Mittelschwaebische Nachrichten
Messi entscheidet nicht über das Kanalsystem
Die Wahl zum besten Fußballer oder zum besten Trainer der Welt ist eine knallharte Auslese. Alle Nationaltrainer auf dem Globus sind aufgerufen, frei von jeglicher persönlicher Betroffenheit oder Sympathie ihre drei Favoriten zu küren, ebenso wie alle Nationalmannschaftskapitäne und die Vertreter der Sportpresse.
So weit die Theorie. In der Praxis werden die Kriterien, nach denen die Punkte vergeben werden, deutlich weicher gehandhabt. Das zeigt sich, wenn man etwa die Wahl des französischen Kapitäns Hugo Lloris etwas genauer unter die Lupe nimmt: Der Torwart wählte seinen Vereinscoach bei Tottenham, Mauricio Pochettino. Auf Platz zwei setzte Lloris mit Didier Deschamps seinen Nationalcoach. Es ist anzunehmen, dass Lloris seinen Lehrern früher in der Schule immer die Tasche vom Klassenraum zum Lehrerzimmer getragen hat.
Cristiano Ronaldo, der aus unerfindlichen Gründen bei der Preisverleihung fehlte, vergab seine Stimmen wohl nach taktischen Kriterien: Für Messi gab es nichts, dafür für die aussichtslosen Matthijs de Ligt, Frenkie de Jong und Kylian Mbappé.
Batio Mohamed Youssouf, der Kapitän des ostafrikanischen Landes Dschibuti, hat dagegen eine vergleichsweise originelle Wahl abgegeben: Der beste Trainer der Welt ist für ihn Djamel Belmadi, der mit der algerischen Nationalelf den Afrika Cup gewann. Auf den Plätzen folgen der Franzose Didier Deschamps und
Ricardo Gareca, der mit dem peruanischen
Team ins Finale der südamerikanischen Copa América vordrang.
Im Grund ist eine WeltfußballerWahl auch nichts anderes als eine Gemeinderatswahl: zu einem gewissen Grad eine Sympathiefrage. Auch diejenigen, die darüber entscheiden, ob nun die Umgehungsstraße kommt oder ab wann das Kanalsystem denn endlich saniert wird, werden nicht nur wegen ihrer fachlichen Qualifikation, sondern ebenfalls wegen ihrer Beliebtheitswerte ins Amt gewählt.
Nur einen Unterschied gibt es: Wer es in einen bayrischen Gemeinderat schafft, sitzt dort sechs Jahre lang, während der Weltfußballer jedes Jahr aufs Neue ermittelt wird. Und Messi muss danach nichts mehr entscheiden, auch nicht über das Kanalsystem. Vielleicht sollte man sich die Wahlentscheidung für den Gemeinderat doch etwas besser überlegen als die zum Weltfußballer.