Mittelschwaebische Nachrichten
Vom Außenseiter zum Allrounder
Nissan legt nach neun Jahren den Juke neu auf. Der Crossover polarisiert nicht mehr ganz so stark. Das tut ihm gut
Meinen die das ernst? Vor nunmehr neun Jahren staunten viele nicht schlecht, als Nissan den Juke präsentierte. Nicht nur, weil die Japaner sich als eine der Ersten in das KleinSUV-Segment wagten, sondern vor allem, weil der Juke extrem polarisierte: Gedrungene Karosserie, hohe Motorhaube mit aufgesetzten Glubschaugen-Scheinwerfern und ein verspieltes Heck sorgten dafür, dass es nur zwei Meinungen gab: großartig – und geht gar nicht.
Geschadet hat der schrullige Auftritt dem Juke nicht, eine Million Kunden haben sich inzwischen für den Crossover entschieden. Nun schickt Nissan aber nach überdurchschnittlich langer Bauzeit ab Januar 2020 die zweite Juke-Generation auf die Straße.
Die bleibt der Grundform treu, wirkt aber insgesamt etwas weniger exzentrisch. Dafür sorgen vor allem die entschärften Lichter und das erwachsenere Heck mit zweigeteilten Rückleuchten. Die sind zwar in der Herstellung teurer, sorgen aber für eine breitere Kofferraumöffnung. Und weil gleichzeitig der Radstand um knapp elf Zentimeter gewachsen ist, lässt sich das Gepäckabteil des nun 4,21 Meter langen Nissans nicht nur leichter beladen, sondern bietet mit 422 Litern auch rund 20 Prozent mehr Stauraum. Mehr Platz gibt es auch auf der Rückbank, wo sogar großgewachsene Gäste zumindest auf der Kurzstrecke gut sitzen können; vorne geht’s ohnehin ausreiluftig zu. Das ordentlich verarbeitete Cockpit gibt’s in der TopVersion in drei bunten Farben, außerdem sind optional eng geschnittene Sportsitze mit integrierten Kopfstützen erhältlich, die mit der Bose-Soundanlage sogar mit Lautsprechern bestückt werden. Das sieht witzig aus, erinnern die Boxen doch an aufgesetzte Kopfhörer.
An Ausstattungsschmankerln fehlt es dem Juke generell nicht: Neben Standards wie einem Touchscreen-Infotainmentsystem oder der 360-Grad-Kamera bekommt man in den teureren Ausstattungsvarianten unter anderem auch das ProPilotSystem, das nicht nur den Abstand zum Vordermann hält, sondern auch mitlenkt, und kann über Nischend sans Digitaldienste den Juke per Smartphone zuschließen oder mit dem Google-Home-Sprachassistenten von zu Hause aus den Reifendruck abfragen. Die 18990 Euro teure Basis-Version wartet schon mit manueller Klimaanlage, Tempomat, Radio mit USB-Anschlüssen, LED-Scheinwerfern mit Fernlichtassistent, elektrischen Fensterhebern und Verkehrszeichenerkennung auf. Was es dagegen nicht gibt, sind digitale Instrumente, Allradantrieb und – zumindest vorerst – eine Wahlmöglichkeit beim Motor.
Einzig verfügbarer Antrieb ist der aus dem Nissan Micra bekannte Einliter-Dreizylinder-Turbo-Benziner, der 117 PS und 180 Newtonmeter Drehmoment mobilisiert. Das Motörchen ist keine Sportmaschine und mit über zehn Sekunden für den 100er-Sprint nicht besonders schnell, fühlt sich aber spritzig an und ist mit rund sechs WLTPLitern Verbrauch nicht zu durstig. Etwas störend ist das laute TurboGesäusel, der kernige DreizylinderKlang dagegen passt gut zum Juke. Für Schaltmuffel bietet Nissan optional ein tadelloses SiebengangDoppelkupplungsgetriebe an.
Ebenfalls nichts zu meckern gibt’s beim Fahrwerk: War Generation eins noch recht straff abgestimmt und auf Agilität getrimmt, haben sich die Entwickler jetzt für einen gelungenen Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort entschieden. Ein präziser Kurvenstrich ist, nicht zuletzt auch dank der steiferen Karosserie, noch immer problemlos möglich, gleichzeitig aber verdaut der Unterbau auch schlechte Strecken ohne zu murren.