Mittelschwaebische Nachrichten
Kunst und Image
Die Messe „Munich Highlights“
München Als vor zehn Jahren die Kunstmesse „Munich Highlights“mit Aplomb gegründet wurde, da war sie mit Kunsthändler-Schwergewichten wie u. a. Bernheimer, Tenschert, Böhler, Laue, Matzke klar ausgerichtet auf beste Alte Kunst. Da die Messe nun in der Residenz ihr Zehnjähriges feiert, sind all diese Kunsthändler aus den unterschiedlichsten Gründen abhandengekommen – und die Veranstaltung ist klar ausgerichtet auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in mehr durchschnittlicher Qualität.
Der Besucher sieht viele Expressionisten im Kleinformat (Nolde, Macke, Jawlensky) und viel deutsche Kunst der 50er, 60er und 70er Jahre im Mittelformat (Heinz Mack, Herbert Zangs, Günther Uecker) sowie – nicht zuletzt, weil österreichische Galerien gut vertreten sind – viel Alfons Walde mit seinen volkstümlichen Motiven aus den Bergen. Eine Ausnahme in Sachen Alter Kunst gibt es: Neu hinzugestoßen ist die Genfer Galerie De Jonckheere mit handverlesenen Gemälden der Cranachs, Kessels und Brueghels, selbst eine Miniatur aus dem Patinir-Umkreis (!) ist darunter.
Worin aber liegen die mutmaßlichen Gründe der Umgewichtung? Es ist wohl unter potenziellen Käufern so, dass sich durch moderne Werke leichter das (scheinbare oder tatsächliche) Image von Kunstverstand, Up-to-date-Sein, Wertbesitz und Wertzuwachs herstellen lässt als mit Alter Kunst, die mühsam studiert sein will. Vielleicht illustriert dieses Entscheidungsprinzip ganz gut ein kleines Öl, das jetzt von der Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling auf den „Highlights“angeboten wird. Gerhard Richter hat es 1996 in 110-facher Variation und unter dem Namen „Fuji“delikat gemalt und – damit das Lenbachhaus für den Erlös den „Atlas“seiner Fotomotivsammlung kaufen konnte – über die Münchner Galerie Fred Jahn vertrieben, die damals einen Katzensprung entfernt lag von dem Ort, wo eines dieser „Fuji“-Bilder heute angeboten wird.
1996 kostete jede der 110 Variationen um 12500 DM, und noch heute kann sich Fred Jahn gut daran erinnern, mit welch unfeinen Mitteln sich damals um die Bilder gekloppt wurde. Heute ist das in der Residenz offerierte „Fuji“mit 540000 Euro ausgezeichnet – und ein jeder kann sich denken, was so ein Stück Kunst mittlerweile hermacht, wenn man damit im Rahmen von Abendeinladungen hausieren geht – auch wenn Richter das heute alles albern und irrsinnig findet und aus ganz anderen, nämlich lauteren Gründen seinem Handwerk nachging. Abgesehen davon liegt der ungefähre „Fuji“-Marktwert deutlich unter 540000 Euro, wofür die Ergebnisse von Auktionen heranzuziehen sind. Dann liegt man bei rund 340 000 Euro. Immer noch viel Geld für 29 mal 37 Zentimeter.