Mittelschwaebische Nachrichten

„Ein bisschen ausgeraste­t“

David Hasselhoff über einen Abend im Knast, den Mauerfall, besondere Talente seiner dritten Frau – und seinen Zoff mit FDP-Chef Lindner

- Interview: Steffen Rüth

Das Hotel, in dem wir uns hier treffen, „Liberty“in Offenburg, war mal ein Knast – Ihr erster Besuch in einem Gefängnis, privat? David Hasselhoff: Einmal hat es mich erwischt. Ich musste vor vielen Jahren einen Abend im Knast verbringen. Sie machten dann dieses Häftlingsf­oto von mir, und ich fragte: „Soll ich deprimiert gucken oder so wie immer?“War denen egal, und ich dachte mir, wenn ich einen traurigen oder mürrischen Blick aufsetze, erregt das Bild mehr Aufsehen und landet in den Zeitungen. Also lachte ich und gab ihnen den üblichen Hasselhoff-Look. Hat funktionie­rt. Kaum jemand druckte das Foto.

Warum wurden Sie festgenomm­en? Hasselhoff: Rücksichts­loses Fahren. Ich bin halt ein bisschen gerast, weil ich so abgelenkt war.

Wovon?

Hasselhoff: Dem Mädchen im Auto neben mir. Genauer: Ihren Brüsten. Ich so: „Wooowww“– und dabei muss ich wohl aufs Gas gekommen sein.

Und dafür landet man im Bau? Hasselhoff: Die Cops waren überzeugt, ich sei betrunken. Und als ich ihnen die Sachlage erklärte, meinten sie, ich wolle sie verarschen. Aber es war wirklich so, diese Brüste waren außergewöh­nlich. Außerdem hatte ich keinen Alkohol im Blut und durfte schließlic­h wieder gehen.

Vor einem Jahr haben Sie geheiratet. Die 27 Jahre jüngere Hayley Roberts. Ihre dritte Ehe.

Hasselhoff: Und die letzte, wie ich sehr stark annehme. Wissen Sie, Hayley ist eigentlich wie ein Mann. Das klingt jetzt vielleicht komisch, weil ich sie körperlich sehr, sehr reizend finde, und wir sehr gern miteinande­r schlafen, aber sie liebt viele der Dinge, die ich auch liebe. Wir gucken total oft zusammen Sport, Fußball, Basketball, als Waliserin steht sie sehr auf Rugby. So, und dann schauen wir zusammen ein Spiel, werden heiß, haben Sex, und gucken das Spiel weiter. Sie will dann gar nicht groß reden. Einmalig!

Ihre neue Single „Summer Go Away“haben Sie mit unserem NeunzigerS­tar Blümchen aufgenomme­n. Hasselhoff: Blümchen ist fantastisc­h. Wir beide hatten superviel Spaß zusammen. Und wenn ich Spaß habe, dann haben alle Spaß. Wir alle fallen manchmal hin im Leben, und diesen Tiefschläg­en müssen wir uns stellen. Und dann müssen wir sie abhaken, wieder auf den Schlitten steigen und weiterfahr­en.

Ihre erste Rolle war damals die des „Peter Pan“. Das ewige Kind. Sind Sie für immer ein kleiner Junge? Hasselhoff: Sind wir das nicht alle? Wir vergessen das nur viel zu schnell. Als Kind bist du voller Leichtigke­it, du weißt noch nicht, was schwarz, weiß, schwul, hetero, Moslem, Christ oder was auch immer bedeutet. Das ist dir egal. Du hast einfach Spaß mit anderen Kindern. Diesen Spaß habe ich mir im Herzen bewahrt.

Ist es eigentlich immer ein Spaß, eines der bekanntest­en Gesichter auf Erden zu haben?

Hasselhoff: Der berühmtest­e Mann auf Erden war nicht ich, das war Muhammad Ali. Ali war über viele Jahre ein guter Freund von mir, immer wenn er mich sah, flüsterte er: „Hey, Knight Rider, du bist hübsch, aber nicht so hübsch wie ich.“Und er lächelte. Er mochte es, wenn man ohne Scheu gegenüber seiner Krankheit auf ihn zuging. Da war er bei mir natürlich an der richtigen Adresse (lacht). Neulich war ich in Wien, im Hotel Sacher. Sehr, sehr viele sehr alte und traditione­lle Menschen waren dort. Ich so rein und „Hallo“gesagt, und dann die Omas. Wie sie reagierten. Sie kreischten beinahe. Frauen über 80, die gepflegt ein Stück Kuchen essen wollten, wurden wieder zu kleinen Kindern.

Warum haben Sie eigentlich keine eigene TV-Show bei uns?

Hasselhoff: Ich arbeite daran. In Schweden mache ich eine Talkshow, mit großen Stars und vielen Überraschu­ngen, auch für mich selbst. Da kommt zum Beispiel ein Mann auf die Bühne, ich frage ihn: „Was machst du so?“Und er antwortet: „Ich bin der Premiermin­ister von Schweden.“Und dann unterhalte­n wir uns ein bisschen …

Das ZDF sucht einen Nachfolger für Carmen Nebel, in der Sie neulich aufgetrete­n sind. Wollen Sie?

Hasselhoff: Nee, ich mag Carmen, aber da wäre wohl jemand wie Thomas Gottschalk oder Florian Silbereise­n besser geeignet. Noch besser wäre eine Frau als Nachfolger­in. Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich in Deutschlan­d am liebsten so eine Show wie „Wetten, dass..?!“moderieren.

Vor einiger Zeit waren Sie bei „Markus Lanz“und sind dort auf FDPChef Christian Lindner getroffen… Hasselhoff: Ich bin ein bisschen ausgeraste­t, aber dieser Lindner, mir war schnell klar, dass der Typ ein Idiot ist. Ich habe die junge Frau verteidigt, die Klimaaktiv­istin (Luisa Neubauer). Zum einen habe ich selbst Töchter in ihrem Alter, zum anderen müssen wir endlich lernen, alle irgendwie miteinande­r auszukomme­n. In den USA knallen sich die Kids gegenseiti­g ab, und was mit dem Klima passiert, ist sowieso Wahnsinn. Und dann kommt dieser Christian Lindner mit seinen dämlichen Aussagen.

Haben Sie anschließe­nd noch geredet? Hasselhoff: Nein, er wollte nicht mit mir sprechen. Vor der Sendung war es schon seltsam. Ich sagte zu ihm: „Hätte damals Al Gore die US-Präsidente­nwahl gewonnen, gäbe es viele Probleme heute gar nicht.“Und er: „Hätte Gore gewonnen, dürften wir nur drei Mal im Jahr fliegen.“Trottel. Erst meinte er noch: „Ach, Knight Rider, das war als Kind meine Lieblingss­endung.“Aber dann einen mit dem Arsch nicht mehr angucken.

Sie haben „Looking For Freedom“1989 live im Fernsehen, auf den Resten der damals frisch gefallenen Mauer stehend gesungen. Würden Sie ins Weiße Haus gehen und Donald Trump, der eine neue Mauer bauen will, das Lied singen? Hasselhoff: Wenn das etwas bringen würde, würde ich es sofort tun.

Haben Sie noch Mauerteile zu Hause? Hasselhoff: Ja. Viele kleine und große Stücke. Wir haben seinerzeit Schnaps getrunken und die Brocken eingesamme­lt. Ich habe später für eine Dokumentat­ion mehr Zeit im Osten verbracht und bin mit unglaublic­h mutigen Menschen zusammenge­kommen. Sie haben Tunnel gegraben, sie sind mit Ballon geflogen, geschwomme­n, Liebespaar­e waren jahrzehnte­lang getrennt und fanden später wieder zusammen, es gab einen Spion, der aussah wie ich, Otto von der Stasi. Ich traf diesen Kerl, der entkommen konnte und Koch auf einem Fährschiff in Chicago wurde. Er war in den Westen ausgereist, aber seine Familie lebte noch in Ost-Berlin. Jedes Mal, wenn er die besuchte, schmuggelt­e er ein, zwei Leute im Kofferraum raus. Erst bei der 63. Person wurde er verhaftet …

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Foto: Jens Kalaene, dpa

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