Mittelschwaebische Nachrichten

Es begann mit dem Kaugummiau­tomat

Einkaufen In Haselbach gibt es wieder einen Dorfladen, der nach und nach sein Sortiment erweitert hat. Was noch geplant ist

- VON ULLA GUTMANN

Haselbach Als 2014 der kleine Dorfladen in Haselbach zumachte, sagten die Leute „Jetzt gibt’s ja gar nichts mehr im Dorf!“Marie und Steffen Kunze hatten im selben Jahr einen Bauernhof gekauft, genau in der Ortsmitte, in zentraler Geschäftsl­age sozusagen. Die Idee, selbst einen Laden aufzumache­n, entstand, und der erste Schritt war ein Kaugummiau­tomat an der Außenwand.

Vier Kinder haben die beiden, die Jüngste, Rosalie, noch im Kleinkinda­lter, die Älteste, Elora, ist neun. Außerdem gehören zur Familie der Hund Baghira, zwei Katzen, Meerschwei­nchen und Schildkröt­en. Ein paar Hühner sind in Planung. Steffen Kunze, der hauptberuf­lich in einer Alugießere­i in Balzhausen arbeitet, baute den jetzigen Ladenraum in Eigenregie in den alten Stadel und zunächst gab es nach der Eröffnung im Juli dieses Jahres hauptsächl­ich Getränke.

Anfangs waren auch Einwegflas­chen und Dosen dabei, mittlerwei­le bieten die beiden aber nur noch Mehrwegfla­schen an. „Frauen kaufen am liebsten die kleinen 0,33-Liter-Flaschen“, erzählt Steffen Kunze, besonders die kleinen bauchigen mit Etiketten im Retrolook würden gut ankommen. Das passt auch zu dem Dorfladen, den im Außenberei­ch einige Gartenzwer­ge zieren. Die hat Steffen Kunze aus Sachsen mitgebrach­t, wo er herstammt. Seine Kinder spielen damit und tragen sie herum.

Als nach dem Historisch­en Fest in Kirchheim ein großer Kühlschran­k kostenlos angeboten wurde, griffen die Kunzes zu. Dort sind jetzt Joghurt, Milch und Wurst vom Bauernhof Häfele gelagert. Nudeln, Mehl, Zucker und Süßigkeite­n sind ebenfalls im Sortiment. Immer wieder kommt eines der Kinder in den Laden und nimmt sich einen Kaugummi oder etwas Süßes – schon praktisch, wenn der Laden neben dem Wohnhaus ist. Ein Kunde klingelt an der Tür, wird eingelasse­n und kauft einen Kasten Bier. Kurz darauf betritt Petra Kaisinger aus Haselbach den Laden. „Ich wollte schon lange im Laden einkaufen, war aber immer zu spät dran“, erklärt sie. Die Ladenöffnu­ngszeiten sind momentan von 17 bis 19 Uhr. „Finde ich gut, dass es wieder einen Laden im Dorf gibt“, freut sich die Kundin und nimmt eine Kiste „Frauenbier“mit, die 0,33-LiterFlasc­hen.

Steffen Kunze möchte den Laden von jetzt 25 auf 60 Quadratmet­er erweitern. Nebenan wollen die beiden eine Gewerbeküc­he einrichten, wo Marie ihrer Leidenscha­ft nachgehen kann: Kuchen und Torten backen. Dann gibt es, so ist der Plan, irgendwann auch eine Bäckerthek­e im Laden, das Mobiliar haben sie schon, aufgekauft bei einer Bäckereiau­flösung.

Der Name „bei Gessel’s“des Dorf- und Getränkela­dens stammt vom Hausnamen des immerhin schon 1699 erbauten Bauernhofe­s. Ältere Dorfbewohn­er wissen so gleich genau, wo der Dorfladen liegt. Auch vom Dorfleben bekommen die Hinzugezog­enen einiges mit.

Im Sommer kommen Kinder in Bikini und Badehose vom Freibad gelaufen, um Spezi und Kaugummi zu kaufen, oder die Dorfmusike­r kaufen samstags in Tracht gekleidet eine Wegzehrung, bevor es zum nächsten Auftritt geht. Eine Familie aus München, die in der Nähe ein Ferienhaus hat, kommt regelmäßig vorbei. Der Kaugummiau­tomat ist für die Kinder der Hit – so etwas gab es bei ihnen in München nicht mehr.

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Fotos: Gutmann Sie sind die Gesichter hinter dem Dorfladen „bei Gessel’s“: Vater Steffen, Mutter Marie mit der kleinen Rosalie und Elora (9).
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Noch bevor der Dorfladen eröffnete, gab es einen Kaugummiau­tomaten.

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