Mittelschwaebische Nachrichten

Wie ein Gotteshaus zum Gotteshaus wurde

Religion Vor 250 Jahren haben Bürger von Oberried ihre Kapelle gebaut. Am Sonntag wurde das Jubiläum mit einem Festgottes­dienst und einem Festakt gefeiert

- VON PETER WIESER

Oberried Acht Fahnenabor­dnungen der umliegende­n Vereine aus Breitentha­l, Nattenhaus­en und Mohrenhaus­en und allen voran der Musikverei­n Breitentha­l: Ein Festzug durch den Ort leitete am Sonntag die Feierlichk­eiten zum 250-jährigen Bestehen der Oberrieder Kapelle St. Franziskus ein. Die erstrahlte im wahrsten Sinne des Wortes unter dem blauen Herbsthimm­el, die Kirchglock­e läutete, davor stand der sonnenblum­engeschmüc­kte Altar.

Das Festzelt, das vorsichtsh­alber aufgebaut worden war, hätte für die zahlreiche­n Besucher bei Weitem nicht ausgereich­t. Ein Sonntag, der seinen Namen wahrlich verdiene, um etwas Großes an einem kleinen Gotteshaus zu feiern, bemerkte Dekan Klaus Bucher.

In der dem heiligen Franziskus geweihten Kapelle spiegle sich wider, dass die Bewohner von Oberried einen großen Wert auf den Zusammenha­lt legten, betonte der Dekan im Festgottes­dienst. Die Kapelle sei der Mittelpunk­t im Ort und sämtliche Aktionen fänden an der Kapelle statt. In den Mittelschw­äbischen Nachrichte­n habe man nicht nur vom „Drui-Bier“, vom „Dorfkegeln“und vom „Dorfkino“erfahren können, sondern auch dass man in Oberried im Paradies oder zumindest kurz davor sei. Am vergangene­n Samstag waren die Oberrieder sogar im Radio zu hören gewesen – der Bayerische Rundfunk hatte ebenfalls von der gemeinsame­n Renovierun­g der Kapelle berichtet.

Auf das Jubiläum hin war unter anderem die Giebelfass­ade gestrichen worden, das Turmkreuz und die Turmkugel vergoldet und die Gottesmutt­er im Inneren war neu gefasst worden. Bei der Renovierun­g vor 15 Jahren, welche die Oberrieder ebenfalls mit sehr viel Eigenleist­ung durchgefüh­rt hatten, war der heilige Franz von Assisi ganz besonders in das Zentrum der Kapelle gerückt worden. Obwohl der heilige Franz eine Person des Mittelalte­rs gewesen sei, sei er heute topaktuell, betonte Dekan Klaus Bucher. Er erkenne sich als Teil von Gottes Schöpfung an und er achte und schütze sie. In Oberried sei die Kapelle der Mittelpunk­t. Wenn das, was dort von Mensch zu Mensch gelebt werde, so weitergele­bt werde wie bisher, dann werde es auch in den nächsten 250 Jahren Menschen geben, um das 500-jährige Bestehen zu feiern. „Die Oberrieder machen das Gotteshaus zu einem Gotteshaus.“Worte des Danks sprach beim anschließe­nden Festakt Willi Schäfer allen an der Renovierun­g beteiligte­n Personen aus. „Ora et labora“– Arbeit und Gebet, das sei auch damals schon beim Bau der Kapelle angesagt gewesen. „Ora et labora, dann passt’s“, so Schäfer.

Oberried habe das Glück, dass die Kapelle mitten im Herzen des Orts stehe. Der weithin sichtbare Mittelpunk­t zeige den Geist seiner Bürger. Mit ihren vielfältig­en Bemühungen hätten sie dazu beigetrage­n, Dorf und Umfeld lebenswert zu halten, betonte Breitentha­ls Bürgermeis­terin Gabriele Wohlhöfler. Nicht nur die Arbeit stehe dabei im Vordergrun­d, sondern auch das gute Miteinande­r. Und das wünsche sie den Oberrieder­n auch in Zukunft von Herzen.

 ?? Foto: Peter Wieser ?? Am Sonntag war die Kapelle St. Franziskus in Oberried der Mittelpunk­t im Dorf. Dort wurde mit einem Festgottes­dienst und einem Festakt ihr 250-jähriges Bestehen gefeiert.
Foto: Peter Wieser Am Sonntag war die Kapelle St. Franziskus in Oberried der Mittelpunk­t im Dorf. Dort wurde mit einem Festgottes­dienst und einem Festakt ihr 250-jähriges Bestehen gefeiert.

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