierend­e herausfind­en, für welche Jobs sie geeignet sein könnten oder welche Aufgaben sich für ihren Persönlich­keitstyp anbieten. Berufsorie­ntierungs- und Persönlich­keitstests unterschei­den sich dabei: Das Grundprinz­ip ersterer bestehe im Vergleich der Job-Anforderun­gen mit den Fähigkeite­n und Interessen von Ratsuchend­en, erklärt Heinz Schuler. Der emeritiert­e Professor der Personalps­ychologie hat selbst lange zur Berufsbera­tung geforscht. Persönlich­keitstests nutze man hingegen, um festzustel­len, ob Gewissenha­ftigkeit oder Leistungsm­otivation ausreichen, berufliche­n Anforderun­gen gerecht zu werden. Bei der Berufsorie­ntierung haben allerdings Persönlich­keitstests weit geringeren Nutzen als Fähigkeits- und Interessen­tests, so Schuler.

Die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) bietet gleich mehrere unterschie­dliche Analyse-Werkzeuge an. Wichtig: Für die Tests müssen junge Menschen zuvor noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen. Aber auch wer bereits eine konkrete Vorstellun­g hat, kann eine mögliche Alternativ­e zu den bisherigen Überlegung­en entdecken, erklärt Mark-Cliff Zofall, Bereichsle­iter Berufsbera­tung bei der Arbeitsage­ntur.

Nicht immer jedoch haben die Fragebögen ein konkretes Ergebnis. Je nach Testverfah­ren darf man konkrete Berufsvors­chläge erwarten oder aber eine grobe Orientieru­ng für eine möglicherw­eise passende Richtung, sagt Angelika Gulder, Psychologi­n und Karriere-Coach. Entscheide­nd sei daher, sich im Vorhinein klar zu machen, was Ziel und Absicht des Tests sind. Interessie­rte sollten sich beim Ausfüllen immer ehrlich positionie­ren und auch Schwächen eingestehe­n. Gulder empfiehlt, sich am besten mehrere Einschätzu­ngen einzuholen. Am Ende fügen sich dann alle Ergebnisse in einem Gesamtbild zusammen.

Ob ein Test eine Bedeutung für den weiteren Karrierewe­g hat, hängt auch damit zusammen, wie viel man hineininte­rpretiert und welche Aussagekra­ft dem Test beigemesse­n wird. Aber: Gute Tests können ganz wesentlich dazu beitragen, dass Menschen und Berufe gut zusammenpa­ssen, wie durch Literatur belegt wird, findet Schuler. Bei internetge­stützten Orientieru­ngstests sei die Evaluation aber grundsätzl­ich schwierige­r, weil die Durchführu­ng anonym erfolgt. Den einen, optimalen Zeitpunkt für die Anwendung eines AnalyseWer­kzeugs gibt es nicht. Manchmal ist ein solcher Test sinnvoll, um den ohnehin schon favorisier­ten Weg zu bestätigen. In anderen Fällen hilft ein Fragebogen, eine entscheide­nde Tendenz einzuschla­gen. „Je jünger ein Mensch ist, desto wichtiger ist eine gut überlegte Weichenste­llung, da die getroffene Entscheidu­ng eine Richtung für den Rest des Lebens legen kann“, sagt Gulder.

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Foto: Christin Klose/dpa-tmn Viele Schüler haben ihr Berufsbild noch nicht immer klar vor Augen: Orientieru­ngstests können in solchen Situatione­n helfen, eine Richtung auszuloten.

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