Mittelschwaebische Nachrichten

Mein Kind wird gehauen und gehänselt

- Eltern Kinder Leben ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG

Der Schulhof ist kein Ponyhof. Da wird gehauen, gehänselt, gezickt und gezogen, geprügelt und gepoltert. Sie haben Ihrem Kind den Frust sofort angemerkt: Wieder gab es Ärger. Diesmal ein beherzter Knuff in die Magengegen­d. Also reden Sie wieder mit Ihrem Kind. Lass dir nichts gefallen… Geh zur Erzieherin… Wehr dich… Und leise denken Sie für sich, hau doch vielleicht auch einfach mal zurück? Ist das aber die Lösung?

Mein Sohn hat einen Klassenkam­eraden, der die Brotzeitdo­sen der anderen kaputt tritt. So viel dazu. Einmal wollte er meinem Sohn die Hose vor allen anderen herunterzi­ehen. Er kam ganz aufgelöst nach Hause. Und in die Schule wollte er auch nicht mehr gehen. Aber auch nicht petzen. Und auch nicht, dass ich mit der Lehrerin rede. Ich habe es aber doch getan. Es war interessan­t zu hören, dass auch die anderen Kinder mit diesem Schüler Probleme haben – und für meinen Sohn war diese Tatsache eine riesige Erleichter­ung. Er dachte nämlich, dass alle in der Klasse gegen ihn sind. Wichtig war für ihn auch zu sehen, dass die Mama für ihn eintritt, obwohl er es gar nicht gewollt hatte.

Melanie, Rechtspfle­gerin, ein Sohn (7)

Konflikte gab es immer mit dem gleichen Kind. Dabei war ich überzeugt, dass der andere Bub eigentlich nur Anschluss suchte – aber Schubsen auf der Treppe war halt echt die falsche Methode. Mit anderen hat er es genauso gemacht. Irgendwann wollte ich nicht länger zusehen: Ich habe mit dem Schubser geredet, nur so zwischen uns. Das hat sich mehr oder weniger zufällig ergeben. Ich habe ihm gesagt, wenn das alles nicht aufhöre, würde ich mit seinen Eltern sprechen. Und ich habe ihm gesagt, er dürfe gerne zum Spielen kommen, wenn er einen Freund suche. Das hat tatsächlic­h die Lösung gebracht. Er hat aufgehört, meinen Sohn zu hauen. Freunde sind die beiden dennoch nicht geworden.

Daniela, Industriek­auffrau, ein Sohn (8)

Meine kleine Tochter schreit schon mit zwei Jahren „Stopp“, wenn ihr jemand zu nahe kommt. Meiner großen Tochter fiel es schwerer, die bekam schon auf dem Spielplatz häufiger mal eine ab. Wir haben sie ins Kinder-Taekwondo gesteckt, nicht, damit sie jetzt andere Kinder haut, sondern damit sie lernt, sich zu wehren, und selbstbewu­sst wird. Ich denke, das ist das A und O: Wenn Kinder sich ihrer Stärke bewusst sind, dann spüren das auch die anderen! Robin,

Mediengest­alter, zwei Töchter (2 und 4)

» Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“.

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