Mittelschwaebische Nachrichten
Günzburg setzt auf Lastenräder
Verkehr Für den Kauf der Fahrzeuge gibt es ab dem kommenden Frühjahr Fördermittel. Die Stadt hat jedoch noch mehr in Sachen Fahrrad im Sinn
Günzburg Statt mit dem Auto mit dem Lastenrad zum Einkaufen fahren: Diese Möglichkeit will die Stadt Günzburg ihren Bürgern mit einem neuen Förderprogramm schmackhaft machen. Ab dem kommenden Frühjahr können Käufer von Lastenrädern – ob muskelbetrieben oder elektrisch unterstützt – Zuschüsse in Höhe von bis zu 500 Euro bei der Stadt beantragen. Der Stadtrat hat das entsprechende Förderprogramm am Montagabend einhellig beschlossen. „Wo Menschen bereit sind, sich umzustellen, aufs Auto zu verzichten, wollen wir einen finanziellen Anreiz dazu schaffen“, so Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in der Stadtratssitzung. Die geräuschlos fahrenden, emissionsfreien Fahrzeuge sollen dabei auch mit dem geringeren Platz punkten, den sie benötigen. Neben dem Ausbau des innerstädtischen Radwegenetzes, dem Klimamanagement, Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und den Aktivitäten als Faire Stadt gehöre auch dieses Programm zum erklärten Günzburger Ziel, energieautarke Stadt zu werden.
In Augsburg gibt es das Konzept bereits seit diesem Jahr, und es ist ein Renner: Die Stadt hatte ab dem 1. Juli dieses Jahres Anträge für einen Zuschuss beim Kauf von Lastenrädern entgegen genommen, 100000 Euro Fördermittel, die dafür eingeplant wurden, waren bereits Ende Juli ausgeschöpft. 140 Anträge waren in der kurzen Zeit bei der Stadt eingegangen.
Insgesamt seien 80 Prozent mehr Anträge gestellt worden, als Fördergelder zur Verfügung standen. Günzburg habe sich bei der Festlegung der Fördermittel an Augsburg orientiert und – in Relation zur Einwohnerzahl – mit 5000 Euro prozentual sogar etwas mehr zur Verfügung als die Bezirkshauptstadt. Billig sind die Fahrrad-Transporter freilich nicht. Für ein muskelbetriebenes Lastenrad muss man ab etwa 2500 Euro kalkulieren, soll es eines mit elektrischem Antrieb sein, werden leicht 4000 bis 6000 Euro fällig. „Wahrscheinlich wird es auch nur eine bestimmte Zielgruppe sein, die sich dies tatsächlich leisten kann“, vermutete Stadträtin Angelika Fischer (GBL). Das Förderprogramm könne jedoch als Denkanstoß dienen und den Radverkehr in der Stadt stärken.
Nicht alle im Günzburger Stadtrat glauben daran, dass mithilfe der Förderung tatsächlich mehr Radler und weniger Autofahrer in der Innenstadt unterwegs sein werden. „Das wird den Autoverkehr nicht entlasten. Niemand wird deswegen sein Auto verkaufen“, glaubt Manfred Proksch (FWG). Gemeinsam mit seinen Fraktionskollegen
stimmte er dennoch für die Förderung – und regte zugleich an, dass für die größeren Fahrräder auch mehr Stellplätze geschaffen werden. Am Bürgermeister-LandmannPlatz könnte beispielsweise ein Autostellplatz zugunsten mehr Radlerflächen geopfert werden, so Proksch. Von den Freien Wählern kam außerdem die Anregung, auch die Anschaffung von Fahrradanhän
gern in die Förderung aufzunehmen. Darüber will man in Günzburg dann nachdenken, wenn eine Verlängerung der neuen Förderung ansteht, die am 1. März 2020 starten und vorerst bis 1. März 2023 gelten soll.
Für die Stadt Günzburg sei das Förderprogramm für Lastenfahrräder gewissermaßen ein Auftakt auf dem Weg zu einem größeren Projekt,
kündigte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig an: Bis zum Jahr 2025 soll Günzburg „Fahrradstadt“werden.
Was das bedeutet, was dazu notwendig ist und wie die Stadt dieses Ziel erreichen kann, soll im kommenden Jahr in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) besprochen werden.