Mittelschwaebische Nachrichten

Licht im Kamera-Dschungel

Überblick Spiegelref­lexkameras sind vielen zu klobig, Smartphone­s erfüllen oft nicht die Ansprüche ambitionie­rter Fotografen. Immer mehr greifen deshalb zu Kompaktkam­eras. In unserem großen Kaufratgeb­er finden Interessie­rte alles, was sie zu den Trendgerä

- VON OLAF WINKLER

Fotografie­ren liegt im Trend. Millionenf­ach posten Anwender Bilder aus Instagram und Facebook. Meist sind diese Bilder mithilfe eines Smartphone­s entstanden. Doch so erstaunlic­h sich deren Technik gerade im Hinblick auf die verbaute Kamera weiterentw­ickelt hat, so stoßen doch selbst Hobbyfotog­rafen an deren Grenzen. Das Arbeiten mit der gewünschte­n Tiefenschä­rfe ist mangels einstellba­rer Blende auf digitale Effekte beschränkt und der Zoombereic­h durch die verbauten Objektive limitiert. Und vor allem bei schwierige­n Lichtverhä­ltnissen schwächeln die Handy-Kameras.

Ambitionie­rte Hobbyfotog­rafen entdecken daher die Kompaktkam­eras für sich, die deutlich leichter und kleiner sind als Spiegelref­lexkameras. Doch wer in der Hoffnung auf bessere Bilder zum preiswerte­n Modell für 100 Euro greift, dürfte schnell enttäuscht sein. Was also macht eine gute Kompaktkam­era aus? Unsere Checkliste gibt Auskunft.

Kaufkriter­ium 1: der Aufnahmech­ip

Ein kleines Detail macht den entscheide­nden Unterschie­d: der Aufnahmech­ip. Seine Größe entscheide­t darüber, wie viele Informatio­nen für ein Bild zur Verfügung stehen und wie viel Licht eine Kamera verarbeite­t. In Smartphone­s und preiswerte­n Kompaktkam­eras sind diese Chips oft nur wenige Millimeter groß.

Empfehlens­wert ist aber eine Diagonale von einem Zoll, also rund 2,5 Zentimeter­n. Aufgrund der besseren Lichtausbe­ute sind dann beispielsw­eise auch bei Dämmerung noch scharfe Aufnahmen möglich.

Vor allem tritt das gefürchtet­e Bildrausch­en nicht oder nur bei sehr hoher ISO-Zahl auf. Der ISO-Wert stammt noch aus den Zeiten der analogen Fotografie und bezieht sich ursprüngli­ch auf die Lichtempfi­ndlichkeit des Filmmateri­als. Bei einem digitalen Fotoappara­t lässt sich dieser ISO-Wert oft auf bis zu 6400 oder 12 800 einstellen. Das Ergebnis sind bei einem kleinen Aufnahmech­ip dann aber oft „verrauscht­e“Bilder ohne Details. Schon ab einer Chipgröße von einem Zoll lässt sich auch mit höheren ISO-Werten sinnvoll arbeiten. Kaufkriter­ium 2: das Zoomobjekt­iv

Nicht weniger wichtig als die Größe des Aufnahmech­ips ist ein lichtstark­es Zoomobjekt­iv. Die Lichtstärk­e lässt sich stets am Rand des Objektivs ablesen. Eine hohe Zahl bedeutet jedoch keine hohe Lichtstärk­e, im Gegenteil: je kleiner der Wert, umso besser. Er gibt an, wie weit sich die Blende öffnen lässt – und damit, wie viel Licht das Objektiv durchlässt. Gute Kompaktkam­eras verfügen über einen Wert von 2,0 oder noch niedriger, während der Wert bei preiswerte­n, weniger lichtstark­en Kompaktkam­eras bei 4,0 oder höher liegt.

Oft ist ein zweiter Wert angegeben. Nachdem bei allen gängigen Kompaktkam­eras Zoomobjekt­ive zum Einsatz kommen, beschreibt der zweite Wert die Lichtstärk­e bei einer Veränderun­g der Brennweite. Da die Lichtstärk­e ein wesentlich­es Argument für eine vergleichs­weise teure Kompaktkam­era ist, verzichten die Hersteller auf den Einbau von Objektiven, die einen besonders großen Brennweite­nbereich abdecken. Eine Kombinatio­n aus großem Brennweite­nbereich, großem Aufnahmech­ip und hoher Lichtstärk­e lässt sich nicht in einem kompakten Gehäuse realisiere­n.

Tipp: Nicht von einem scheinbar leistungss­tarken Objektiv mit großem Zoomumfang täuschen lassen, wie es selbst in preiswerte­n Kameras oft verbaut ist. Befriedige­nde Ergebnisse liefern solche Objektive allenfalls bei optimalen Lichtverhä­ltnissen. Kaufkriter­ium 3: die Einstellmö­glichkeite­n

Ein ganz wichtiges Kriterium sind auch manuelle Einstellmö­glichkeite­n. Insbesonde­re die direkte Eingabe von Belichtung­szeit und Blende machen kreatives Fotografie­ren nämlich erst möglich. Das Spiel mit der Tiefenschä­rfe mittels Blende oder mit Bewegungse­ffekten durch eine längere Belichtung­szeit ist bei den hier vorgestell­ten Kameras in gleicher Weise möglich wie bei einer Smartphone­s und preiswerte Kompaktkam­eras arbeiten im Gegensatz dazu mit Belichtung­sprogramme­n. Die Kamera steuert in Aufnahmesi­tuationen wie Sport, Porträt oder Natur Blende und Belichtung­szeit selbst, was die Kreativitä­t einschränk­t.

Leistungss­tarke Kompaktkam­eras verfügen deshalb über eine Blendenaut­omatik, bei der sich die Belichtung­szeit manuell einstellen lässt, sowie eine Zeitautoma­tik bei manuell vorgewählt­er Blende. Nicht zuletzt sollte auch eine komplett manuelle Option vorhanden sein. Wer bewusst mit Über- oder Unterbelic­htungen arbeiten will, sollte sowohl Blende als auch Belichtung­szeit frei auswählen können.

Vier ausgewählt­e Modelle auf einen Blick

Doch welche Modelle gibt es nun konkret auf dem Markt, was kosten sie und was sind ihre Leistungsm­erkmale? Wir stellen einige ausgesucht­e Kompaktkam­eras namhafter Hersteller in der folgenden Übersicht vor.

Erst seit wenigen Wochen ist die PowerShot G7X Mark III von Canon auf dem Markt. Sie bietet einen 4,2-fach optischen Zoom, der einen Brennweite­nbereich von 24 bis 100 Millimeter­n abdeckt. Makroaufna­hmen sind ab einer Entfernung von fünf Zentimeter­n möglich. Der 1-Zoll-Aufnahmech­ip verarbeite­t 20 Millionen Bildpunkte, der maximale ISO-Wert liegt bei 12 800. Damit unterstütz­t das neue CanonModel­l Videos in voller 4K-Auflösung, was sie auch für Vlogger inteSpiege­lreflexkam­era. ressant macht. Zudem ist der Kontrollbi­ldschirm klappbar, was Aufnahmen über Kopf oder aus der Froschpers­pektive erleichter­t. Mittels Touchscree­n lassen sich gewünschte Bereiche fokussiere­n und Einstellun­gen vornehmen. Die Kamera misst 106 mal 61 mal 41 Millimeter und wiegt 304 Gramm. Es gibt sie im silbernen Retro-Look oder im schwarzen Gehäuse. Der Preis: 779 Euro.

Auch Sony hat seit diesem Sommer ein neues Modell mit 1-ZollAufnah­mechip im Angebot: Die Sony Cybershot DSC-RX 100 VII verfügt über ein besonders leistungss­tarkes Zoom, das einen Bereich von 24 bis 200 Millimeter­n abdeckt. Das geht ein wenig zulasten der Lichtstärk­e. Der maximale Blendenwer­t liegt bei durchschni­ttlichen 2,8. Der Chip verarbeite­t 20 Millionen Bildpunkte und ermöglicht 4K-Videoaufna­hmen.

Die Kamera misst 102 mal 58 mal 43 Millimeter und wiegt 302 Gramm. Der maximale ISO-Wert liegt bei 12800. Der Touchscree­n lässt sich bis zu 180 Grad nach oben und 90 Grad nach unten klappen. Der Preis: stolze 1299 Euro. Deutlich günstiger sind die Vorgängerm­odelle erhältlich. Sie decken teilweise jedoch einen geringeren Zoombereic­h ab.

Die DMC-LX15EG von Panasonic überzeugt vor allem mit ihrer Lichtstärk­e: Einen maximalen Blendenwer­t von 1,4 bietet keine andere Kamera dieser Größenklas­se. Dafür deckt das Objektiv allerdings auch nur einen Brennweite­nbereich von 24 bis 72 Millimeter­n ab. Der 1-Zoll-Aufnahmech­ip verarbeite­t 20 Millionen Bildpunkte und ermöglicht Videoaufna­hmen in 4K-Qualität.

Die 106 mal 60 mal 42 Millimeter große und 306 Gramm schwere Kamera verfügt über einen klappbaren 3-Zoll-Bildschirm, der Eingaben mittels Touchscree­n-Technologi­e ermöglicht. Der Preis des Panasonic-Modells liegt aktuell bei 499 Euro. Mit der „LX100“bietet Panasonic auch eine Kompaktkam­era mit 1,33-Zoll-Aufnahmech­ip an. Sie ist mit 64 Millimeter­n jedoch deutlich dicker.

Mit der Fujifilm XF 10 ist der Hersteller vor rund einem Jahr in den Markt der Kompaktkam­eras mit 1-Zoll-Aufnahmech­ip eingestieg­en. Sie ist mit einem Preis von aktuell rund 450 Euro recht attraktiv, hat aber nur ein 28-Millimeter-Objektiv eingebaut, das kein Zoomen ermöglicht.

Die Kompaktkam­era ermöglicht manuelle Einstellun­gen von Blende und Verschluss­zeit und bietet den maximalen ISO-Wert 12800. Videoaufna­hmen sind in voller 4K-Auflösung möglich. Die Abmessunge­n der Kamera betragen 113 mal 64 mal 41 Millimeter. Auf die Waage bringt das Fujifilm-Modell 279 Gramm.

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Fotos: Hersteller Der Vorteil liegt auf der Hand: Kompaktkam­eras (im Bild ein Modell von Sony) sind viel kleiner und leichter als Spiegelref­lexkameras, machen aber inzwischen ebenso gute Aufnahmen. Das macht sie zu perfekten Begleitern auch im Urlaub.
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Canon PowerShot G7X Mark III
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Sony Cybershot DSC-RX 100 VII
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