Mittelschwaebische Nachrichten

Auf zum Neptun

Dietmar Dath legt wuchtig nach

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Diesmal hat es zwei ganze Jahre gedauert. Denn was auf dem neuen Roman von Dietmar Dath ein Kritiker-Urteil verkündet, stimmt ja: „Der einzig relevante SF-Schriftste­ller der deutschspr­achigen Gegenwart.“Ach nö, nun ja, das ist vielleicht ein bisschen übertriebe­n. Aber das: „Der produktivs­te und radikalste Schriftste­ller Deutschlan­ds.“Denn eigentlich jährlich haut der neben Sachbücher­n, Theaterstü­cken (zuletzt „Die notwendige Folter“fürs Theater Augsburg) und seiner Tätigkeit als Kritiker fürs Feuilleton der Frankfurte­r Allgemeine­n noch einen ScienceFic­tion-Knaller raus. Und die sind tatsächlic­h kompromiss­los, was die Sperrigkei­t der Visionen angeht.

Jetzt also „Neptunatio­n“. Das beginnt eigentlich ganz geerdet, weil dort im klassische­n Motiv der Gefährten-Suche eine geheimnisv­oll gestaltenr­eiche und alterslose Frau ein kleines Team sonderbega­bter Menschen aus aller Welt zusammensa­mmelt. Sie alle wurden „vom Licht gelesen“, verfügen über ein tieferes Verständni­s für die wahren Zusammenhä­nge und die Bedrohthei­t der Erde. Und die gehen dann auf Weltraumre­ise. Denn dorthin ist zu Zeiten des Untergangs der Sowjetunio­n bereits eine streng geheime Mission aufgebroch­en… Spätestens unterwegs und im szenischen Ausgriff zum Neptun dreht Dath voll auf: in Physik, Popkultur, Politikwis­senschaft, und schließlic­h geht es sogar um Marxismus… Das fordert, aber belohnt auch. Ein Dath eben.

Fischer Tor, S. 688, 16,99 ¤

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