Mittelschwaebische Nachrichten
Ein starker Western
Tatort: Angriff auf Wache 08
Der Titel „Angriff auf Wache 08“liest sich wie ein relativ altbackener Krimi. Spannung, möchte man meinen, kommt anders daher. Dabei ist „Angriff auf Wache 08“aus Offenbach ein atemberaubender Action-Film. Der siebte „Tatort“mit dem großartigen Ulrich Tukur legt mit diesem rasanten Asphaltwestern eine breite Spur durch die Filmgeschichte. Ob man als Zuschauer das fulminante Original „Assault – Anschlag bei Nacht“von John Carpenter und die Bezüge kennt oder nicht – dieser „Tatort“ist ein faszinierender Genrefilm, dem Political Correctness so was von egal ist. Mit Wehmut denkt man zurück an Zeiten, in denen nicht mit Handy und Internet Dramaturgie kaputt gemacht wurde.
Es geht in der „Tatort“-Wache echt lakonisch zu. Da sind Felix Murot (Tukur), sein Kumpel, ein Killer und eine Polizistin. Zunächst taucht Murot unverhofft bei seinem alten Spezl auf. Wenig später muss ein Gefangenentransport wegen einer Reifenpanne in der Wache 08 einen Zwischenstopp einlegen. Eine explosive Fracht an Bord: Kermann (Thomas Schmauser), eine Art deutscher Hannibal Lecter. Nicht minder faszinierend ist die junge Jenny, eine Rächerin, die sich in die Wache geflüchtet hat. Man glaubt, als Zuschauer mitten in einen kalten „Film noir“geraten zu sein. Vor allem aber spielt Thomas Schmauser mit Hingabe den Serienkiller, der – gewitzt wie Ricky Nelson in dem Western-Klassiker „Rio Bravo“– einen Waffentrick drauf hat. Schmausers Killer hat auch eine starke Szene mit der traumatisierten jungen Frau. Christina Große wiederum macht als Polizistin bei der ersten Begegnung mit Murot Schlafzimmeraugen.
Sogar der klassische Roboter aus „Nummer 5 lebt“taucht auf, der elektronische Geselle, der einen originellen Solo-Auftritt von zwei Minuten bekommt. Und Peter Kurths Figur Walter Brenner erhält gar eine Mundharmonika, auf der er als hübsche Reminiszenz eine Melodie spielen darf, die man von Lee Marvin aus „Westwärts zieht der Wind“kennt. Schön. Rupert Huber