Mittelschwaebische Nachrichten

Zu hohe Erwartunge­n

- VON MARKUS BÄR mab@augsburger-allgemeine.de

Die Bemühungen, das Thema Depression­en und ihre schlimmste Folge, den Suizid, im Bewusstsei­n der Bevölkerun­g zu verankern, können nicht groß genug sein. Schließlic­h sterben in Deutschlan­d durch den Freitod (rund 9200 im Jahr 2017) mehr Menschen als durch Verkehrsun­fälle (circa 3200). Suizid ist die häufigste nichtnatür­liche Todesursac­he in unserem Land. Somit fällt der Verhinderu­ng eine wichtige Rolle zu. Hier ist Aufklärung­sarbeit nötig. Es ist nicht leicht, selbst als Angehörige­r Suizidtend­enzen zu erkennen. Insofern ist die Petition einer Gruppe von Unterhachi­nger Gymnasiast­en um den 18-jährigen Alexander Spöri an den Freistaat, das Thema Prävention wesentlich stärker an den Schulen zu behandeln, sehr ehrenwert. Zumal viele Schüler an Depression­en und Angsterkra­nkungen leiden. Ob es früher weniger waren, ist nicht belegt. Auffällig ist aber, dass es 1980 in Gesamtdeut­schland über alle Altersgrup­pen hinweg doppelt so viele Suizide wie heute gab.

Der Freistaat hat im Mai an Schulen ein Zehn-PunkteProg­ramm aufgelegt. So wird etwa angekündig­t, dass das Thema Depression­en schon im Lehramtsst­udium behandelt wird. Vielleicht ist Spöris Einschätzu­ng, das Programm werde nicht umgesetzt, zu vorschnell. Gerade bei psychische­n Erkrankung­en sieht man, dass es lange dauert, bis ein Wandel im Bewusstsei­n der Bevölkerun­g erfolgt. Ein derartiges Programm, das im Mai aufgelegt wurde, braucht mehr Zeit, umgesetzt zu werden, als ein knappes halbes Jahr.

Lesen Sie dazu auch den Artikel „Petition: Kritik an Ministeriu­m“.

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