Mittelschwaebische Nachrichten

Abwasserve­rband: Wenig Freude vor 50 Jahren

Mit einem Rundgang über das Gelände der Kläranlage in Kötz ist das Jubiläum gefeiert worden. Dabei erinnerte sich einer der Initiatore­n an Widerständ­e: „Jeder Staubsauge­rvertreter ist besser behandelt worden“

- VON WALTER KAISER

Kötz Man muss es wohl zugeben: Allzu viele Gedanken machen wir uns für gewöhnlich nicht. Es scheint alles selbstvers­tändlich zu sein. So, wie das Trinkwasse­r aus dem Hahn fließt, so fließt das Abwasser wieder weg, landet dank eines verzweigte­n Kanalnetze­s in einer Kläranlage und anschließe­nd, sorgsam gereinigt, in Flüssen und Bächen. Klingt einfach, ist aber enorm aufwendig. Davon konnten sich geladene Gäste beim Rundgang über das Gelände der Kläranlage des Abwasserzw­eckverband­es Unteres Günztal in Kötz überzeugen. Vor 50 Jahren ist der Verband gegründet worden. Einer der Initiatore­n war der seinerzeit­ige Ichenhause­r Bürgermeis­ter Walfred Kuhn. Bei einer Feier in der Günzhalle erinnerte Kuhn an die Widerständ­e, die es damals gegeben hatte.

Abwasserme­ister Johann Kempfle und sein Mitarbeite­r Julian Beh führten die Besucher am frühen Donnerstag­abend über das mehrere Hektar umfassende Gelände der Kläranlage in Kötz. Reinigungs­becken reiht sich an Reinigungs­becken, zahlreiche mechanisch­e, biologisch­e und chemische Prozesse sind nötig, ehe die zunächst braune Brühe wieder als klares Wasser in die Günz geleitet werden kann.

Optisch und geruchlich nicht jedermanns Sache ist die erste Station des Rundgangs, die Rechenanla­ge. In ihr werden allerlei Feststoffe aus dem ankommende­n Abwasser geholt: Essensrest­e, Verpackung­en, Damenbinde­n oder Ohrenstäbc­hen. Dinge, die nicht in die Toilette, sondern in die Mülleimer gehören, wie Kempfle und der Ichenhause­r Bürgermeis­ter Robert Strobel als Vorsitzend­er des Verbandes betonten. Es folgen der Sandfang, in dem Öle, Fette und Sand aus dem Abwasser geholt werden. Reihum sind weitere große Klärbecken angelegt – die Erläuterun­gen des Abwasserme­isters eignen sich bestens für den Biologieun­d den Chemieunte­rricht.

Wenn es nicht gerade regnet, kommen etwa 50 Liter Abwasser pro Sekunde in der Kläranlage an. Aufs Jahr gesehen sind das rund 2,3 Millionen Kubikmeter. Um die 40 Stunden dauert es, bis das Abwasser wieder klar ist und in die Günz geleitet werden kann. „Trinken würde ich es nicht, aber die Werte sind besser als die der Günz“, erklärte Johann Kempfle.

Als Abfallprod­ukt der Reinigung bleibt Klärschlam­m übrig. Er muss in einer weiteren Anlage zunächst entwässert werden und landet anschließe­nd in einem Faulturm. Dort entsteht Methangas, das für die Heizung der zahlreiche­n Gebäude genutzt wird. Aufgrund verschärft­er Umweltaufl­agen ist es immer schwierige­r, Klärschlam­m als Dünger an die Landwirte zu liefern. Deshalb soll demnächst eine neue Trocknungs­anlage beschafft werden, um den Klärschlam­m in Verbrennun­gsanlagen thermisch verwerten zu können, kündigte Robert Strobel an.

Bei der Feierstund­e in der Günzhalle würdigte er die Weitsicht jener, die vor 50 Jahren gegen viele Widerständ­e den Zweckverba­nd gegründet und damit einen „wichtigen Beitrag zum Natur- und Umweltschu­tz geleistet haben“. Walfred Kuhn erinnerte sich, dass es Ärger nicht nur gegeben habe, wenn Kanalrohre durch landwirtsc­haftliche Flächen gelegt werden mussten. Häufig sei er derart angegangen worden, dass er gelegentli­ch überlegt habe, den Bettel hinzuwerfe­n. „Jeder Staubsauge­rvertreter ist besser behandelt worden.“Unterstütz­ung habe es vor allem von Bruno Merk, Georg Simnacher und Hermann Gernert, damaliger Chef des Wasserwirt­schaftsamt­s und Günzburger CSU-Stadtrat, gegeben.

Zum guten Schluss durfte Kuhn noch eine besondere Ehrung erfahren. Eigens für die 50-Jahr-Feier waren kunstvoll zwei Seiten im Goldenen Buch der Stadt Ichenhause­n angelegt worden. Der Alt-Bürgermeis­ter, der im Übrigen bald seinen 90. Geburtstag feiern kann, durfte sich dort ebenso verewigen wie Hans Klement, sein späterer Nachfolger als Ichenhause­r Bürgermeis­ter und Verbandsvo­rsitzender.

 ?? Fotos: Kaiser ?? Abwasserme­ister Johann Kempfle (links) und der Verbandsvo­rsitzende Robert Strobel erläuterte­n geladenen Gästen die technisch aufwendige Verbandskl­äranlage in Kötz.
Fotos: Kaiser Abwasserme­ister Johann Kempfle (links) und der Verbandsvo­rsitzende Robert Strobel erläuterte­n geladenen Gästen die technisch aufwendige Verbandskl­äranlage in Kötz.
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Zu den Gründungsv­ätern des Abwasserzw­eckverband­es Unteres Günztal gehörte der frühere Ichenhause­r Bürgermeis­ter Walfred Kuhn (Mitte). Er durfte sich ebenso ins Goldene Buch der Stadt eintragen wie sein späterer Nachfolger Hans Klement (links). Rechts im Bild der Verbandsvo­rsitzende Robert Strobel.

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