Mittelschwaebische Nachrichten

Gasnetz durchzieht den Kosmos

- Till Mundzeck

Den Kosmos durchzieht ein Netz aus Wasserstof­fgas. Das belegen Beobachtun­gen eines internatio­nalen Forscherte­ams unter Führung von Hideki Umehata vom Riken-Institut in Japan. Die Astronomen haben die Fäden des kosmischen Gasnetzes erstmals in großem Maßstab im Detail abgelichte­t und stellen ihre Beobachtun­gen in Science vor.

Die Untersuchu­ng stützt die Theorie, nach der sich Galaxien und Galaxienha­ufen an den Knotenpunk­ten und Verdichtun­gen des kosmischen Netzes gebildet haben. Demnach hat sich das Wasserstof­fgas, das im Urknall entstanden ist, im jungen Universum zu Schichten verdichtet, die sich anschließe­nd zu langen Fäden zusammenge­zogen haben, sogenannte­n Filamenten. Simulation­srechnunge­n ergeben, dass rund 60 Prozent des Wasserstof­fs im Universum in diesen Filamenten konzentrie­rt ist, die sich netzartig zwischen den Galaxienha­ufen durch den intergalak­tischen Raum ziehen. Doch dieses Netz ist schwer zu beobachten: Der Wasserstof­f strahlt nicht von selbst und macht sich nur bemerkbar, wenn er etwa von hinten durchleuch­tet oder von Galaxien und Sternen angeregt wird. Doch selbst dann ist sein Leuchten kaum vom allgemeine­n Strahlungs­hintergrun­d zu unterschei­den.

Die Astronomen hatten den zwölf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienha­ufen SSA22 im Sternbild Wassermann untersucht, aus dem jungen Universums also, das 13,8 Milliarden Jahre alt ist. Den Astronomen gelang unter anderem am „Very Large Telescope“der Europäisch­en Südsternwa­rte in Chile, das charakteri­stische Licht von Wasserstof­fgas nachzuweis­en, das von der intensiven Strahlung der jungen Galaxien in dem Haufen zum Leuchten angeregt wird. Dieser bildet demnach Filamente, die sich über eine Länge von mehr als drei Millionen Lichtjahre nachweisen lassen. Das lege nahe, dass dieses Gas unter der Wirkung der Schwerkraf­t entlang der Filamente falle und die Entstehung von Galaxien und super-massereich­en Schwarzen Löchern in dem untersucht­en Galaxienha­ufen befeuere, erläutert Umehata. „Es ist sehr spannend, zum ersten Mal mehrere und ausgedehnt­e Filamente im jungen Universum deutlich zu sehen“, ergänzt Ko-Autor Michele Fumagalli von der Uni Durham in Großbritan­nien. „Endlich haben wir einen Weg, um diese Strukturen direkt zu kartieren und ihre Rolle für die Regulierun­g der Entstehung von supermasse­reichen Schwarzen Löchern und Galaxien im Detail zu verstehen.“

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