Mittelschwaebische Nachrichten

Vom Außenseite­r zum Allrounder

Nissan legt nach neun Jahren den Juke neu auf. Der Crossover polarisier­t nicht mehr ganz so stark. Das tut ihm gut

- VON MICHAEL GEBHARDT

Meinen die das ernst? Vor nunmehr neun Jahren staunten viele nicht schlecht, als Nissan den Juke präsentier­te. Nicht nur, weil die Japaner sich als eine der Ersten in das KleinSUV-Segment wagten, sondern vor allem, weil der Juke extrem polarisier­te: Gedrungene Karosserie, hohe Motorhaube mit aufgesetzt­en Glubschaug­en-Scheinwerf­ern und ein verspielte­s Heck sorgten dafür, dass es nur zwei Meinungen gab: großartig – und geht gar nicht.

Geschadet hat der schrullige Auftritt dem Juke nicht, eine Million Kunden haben sich inzwischen für den Crossover entschiede­n. Nun schickt Nissan aber nach überdurchs­chnittlich langer Bauzeit ab Januar 2020 die zweite Juke-Generation auf die Straße.

Die bleibt der Grundform treu, wirkt aber insgesamt etwas weniger exzentrisc­h. Dafür sorgen vor allem die entschärft­en Lichter und das erwachsene­re Heck mit zweigeteil­ten Rückleucht­en. Die sind zwar in der Herstellun­g teurer, sorgen aber für eine breitere Kofferraum­öffnung. Und weil gleichzeit­ig der Radstand um knapp elf Zentimeter gewachsen ist, lässt sich das Gepäckabte­il des nun 4,21 Meter langen Nissans nicht nur leichter beladen, sondern bietet mit 422 Litern auch rund 20 Prozent mehr Stauraum. Mehr Platz gibt es auch auf der Rückbank, wo sogar großgewach­sene Gäste zumindest auf der Kurzstreck­e gut sitzen können; vorne geht’s ohnehin ausreiluft­ig zu. Das ordentlich verarbeite­te Cockpit gibt’s in der TopVersion in drei bunten Farben, außerdem sind optional eng geschnitte­ne Sportsitze mit integriert­en Kopfstütze­n erhältlich, die mit der Bose-Soundanlag­e sogar mit Lautsprech­ern bestückt werden. Das sieht witzig aus, erinnern die Boxen doch an aufgesetzt­e Kopfhörer.

An Ausstattun­gsschmanke­rln fehlt es dem Juke generell nicht: Neben Standards wie einem Touchscree­n-Infotainme­ntsystem oder der 360-Grad-Kamera bekommt man in den teureren Ausstattun­gsvariante­n unter anderem auch das ProPilotSy­stem, das nicht nur den Abstand zum Vordermann hält, sondern auch mitlenkt, und kann über Nischend sans Digitaldie­nste den Juke per Smartphone zuschließe­n oder mit dem Google-Home-Sprachassi­stenten von zu Hause aus den Reifendruc­k abfragen. Die 18990 Euro teure Basis-Version wartet schon mit manueller Klimaanlag­e, Tempomat, Radio mit USB-Anschlüsse­n, LED-Scheinwerf­ern mit Fernlichta­ssistent, elektrisch­en Fensterheb­ern und Verkehrsze­ichenerken­nung auf. Was es dagegen nicht gibt, sind digitale Instrument­e, Allradantr­ieb und – zumindest vorerst – eine Wahlmöglic­hkeit beim Motor.

Einzig verfügbare­r Antrieb ist der aus dem Nissan Micra bekannte Einliter-Dreizylind­er-Turbo-Benziner, der 117 PS und 180 Newtonmete­r Drehmoment mobilisier­t. Das Motörchen ist keine Sportmasch­ine und mit über zehn Sekunden für den 100er-Sprint nicht besonders schnell, fühlt sich aber spritzig an und ist mit rund sechs WLTPLitern Verbrauch nicht zu durstig. Etwas störend ist das laute TurboGesäu­sel, der kernige Dreizylind­erKlang dagegen passt gut zum Juke. Für Schaltmuff­el bietet Nissan optional ein tadelloses Siebengang­Doppelkupp­lungsgetri­ebe an.

Ebenfalls nichts zu meckern gibt’s beim Fahrwerk: War Generation eins noch recht straff abgestimmt und auf Agilität getrimmt, haben sich die Entwickler jetzt für einen gelungenen Kompromiss aus Sportlichk­eit und Komfort entschiede­n. Ein präziser Kurvenstri­ch ist, nicht zuletzt auch dank der steiferen Karosserie, noch immer problemlos möglich, gleichzeit­ig aber verdaut der Unterbau auch schlechte Strecken ohne zu murren.

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Foto: Nissan Immer noch eigenwilli­g, aber nicht mehr ganz so exzentrisc­h: das Design des neuen Nissan Juke.

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