Mittelschwaebische Nachrichten
Hier geht die Post ab
Warum Amerikaner und Chinesen sich sogar ums Porto streiten
Den FC Bayern kennt jedes Kind. Es gibt allerdings Vereine, die kennt kein Mensch – und sie sind trotzdem wichtiger als die Münchner Fußballer. Erst wenn es zu Problemen kommt, erfährt man beispielsweise von einem Zusammenschluss wie dem Weltpostverein, obwohl der bereits seit 144 Jahren existiert.
Gegründet wurde er auf Vorschlag des deutschen Generalpostdirektors Heinrich von Stephan. Und dank dieses Vereins erreichen fast jeder Brief und jedes Päckchen, die irgendwo in der Welt aufgegeben werden, vergleichsweise schnell und zu überschaubaren Kosten ihr Ziel. 192 Staaten machen mit bei der segensreichen Sache. Nun aber ist die Universal Postal Union in ziemliche Turbulenzen geraten – und das liegt, wieder einmal, an Differenzen zwischen China und den USA. Die Amerikaner drohen mit dem Ausstieg, was dem Aus des Vereins gleichkäme. Das wiederum würde auch für deutsche Verbraucher deutlich höhere Gebühren bei Sendungen ins Ausland bedeuten.
Aber worum geht es eigentlich? Die USA behaupten, Amerikaner würden für ihre Sendungen zu viel bezahlen. Ärmere Länder können ihre Post nämlich zu günstigeren Konditionen verschicken und davon profitieren ehemals ärmere und jetzt schnell aufstrebende Nationen wie China extrem. Dort jagen OnlineHändler Millionen Sendungen praktisch zum Nulltarif um die Welt. Durch den boomenden Onlinehandel sehen sich Amerikaner, aber auch Europäer gewaltig benachteiligt. Denn es ist günstiger, ein Päckchen von China in die USA zu schicken als von Denver nach New York. Löst sich der Verein allerdings auf, wären
für den Postversand aufwendige wechselseitige Vereinbarungen zwischen all den Ländern nötig. Das klingt mitten im Online-Zeitalter wie ein Schritt zurück ins Zeitalter des Posthorns.