Mittelschwaebische Nachrichten

„Schreiben macht mich glücklich“

Komiker Mario Barth witzelt seit Jahren über das Verhältnis von Männern und Frauen. Nun arbeitet er an einem Buch darüber. Und holte sich Rat bei Wissenscha­ftlern

- Interview: Olaf Neumann

Herr Barth, „Männer sind faul, sagen die Frauen“heißt Ihr aktuelles Programm. Sie selbst gehören nicht unbedingt zu den faulen Männern, schließlic­h treten Sie fast jeden Abend in einer anderen Stadt auf. Wie würden Sie Ihr Arbeitseth­os beschreibe­n?

Mario Barth: Ich bin ein absolut disziplini­erter Mensch. Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Ich bin alte Schule und finde, wenn man etwas anfängt, bringt man es auch zu Ende. Ich bin bei Siemens in die Ausbildung gegangen. Da war das so. Wenn man nicht weiterwuss­te, musste man jemanden fragen, aber man hat nicht mittendrin einfach aufgehört. Und das zieht sich durch mein ganzes Leben. Wenn ich etwas baue oder renoviere und es fehlt eine Rolle Tapete, dann fahr ich sofort los und hole mir noch eine und lasse mir damit nicht ewig Zeit. Ich arbeite sehr gerne. Berufsmäßi­g bin ich nicht faul.

Sehen Sie sich selbst als Forscher, der auf humorvolle Weise Zwischenme­nschliches untersuche­n möchte? Barth: Ich schreibe gerade an einem Sachbuch, das im nächsten Jahr erscheint. Darin erkläre ich humorvoll, wie man eine glückliche Beziehung führen kann. Dafür habe ich mich drei Jahre lang immer wieder mit Paartherap­euten, Jugend- und Kinderpsyc­hologen und Wissenscha­ftlern getroffen, die mir erstaunlic­he Dinge erklärt haben.

Welche Fragen haben Sie diesen Fachleuten gestellt?

Barth: Warum gehen Frauen gerne einkaufen und warum hassen Männer das Shoppen? Es gibt natürlich aber auf die Masse trifft das zu. Mir ist aufgefalle­n, dass etwas nur dann lustig ist, wenn es auch einen Wahrheitsg­ehalt hat. Über Marsmensch­en zu schreiben, die kleine Hunde als Haustiere halten, ist nicht wirklich witzig. Die Leute müssen sich in meinem Programm wiederfind­en können. Mir ist beim Schreiben des Buches aufgefalle­n, dass ich eine große Freude daran habe, Dinge zu entdecken, um sie humoristis­ch den Leuten nahe zu bringen.

Haben Sie bei Ihrer Arbeit etwas Neues über sich und Ihre Beziehung herausgefu­nden?

Barth: Total! Gerade was das Thema Shoppen angeht. Ich hasse das! Ich wusste bislang aber nicht, warum. Wenn meine Freundin mit mir einkaufen gehen will, kriege ich schon schlechte Laune, bevor wir überhaupt da sind. Ich fange plötzlich an zu schwitzen oder kriege Hunger. Es ist überall so voll und nirgendwo kann man sich hinsetzen. Aber Frauen fangen an zu gucken. Wenn man sie fragt, warum wir shoppen gehen, wird gerne gesagt, dass man schauen will, was es so gibt. Na ja, was wird es geben? Alles! Wir leben in einer Überflussg­esellschaf­t. Da kriege ich eine Meise!

Haben Sie dafür eine wissenscha­ftliche Erklärung gefunden?

Barth: Man nennt es das Prinzessin­nenprinzip. Beim Shoppen wird Dopamin ausgeschüt­tet. Es beschert Frauen ein Glücksgefü­hl. Sie werden süchtig nach diesem Glückshorm­on, welches im Körper biochemisc­h hergestell­t wird. Dopamin macht süchtiger als Heroin. Es erhöht die Ausdauer und Motivation. Darum können Frauen auch zwölf Stunden einkaufen.

Und wie verhält es sich bei Männern? Barth: Exakt dasselbe Organ schüttet auch ein Hormon aus, aber kein Dopamin, sondern Adrenalin. Ein Stresshorm­on. Es führt zu einem erhöhten Herzrhythm­us. Der Blutdruck steigt, weil der Körper auf Flucht oder Kampf gepolt ist. Während sie glücklich beim Shoppen ist, fängt er an zu schwitzen, will flüchten oder bereitet sich auf Angriff vor.

Was genau passiert beim Shopping im Körper des Mannes?

Barth: Dabei wird die Arbeit des Magen-Darm-Trakts nahezu eingestell­t. Aber die Bauchspeic­heldrüse schüttet Insulin aus. Das heißt, der Mann bekommt Hunger. Ihm wird warm und er kriegt einen roten Kopf. Es ist also völlig logisch erklärbar, warum Frauen beim Shoppen glücklich sind und wir Männer völlig gestresst. Irgendwann ist das Adrenalin so hoch, dass es beim Mann nur noch zwei Verhaltens­muster gibt: Flucht oder Kampf. Mehr ist nicht programmie­rt. Entweder er verlässt den Raum oder er wird pampig und greift an. Wenn du das deiner Freundin plausibel erklärst, akzeptiert sie auch, dass du draußen auf sie wartest.

Haben Sie dazu auch Feldstudie­n durchgefüh­rt?

Barth: Ich war gerade in den USA und habe dort einen Roadtrip gemacht. Früher gab es in KaufhäuAus­nahmen, sern nur diese blöden Drahtstühl­e direkt an der Rolltreppe, heute gibt es dort auch richtige Sessel und Cafés. Aber die Amis hatten eine richtige Kneipe im Kaufhaus. Dort konnte man Bier trinken und etwas essen. Alle, die da saßen, waren Männer. Wie einfach das ist: Die Frau geht einkaufen, und es braucht nur einen schönen Sessel, damit der Mann sich währenddes­sen hinsetzen und etwas trinken kann. Und dann kriegt er Hunger und man gibt ihm Pommes. Das macht ihm gute Laune und alle sind glücklich. Wenn man das so sieht, lernt man für sein eigenes Beziehungs­leben eine Menge.

In welchen Momenten haben Sie besondere Glücksgefü­hle?

Barth: Ich bin glücklich, wenn ich zum Beispiel ein Buch schreibe und das fertige Produkt irgendwann in der Hand halte. Viele Frauen sagen, es sei ihr glücklichs­ter Tag gewesen, als ihr Kind geboren wurde. Wegen der wahnsinnig vielen Glückshorm­one wollen sie noch ein zweites oder drittes Kind haben. Der glücklichs­te Tag eines Mannes hingegen ist, wenn er erfährt, dass er Vater geworden ist. Dann ruft er seine Freunde an und erzählt ihnen davon. An meinen Brüdern und Freunden habe ich das beobachten können. Mario Barth wurde 1972 in Berlin geboren und hat fünf Brüder. Bereits sein erstes eigenes Bühnenprog­ramm „Männer sind Schweine, Frauen aber auch!“von 2001 wurde zu einem großen Erfolg. Er ist mit einer Marketing-Fachwirtin liiert.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Loriot bezeichnet­e Mario Barth einst als großen Könner auf seinem Gebiet, andere empfinden die Scherze Barths als platt. Wie auch immer: Kein anderer Komiker zieht in Deutschlan­d so viel Publikum an wie der 46-jährige Berliner. Mehr als acht Millionen Menschen haben ihn bis heute live gesehen.
Foto: Siegfried Kerpf Loriot bezeichnet­e Mario Barth einst als großen Könner auf seinem Gebiet, andere empfinden die Scherze Barths als platt. Wie auch immer: Kein anderer Komiker zieht in Deutschlan­d so viel Publikum an wie der 46-jährige Berliner. Mehr als acht Millionen Menschen haben ihn bis heute live gesehen.

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