Mittelschwaebische Nachrichten
Wie ein Gotteshaus zum Gotteshaus wurde
Religion Vor 250 Jahren haben Bürger von Oberried ihre Kapelle gebaut. Am Sonntag wurde das Jubiläum mit einem Festgottesdienst und einem Festakt gefeiert
Oberried Acht Fahnenabordnungen der umliegenden Vereine aus Breitenthal, Nattenhausen und Mohrenhausen und allen voran der Musikverein Breitenthal: Ein Festzug durch den Ort leitete am Sonntag die Feierlichkeiten zum 250-jährigen Bestehen der Oberrieder Kapelle St. Franziskus ein. Die erstrahlte im wahrsten Sinne des Wortes unter dem blauen Herbsthimmel, die Kirchglocke läutete, davor stand der sonnenblumengeschmückte Altar.
Das Festzelt, das vorsichtshalber aufgebaut worden war, hätte für die zahlreichen Besucher bei Weitem nicht ausgereicht. Ein Sonntag, der seinen Namen wahrlich verdiene, um etwas Großes an einem kleinen Gotteshaus zu feiern, bemerkte Dekan Klaus Bucher.
In der dem heiligen Franziskus geweihten Kapelle spiegle sich wider, dass die Bewohner von Oberried einen großen Wert auf den Zusammenhalt legten, betonte der Dekan im Festgottesdienst. Die Kapelle sei der Mittelpunkt im Ort und sämtliche Aktionen fänden an der Kapelle statt. In den Mittelschwäbischen Nachrichten habe man nicht nur vom „Drui-Bier“, vom „Dorfkegeln“und vom „Dorfkino“erfahren können, sondern auch dass man in Oberried im Paradies oder zumindest kurz davor sei. Am vergangenen Samstag waren die Oberrieder sogar im Radio zu hören gewesen – der Bayerische Rundfunk hatte ebenfalls von der gemeinsamen Renovierung der Kapelle berichtet.
Auf das Jubiläum hin war unter anderem die Giebelfassade gestrichen worden, das Turmkreuz und die Turmkugel vergoldet und die Gottesmutter im Inneren war neu gefasst worden. Bei der Renovierung vor 15 Jahren, welche die Oberrieder ebenfalls mit sehr viel Eigenleistung durchgeführt hatten, war der heilige Franz von Assisi ganz besonders in das Zentrum der Kapelle gerückt worden. Obwohl der heilige Franz eine Person des Mittelalters gewesen sei, sei er heute topaktuell, betonte Dekan Klaus Bucher. Er erkenne sich als Teil von Gottes Schöpfung an und er achte und schütze sie. In Oberried sei die Kapelle der Mittelpunkt. Wenn das, was dort von Mensch zu Mensch gelebt werde, so weitergelebt werde wie bisher, dann werde es auch in den nächsten 250 Jahren Menschen geben, um das 500-jährige Bestehen zu feiern. „Die Oberrieder machen das Gotteshaus zu einem Gotteshaus.“Worte des Danks sprach beim anschließenden Festakt Willi Schäfer allen an der Renovierung beteiligten Personen aus. „Ora et labora“– Arbeit und Gebet, das sei auch damals schon beim Bau der Kapelle angesagt gewesen. „Ora et labora, dann passt’s“, so Schäfer.
Oberried habe das Glück, dass die Kapelle mitten im Herzen des Orts stehe. Der weithin sichtbare Mittelpunkt zeige den Geist seiner Bürger. Mit ihren vielfältigen Bemühungen hätten sie dazu beigetragen, Dorf und Umfeld lebenswert zu halten, betonte Breitenthals Bürgermeisterin Gabriele Wohlhöfler. Nicht nur die Arbeit stehe dabei im Vordergrund, sondern auch das gute Miteinander. Und das wünsche sie den Oberriedern auch in Zukunft von Herzen.