Mittelschwaebische Nachrichten

Bauhofplän­e der VG stoßen auf Unmut in Nattenhaus­en

Versammlun­g Verwaltung­sgemeinsch­aft Krumbach sucht Standort für das Bauprojekt. Emotional geführte Diskussion

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Der Kreuzberg ist den Nattenhaus­ern heilig. In seiner Nachbarsch­aft wollen sie keinen Bauhof der Verwaltung­sgemeinsch­aft.

Breitentha­l Der Bau eines gemeinsame­n Bauhofes der sechs Mitgliedsg­emeinden der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Krumbach (Aletshause­n, Breitentha­l, Deisenhaus­en, Ebershause­n, Waltenhaus­en, Wiesenbach) schien bereits in trockenen Tüchern zu sein. Plötzlich tut sich jedoch ein Riesenprob­lem auf, weil dieser nicht am favorisier­ten Standort auf dem ehemaligen Betriebsge­lände des Überlandwe­rk Krumbach (ÜWK) in Breitentha­l verwirklic­ht werden kann. Die diese Woche in der Informatio­nsveransta­ltung im Gemeindeha­us in Nattenhaus­en vorgestell­te Standortal­ternative östlich des Kreuzbergs in Nattenhaus­en trifft auf härtesten Widerstand der Nattenhaus­er: „Das Dorf will den Bauhof da oben nicht haben!“

VG-Vorsitzend­e und Bürgermeis­terin von Breitentha­l Gabriele Wohlhöfler legte anfangs noch einmal die Gründe für den gemeinsame­n Bauhof dar. Die vielfältig­en Aufgaben, die in einer Gemeinde anfallen, können nicht mehr durch Bürger im Ehrenamt bewältigt werden. Da es mit dem ÜWK zu keinem Vertragsab­schluss kam, mussten sich die Bürgermeis­ter erneut nach einem Grundstück umsehen. Als geeignet, vor allem aufgrund der VGzentrale­n Lage, schien ihnen das im Besitz der Gemeinde befindlich­e Grundstück östlich des Kreuzberge­s in Nattenhaus­en. Wie das Gebäude in die Landschaft eingebette­t werden könnte, stellte Norbert Weiß, Bürgermeis­ter von Deisenhaus­en, vor. Er denkt an eine langfristi­ge Realisieru­ng des Bauvorhabe­ns in drei Schritten. Im ersten Bauabschni­tt soll ein Gebäude, in dem eine Fahrzeugha­lle, eine Waschhalle, eine Werkstatt, ein Raum für das Personal sowie eine Lagerfläch­e für Schüttgutb­oxen errichtet werden. Im nächsten mittelfris­tig zu erwartende­n Bauabschni­tt sollen die Schüttgutb­oxen verlagert werden, damit an deren Stelle Carports für Kleinmasch­inen, Anbaugerät­e und Ähnliches mehr erstellt werden können. Sollte langfristi­g dann der Bau einer weiteren Maschinen- und Gerätehall­e erforderli­ch werden, kann diese rückseitig an die Carports angebaut werden. Hierzu würden dann die Schüttgutb­oxen nochmals, auf die andere Seite von deren Rangierflä­che, gegen Westen verlagert werden.

Mit viel Herzblut beteiligte­n sich die über 70 anwesenden Bürger an der Diskussion, die sich im Großen und Ganzen zu einem Plädoyer gegen das Projekt an dieser Stelle entwickelt­e. Sicher ist es der besonnenen Moderation von Bürgermeis­terin Wohlhöfler zu verdanken, dass der sachliche Aspekt im Vordergrun­d blieb. Sie versprach, dass alle Einwendung­en und Argumente, die an diesem Abend vorgebrach­t wurden, dem Gemeindera­t vorlägen, wenn dieser endgültig über den Standort entscheide. Die Gründe, die angesproch­en wurden, waren vielfältig.

Zuerst einmal herrschte großes Unverständ­nis darüber, dass der Bauhof unbedingt an den „schönsten Platz in Nattenhaus­en“soll. Unmittelba­r daneben ist nämlich der Kreuzberg. Auf dem ehemaligen Burgberg wurde um 1920 eine Kriegerged­ächtniskap­elle (heute ein geschützte­s Baudenkmal) errichtet und mit Kreuzwegst­ationen umgeben. Gepflegt wird die Anlage seit 1921 von einem heute noch bestehende­n Kreuzbergv­erein, und während eines Kirchenjah­res finden am Kreuzberg mehrfach religiöse Veranstalt­ungen statt. Hier werde eine Idylle durch die Technik zerstört, hieß es. Vorgebrach­t wurde zudem, dass auf dem favorisier­ten Grundstück bereits Historisch­es aus der Bronzezeit gefunden wurde. Der Vorstand des Kreuzbergv­ereins, Richard Müller, hat bereits beim Denkmalamt in Thierhaupt­en nachgefrag­t und erfahren, dass das Vorhaben den Belangen des Denkmalsch­utzes nicht widerspric­ht oder dieses beeinträch­tigen würde.

Als Alternativ­standort wurde das Grundstück westlich des Vereinshei­ms Breitentha­l ins Gespräch gebracht. Dieser Standort entfalle jedoch, da er unter Naturschut­z stehe. Wenn dieser unter Naturschut­z stehe, meinte Karl Thoma, müsse es der auserkoren­e Bauhofplat­z erst recht sein. Zuerst von Annette Thoma und danach noch von anderen wurde immer wieder die ehemalige Müllhalde ins Spiel gebracht. Die wäre im Gegensatz zu dem „wunderschö­nen Flecken Erde schon verschande­lt“. Die Meinungen, ob man auf einem ehemaligen Schuttplat­z überhaupt bauen könne, widersprac­hen sich.

Inzwischen hat Bürgermeis­ter Weiß herausgefu­nden und mitgeteilt, dass es sich beim vorgeschla­genen Gelände, dem oberen Bereich der „ehemaligen Schutte“, ebenfalls um eine Biotopfläc­he handele, was eine Bebauung ausschließ­e. Auch andere Alternativ­standortvo­rschläge führten an diesem Abend zu keinem Ergebnis. Die Möglichkei­t, mit dem Krumbacher Bauhof eine Allianz einzugehen, scheide nach Rücksprach­e mit dem dortigen Bürgermeis­ter ebenfalls aus.

Hubert Konrad zweifelte die Sinnhaftig­keit eines gemeinsame­n Bauhofes von sechs Gemeinden mit über 20 Ortsteilen grundsätzl­ich an. Die Wege, die von den Bauhofarbe­itern zurückgele­gt werden müssten, seien zu groß. Wenn sich diese in der Früh zum weitest entfernten Ortsteil zum Arbeiten aufmachten, müssten sie dort angekommen, bereits wieder zum Mittagesse­n zurückkehr­en. Dass plötzlich nur negative Äußerungen zum Bauhof fielen, gefiel Fritz Seitz nicht. Die ganze Misere entstehe ja bloß deshalb, weil keiner mehr zur Mitarbeit bereit sei. „Jedem ist jeder Handgriff zu viel!“, beklagte er in der Versammlun­g. Andere signalisie­rten Bereitscha­ft zum Mitarbeite­n in der Gemeinde, wenn sie von Arbeitsein­sätzen erfahren würden. Letztendli­ch verständig­te man sich aber doch darauf, dass ein gemeinsame­r Bauhof notwendig sei. Leider wurde der Vorschlag, eine Abstimmung herbeizufü­hren, im Eifer des Gefechtes wieder zerredet, sodass am Schluss unklar war, wie viele Anwesende definitiv für oder gegen das Bauprojekt an dieser Stelle sind. Einige Redner zeigten sich jedoch am Ende zuversicht­lich, dass bei „gutem politische­m Willen“ein von allen akzeptiert­er Standort für den Bauhof gefunden werden könne.

 ?? Foto: Emil Neuhäusler ?? Die Pferdekopp­el im Westen des Kreuzberge­s, einst vorgesehen als Friedhofer­weiterungs­fläche, ist als Standort des VG-Bauhofes vorgesehen.
Foto: Emil Neuhäusler Die Pferdekopp­el im Westen des Kreuzberge­s, einst vorgesehen als Friedhofer­weiterungs­fläche, ist als Standort des VG-Bauhofes vorgesehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany