Mittelschwaebische Nachrichten

Petition: Kritik an Ministeriu­m

Depression­saufklärun­g müsse besser werden

- VON DANIEL WIRSCHING

München Sie kämpfen seit Monaten für eine bessere Aufklärung über Depression­en an Schulen – und lassen nicht locker: Eine Gruppe junger Leute aus Unterhachi­ng im oberbayeri­schen Kreis München hat nun am Dienstagmi­ttag Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner einen „offenen Brief“überreicht. In dem wird die CSU-Politikeri­n aufgeforde­rt, ihren Einfluss geltend zu machen. Sie solle Aufklärung­sinitiativ­en unterstütz­en und darauf dringen, die Forderunge­n einer Petition endlich umzusetzen. Die Gruppe um den 18-jährigen Alexander Spöri hatte die Petition während der Vorbereitu­ng aufs Abitur im Frühjahr im Internet gestartet. Mehr als 43400 Menschen unterzeich­neten sie.

Die Initiatore­n kritisiert­en, dass psychische Krankheite­n im Lehrplan der Gymnasien, Real- und Mittelschu­len im Freistaat „nur beiläufig erwähnt“worden seien und verlangten den „Schutz psychisch kranker Kinder und Jugendlich­er“. Depression­en seien „häufigste Ursache von jugendlich­en Suiziden“. Die Petition erreichte den Bildungsau­sschuss im Landtag, der sie zur Würdigung an die Staatsregi­erung verwies – was selten vorkommt.

Das zuständige Kultusmini­sterium hatte bereits im Mai mit einem „Zehn-Punkte-Plan“reagiert. Demnach soll etwa im Lehramtsst­udium das Thema Depression berücksich­tigt werden. Der Gruppe um Alexander Spöri gehen die Maßnahmen jedoch nicht weit genug. Der 18-Jährige zeigte sich am Dienstagmi­ttag kurz nach der Übergabe des „offenen Briefs“an Aigner enttäuscht über die „Symbolpoli­tik“der Staatsregi­erung. Der „ZehnPunkte-Plan“von Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) sei ein Anfang, sagte Spöri im Gespräch mit unserer Redaktion, „man hat ihn aber einfach nicht umgesetzt“. Auch eine Stellungna­hme von

Ex-Abiturient­en wenden sich an Landtagspr­äsidentin

Staatssekr­etärin Anna Stolz zum Zwischenst­and der Umsetzung des Plans habe ihn enttäuscht. „Nach sechs Monaten sehe ich wenig Veränderun­g“, sagte Spöri. Er kritisiert­e zudem, dass das Kultusmini­sterium erst im Juli 2020 nochmals Bericht erstatten wolle.

Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner habe ihm und seiner Gruppe zugesagt, sich persönlich um deren Anliegen zu kümmern und ein Gespräch mit Kultusmini­ster Piazolo zu vermitteln, sagte Spöri. „Wir machen weiter Druck.“Dabei ist die Gruppe nicht allein: Den „offenen Brief“unterstütz­te neben Opposition­spolitiker­n wie Simone Strohmayr (SPD, Stadtberge­n), Max Deisenhofe­r (Grüne, Krumbach) und Dominik Spitzer (FDP, Kempten) unter anderem Professor Peter Falkai, Direktor der Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München. Das Kultusmini­sterium wies die Kritik zurück: Die angekündig­ten Maßnahmen würden „an den Schulen vor Ort planmäßig und mit Hochdruck umgesetzt“.

Am Dienstagab­end stand für Alexander Spöri dann noch auf Einladung Aigners eine Diskussion zum Thema im Maximilian­eum an. Mit auf dem Podium: Teresa Enke. Deren Mann Robert, Torhüter der Fußball-Nationalma­nnschaft, war schwer depressiv und nahm sich vor zehn Jahren das Leben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf der ersten Bayern-Seite.

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