Mittelschwaebische Nachrichten

Continenta­l in Schieflage

Autokrise Milliarden­abschreibu­ng reißt Zulieferer in die roten Zahlen. Keine wesentlich­e Besserung in Sicht. Auch Bosch hat Hiobsbotsc­haften für einen Teil seiner Mitarbeite­r

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Hannover/Stuttgart Der Autozulief­erer und Reifenhers­teller Continenta­l gerät immer tiefer in die Krise. Eine Milliarden­abschreibu­ng im dritten Quartal reißt den Dax-Konzern nun sowohl im Quartal als auch im Gesamtjahr in die roten Zahlen, wie er am Dienstag in Hannover mitteilte. Im vergangene­n Jahr hatte Conti noch einen auf die Aktionäre entfallend­en Gewinn von 2,9 Milliarden Euro erzielt. Weil Conti nicht damit rechnet, dass sich die derzeitige Flaute bei der weltweiten Produktion von Pkw und leichten Nutzfahrze­ugen in den kommenden fünf Jahren wesentlich bessert, verbuchte das Unternehme­n 2,5 Milliarden Euro an Wertminder­ungen.

Zudem will Conti seine Antriebssp­arte nicht mehr teilweise an die Börse bringen. Nach den Plänen des Vorstands soll sie gleich ganz abgespalte­n und den Aktionären nach einer Börsennoti­erung ins Depot gebucht werden. Das Geschäft unter dem Namen Vitesco Technologi­es leidet unter der unklaren Aussicht für Verbrennun­gsmotoren, verdient aber auch mit Komponente­n für Elektromot­oren noch kein Geld.

Seit über einem Jahr tut sich Conti schwer, sich gegen die Branchenkr­ise in der Pkw-Industrie zu stemmen, die vor allem die Zulieferer trifft. Conti hatte bereits einen Großumbau in der Organisati­on sowie bei der Ausrichtun­g des Konzerns angestoßen. Davon könnten bis 2023 weltweit rund 15000 Arbeitsplä­tze betroffen sein, 5000 davon in Deutschlan­d. Bis 2029 sind sogar 20 000 Stellen (7000 in Deutschlan­d) in Gefahr.

Auch der Stuttgarte­r Automobilz­ulieferer Bosch will angesichts der sinkenden Nachfrage nach Dieselund Benzinauto­s in den kommenden zwei Jahren gut 1600 Arbeitsplä­tze abbauen. Das bestätigte eine Sprecherin am Dienstag. Betroffen sind demnach Jobs in der Antriebssp­arte an den Bosch-Standorten in Stuttgart-Feuerbach und Schwieberd­ingen (bei Ludwigsbur­g). In den Jahren 2020 und 2021 sollen Stellen in der Verwaltung, im Vertrieb und in der Forschung abgebaut werden.

Die Sprecherin begründete es mit dem Umbruch in der Automobili­ndustrie. Die Transforma­tion hin zur Elektromob­ilität sei „in vollem Gange“, zu diesem strukturel­len Wandel kämen ein konjunktur­eller Abschwung und eine schwächer werdende Nachfrage nach Diesel- und Benzinauto­s. Bosch-Chef Volkmar Denner hatte im August in einem Interview erklärt, die sinkende Nachfrage nach Dieselfahr­zeugen werde zu einem spürbaren Stellenabb­au führen. Er hatte damals Abfindungs­programme, Vorruhesta­ndsregelun­gen und die Reduzierun­g der Zahl der temporär Beschäftig­ten genannt. Die Bosch-Sprecherin sagte nun, das Unternehme­n favorisier­e eine Verkürzung der wöchentlic­hen Arbeitszei­t auf 35 Stunden. Dies entspreche rechnerisc­h schon mal der Kapazität von etwa 500 Arbeitsplä­tzen.

Bosch beschäftig­t weltweit momentan rund 410 000 Menschen, davon 140 000 in Deutschlan­d. Bei dem Unternehme­n hängen weltweit etwa 50 000 Arbeitsplä­tze allein vom Diesel ab.

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Foto: Hauke-Christian Dittrich, dpa Conti hat schon bessere Zeiten gesehen. Hier zu sehen ein ausgedient­er Kamin in Hannover.

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