Mittelschwaebische Nachrichten
Zu hohe Erwartungen
Die Bemühungen, das Thema Depressionen und ihre schlimmste Folge, den Suizid, im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern, können nicht groß genug sein. Schließlich sterben in Deutschland durch den Freitod (rund 9200 im Jahr 2017) mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle (circa 3200). Suizid ist die häufigste nichtnatürliche Todesursache in unserem Land. Somit fällt der Verhinderung eine wichtige Rolle zu. Hier ist Aufklärungsarbeit nötig. Es ist nicht leicht, selbst als Angehöriger Suizidtendenzen zu erkennen. Insofern ist die Petition einer Gruppe von Unterhachinger Gymnasiasten um den 18-jährigen Alexander Spöri an den Freistaat, das Thema Prävention wesentlich stärker an den Schulen zu behandeln, sehr ehrenwert. Zumal viele Schüler an Depressionen und Angsterkrankungen leiden. Ob es früher weniger waren, ist nicht belegt. Auffällig ist aber, dass es 1980 in Gesamtdeutschland über alle Altersgruppen hinweg doppelt so viele Suizide wie heute gab.
Der Freistaat hat im Mai an Schulen ein Zehn-PunkteProgramm aufgelegt. So wird etwa angekündigt, dass das Thema Depressionen schon im Lehramtsstudium behandelt wird. Vielleicht ist Spöris Einschätzung, das Programm werde nicht umgesetzt, zu vorschnell. Gerade bei psychischen Erkrankungen sieht man, dass es lange dauert, bis ein Wandel im Bewusstsein der Bevölkerung erfolgt. Ein derartiges Programm, das im Mai aufgelegt wurde, braucht mehr Zeit, umgesetzt zu werden, als ein knappes halbes Jahr.
Lesen Sie dazu auch den Artikel „Petition: Kritik an Ministerium“.