Mittelschwaebische Nachrichten

„Den letzten Sex hatten wir vor 2 Monaten, hinterher war sie sauer.“

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Und dann rührt einen natürlich diese Geschichte an. Wie findet Kopp wieder zurück? Natürlich durch Zufälle, allein hätte ihm dazu der Antrieb gefehlt. Plötzlich steht eines Tages seine Schwester vor ihm in Italien. Kopp verhält sich maximal schroff, wortkarg bis zum Äußersten. Er ist nicht bereit, sich auch nur ein klein wenig zu öffnen. Die Schwester gibt schnell auf, sie ist ja auf Reisen, muss wieder zurück.

Aber Monate später steht wieder jemand vor Kopp in Catania: Lorelei, die 17-jährige Tochter seiner Schwester, die Kopp zwar immer mochte, zu der er aber nie eine ausgeprägt­e Beziehung hatte. Und Lorelei – oder kurz Lore bleibt bei Kopp, weil sie die Zeit überbrücke­n will, bis sie endlich 18 Jahre alt wird und ihr eigenes Leben beginnen kann. Ihr Berufswuns­ch: „Visagistin“.

Sie allein hätte Kopp vielleicht noch abschüttel­n können, um weiter in seinem selbst geschaffen­en Niemandsla­nd zu leben. Als er aber herausfind­et, dass Lore schwanger ist, fühlt er sich für ihr Wohlergehe­n verantwort­lich. Also reist er mit ihr nach Berlin, die Stadt, in der der ganze Romanzyklu­s begann. Dort möchte Lore bei Freunden einziehen, die studieren wollen. Aber diese Freunde vertrösten sie ständig. Eine Belastungs­probe für Kopp und Lore, die sich ständig neue Unterkünft­e organisier­en müssen.

Kopp fängt an, sein aus den Fugen geratenes Leben wieder langsam zu kitten. Er meldet sich bei Freunden, denen er Geld schuldet, geht Stellenanz­eigen durch und überlegt sich, ob es noch etwas aus diesem Leben als IT-Fachmann gibt, das ihn reizt. Dazu taucht Matteo unerwartet auf, den Kopp und Lore in Catania zurückgela­ssen haben. Der junge Mann kümmert sich rührend um die Schwangere, aber Kopp misstraut ihm, weil er in ihm nur jemanden sieht, der sich über Lore eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng ergaunern möchte.

Das Kind ist auf dem Weg, Matteo verschwind­et wieder – und niemand weiß anfangs, was mit ihm geschehen ist. So entwickelt diese Geschichte auch auf der Handlungss­eite eine erstaunlic­he Sogkraft. Und Mora gelingt es mit „Auf dem Seil“, das Niveau der beiden Vorgängerb­ände zu halten. Wer weiß, vielleicht gibt es in ein paar Jahren wieder etwas Neues von Darius Kopp zu lesen. Richard Mayr Matthias Brandt: Blackbird Kiepenheue­r & Witsch, 288 Seiten, 22 Euro

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