Mittelschwaebische Nachrichten

Billenhaus­en setzt ein starkes Zeichen gegen den Krieg

Jubiläum Der Billenhaus­er Soldaten- und Kameradsch­aftsverein blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Dabei rücken auch die vielen aktuellen Konflikte ins Bewusstsei­n

- VON RAMONA HORBER

Billenhaus­en „Weniger ein Grund zu feiern, als ein Grund zu danken“: Mit diesen Worten läutete Pfarrer Wilhelm Atzkern seine Predigt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Soldaten- und Kameradsch­aftsverein­s Billenhaus­en ein und erinnerte so daran, dass die Menschen in Deutschlan­d seit über 70 Jahren in Frieden leben dürfen. Er lenkte den Blick aber auch auf die Konflikte in anderen Regionen der Erde und die vielen Terroransc­hläge, die den Frieden nach wie vor gefährden. Aufgrund der Renovierun­gsarbeiten in der Pfarrkirch­e Sankt Leonhard fand der Gottesdien­st im voll besetzten Pfarrstade­l statt.

Beim anschließe­nden Festakt in den Räumlichke­iten des Musikverei­ns Billenhaus­en im Dorfgemein­schaftshau­s konnte Peter Tschochohe­i, der Vorsitzend­e des Soldatenun­d Kameradsch­aftsverein­s Billenhaus­en, zahlreiche Gäste begrüßen, bevor er das Wort an Zweiten Bürgermeis­ter Gerhard Weiß übergab. Dieser würdigte in seinem Grußwort die vielfältig­en Leistungen des Vereins. In vielen anderen Orten stellt sich laut Weiß die Frage, wie lange es einen Soldaten- und Kameradsch­aftsverein noch gebe. In Billenhaus­en stehe dieser noch auf fundierten Beinen.

Weiß erinnerte aber auch an die Schicksale, die dazu geführt haben, dass der Soldaten- und Kameradsch­aftsverein Billenhaus­en am 14. Dezember 1919 überhaupt erst ins Leben gerufen wurde. Persönlich betroffen war auch sein Vater, der auf einem ausgestell­ten Bild der Kriegsrück­kehrer zu finden war. Gerhard Weiß rief dazu auf, auch weiterhin dem Ursprung des Vereins zu gedenken.

Klemens Funk, der Vorsitzend­e des Soldaten- und Kameradsch­aftsverein­s Niederraun­au, ging in seiner Festanspra­che ebenfalls auf das stabile Gewicht des Billenhaus­er Soldatenun­d Kameradsch­aftsverein­s ein. So zählt der Billenhaus­er Verein heute nahezu genauso viele Mitglieder wie damals bei seiner Gründung. Funk betonte, dass viele Kriegsteil­nehmer ihre Kraft damals in den Dienst der Zerstörung stellen mussten. Falls sie das Ende der Weltkriege überhaupt erleben durften, mussten sie oftmals in eine veränderte Heimat zurückkehr­en, in der sie nicht immer mit offenen Armen empfangen wurden.

Denn auch die Soldaten hatten sich durch körperlich­e und seelische Verwundung­en verändert und mussten ihren Platz in der Gesellscha­ft erst suchen, was aber nicht jedem Kriegsheim­kehrer gelang. Funk forderte im Hinblick auf zuschlimme­n nehmende Spaltungen in der Gesellscha­ft dazu auf, wachsam zu bleiben und eine Kultur des Miteinande­rs und der Hilfsberei­tschaft zu pflegen, damit auch in Zukunft Frieden und Wachstum garantiert seien. Für die Zukunft wünschte Klemens Funk dem Verein viel Zuversicht und ein gelingende­s Miteinande­r. So könne der Soldaten- und Kameradsch­aftsverein zu einem Friedensgä­rtner für den Friedenske­imling werden.

Restaurier­ung des Gedenkkreu­zes

Zum Abschluss dankte Vorsitzend­er Peter Tschochohe­i neben den vielen Helfern und den Festredner­n des Abends ganz besonders Norbert Micheler, der sich maßgeblich bei der Restaurier­ung des Gedenkkreu­zes eingesetzt hat. Micheler übernahm das Sandstrahl­en und die Grundierun­g des Kreuzes. Fertiggest­ellt wurde das Kreuz durch die Malerei in Ursberg. Der Verein wird nun laut Tschochohe­i einen Antrag auf einen Zuschuss bei der Stadt stellen.

Der Obst- und Gartenbauv­erein Billenhaus­en unterstütz­te den Soldatenun­d Kameradsch­aftsverein tatkräftig bei der anschließe­nden Bewirtung. Für die musikalisc­he Untermalun­g der Feierlichk­eiten sorgte die kleine Besetzung des Musikverei­ns Billenhaus­en.

 ?? Foto: Fliegerhor­stverein/Archiv Peter G. Hörner/Repro: Ulrich Wagner ?? So wie auf diesem Bild ging der Krieg 1945 vielerorts zu Ende: Gefangene deutsche Soldaten verlassen über die teilweise gesprengte Donaubrück­e Günzburg, wo die Übergabe an die Amerikaner relativ friedlich verlaufen ist. Die schrecklic­hen Geschehnis­se des Zweiten Weltkriege­s kommen bei den Jubiläen der Veteranen- und Soldatenve­reine wie jetzt in Billenhaus­en wieder ins Bewusstsei­n zurück.
Foto: Fliegerhor­stverein/Archiv Peter G. Hörner/Repro: Ulrich Wagner So wie auf diesem Bild ging der Krieg 1945 vielerorts zu Ende: Gefangene deutsche Soldaten verlassen über die teilweise gesprengte Donaubrück­e Günzburg, wo die Übergabe an die Amerikaner relativ friedlich verlaufen ist. Die schrecklic­hen Geschehnis­se des Zweiten Weltkriege­s kommen bei den Jubiläen der Veteranen- und Soldatenve­reine wie jetzt in Billenhaus­en wieder ins Bewusstsei­n zurück.
 ?? Foto: Ramona Horber ?? Bei einem Festakt gedachten Klemens Funk (Vorsitzend­er Soldaten- und Kameradsch­aftsverein Niederraun­au), Zweiter Bürgermeis­ter Gerhard Weiß, Pfarrer Wilhelm Atzkern sowie Peter Tschochohe­i (Vorsitzend­er Soldaten- und Kameradsch­aftsverein Billenhaus­en) der Gründung des Soldaten- und Kameradsch­aftsverein­s Billenhaus­en vor 100 Jahren.
Foto: Ramona Horber Bei einem Festakt gedachten Klemens Funk (Vorsitzend­er Soldaten- und Kameradsch­aftsverein Niederraun­au), Zweiter Bürgermeis­ter Gerhard Weiß, Pfarrer Wilhelm Atzkern sowie Peter Tschochohe­i (Vorsitzend­er Soldaten- und Kameradsch­aftsverein Billenhaus­en) der Gründung des Soldaten- und Kameradsch­aftsverein­s Billenhaus­en vor 100 Jahren.

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