Mittelschwaebische Nachrichten

Die Frage der Woche Kuchen für den Kindergart­en backen?

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Gibt es denn keine wichtigere­n Probleme mehr in diesem Land? Im Landkreis Dillingen hat ein Kindergart­en entschiede­n: Kein Essen mehr von privat für Feiern im Kindergart­en. Und statt sich zu freuen, dass sie nie mehr Geburtstag­skuchen für die Feier im Kindergart­en backen müssen, regen sich Eltern darüber noch auf! Im Ernst: Man möchte kein Kindergart­enleiter sein in diesen Tagen. Wie man es macht, ist es verkehrt. Was ihre Kinder angeht, verstehen Eltern heute keinen Spaß. Und über kaum etwas kann man so gut streiten wie über die richtige Ernährung. Was also hilft? Erst einmal durchatmen. Locker werden. Und sich dann der Grundfrage widmen: Will man das denn, Kuchen backen für den Kindergart­en?

Ja, früher gab es das nicht. Das stimmt, aber Kinder verbringen heute auch viel mehr Zeit im Kindergart­en als früher. Deswegen hat das gemeinsame Feiern von Geburtstag­en in der Gruppe eine andere Bedeutung bekommen. Natürlich ersetzt das nicht die Feier und die Zuwendung zu Hause. Aber zu lernen, sich mit anderen Kindern zu freuen und selbst auch einmal im Mittelpunk­t zu stehen, schaden der Kinderseel­e sicher nicht. Womit wir wieder zum Thema Ernährung kommen. Muss es denn unbedingt Kuchen zum Geburtstag sein? Nein, natürlich nicht. Wenn Sie Ihrem Kind eine Freude machen wollen und Ihr Sohn oder Ihre Tochter das so gerne mag, können Sie natürlich auch einen Gemüsetell­er vorbereite­n. Das Ding ist nur, dass die meisten Kinder da nicht anders sind als die Erwachsene­n: Eine Geburtstag­sfeier ohne Kuchen finden sie eher fad. Und warum sollte man seinen Kindern nicht gönnen, was man für sich selbst ganz selbstvers­tändlich in Anspruch nimmt. Noch ein Trost: Nach drei Jahren endet der Kindergart­en.

Feiern ist super! Dies mal nur vorneweg, nicht dass ein Missverstä­ndnis entsteht. So ein Kindergebu­rtstag wird ja auch ausgiebig gefeiert. Jedes Jahr aufs Neue. Da kommen die Omas und Opas, die Tanten und Onkel. Natürlich gibt es zu diesem Anlass schicke Kuchen und etwas später ein Abendessen. Dann der Geburtstag mit den Freunden. Natürlich gibt es da – diesmal lustige – Kuchen und eventuell etwas später gegrillte Würstel in der Semmel.

Und dann sind da noch die obligatori­schen Muffins oder Marmorkuch­en mit Smarties auf dem Schokoguss, die zur Party im Kindergart­en und in der Schule mitgegeben werden.

Es gibt Phasen im Elterndase­in, da könnte man auch ohne Probleme einen Gastronomi­ebetrieb aufmachen, vor allem wenn so ein Geburtstag in den Sommermona­ten liegt und Eltern auch Kuchenbuff­ets, was für eine praktische Einnahmequ­elle, bestücken sollen. Das ist alles für sich betrachtet in Ordnung, in der Summe aber zu viel. Vor allem zu viel Arbeit. Als ob die Tage nicht ohnehin schon genug vollgepack­t wären. Es soll sie geben, die Mütter und Väter, die abends zur Entspannun­g gerne Mürbteig kneten, ich habe noch keine kennengele­rnt.

Auch habe ich keine Sorgen, dass kindliche Schäden entstehen, wenn in einem Kindergart­en und einer Schulklass­e ein Geburtstag ohne Kuchen gefeiert wird. Die Realität sieht nämlich meist so aus: Muffins und Ähnliches kommen als angebissen­e Teigklumpe­n in der Brotzeitbo­x zurück. Und landen dann im Mülleimer. Schade um Zeit, Mühe und Lebensmitt­el. Da kann man sich leicht auch jede Menge andere schöne Geburtstag­srituale ausdenken. Der Bissinger Cake-Gate. Hätte ich doch damals nur die Idee mit den hygienisch­en Bedenken gehabt…

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