Mittelschwaebische Nachrichten
Führungskrise: Jagdverband will keine Öffentlichkeit
Machtkampf Versammlung am Samstag soll hinter verschlossenen Türen stattfinden
München Jetzt ist es offiziell: Die außerordentliche Mitgliederversammlung des krisengeschüttelten Bayerischen Jagdverbandes soll am Samstag in Schrobenhausen hinter verschlossenen Türe tagen. Das bekamen die 159 Kreisgruppen am Dienstag in einem Infobrief mitgeteilt. Darin heißt es zwar: „Vorrangiges Ziel ist es nun, eine neue Offenheit, mehr Transparenz und eine verbesserte Informationspolitik im Jagdverband zu erreichen.“Eine öffentliche Debatte aber soll nicht geführt werden. Grund sei, wie der kommissarische BJV-Chef, VizePräsident Thomas Schreder, auf Anfrage unserer Redaktion sagte, „die angespannte Situation“des Verbandes. Man wolle den Delegierten die Möglichkeit geben, „offen und ehrlich diskutieren zu können“. Hinterher werde dann aber umfassend informiert.
Die Versammlung wird tatsächlich mit Hochspannung erwartet. Ursprünglicher Anlass ihrer Einberufung war ein Antrag des BJV-Bezirks Oberbayern von Ende Juli dieses Jahres, der darauf abzielte, die strittigen Fragen zur Bilanz und zur Haushaltsführung unter dem langjährigen Präsidenten Jürgen Vocke zu klären. Seither aber haben sich die Ereignisse überschlagen. Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt gegen Vocke wegen des Verdachts der Untreue und Unterschlagung, nachdem der Memminger BJV-Kreisvorsitzende Andreas Ruepp Strafanzeige gegen ihn und den früheren Schatzmeister erstattet hatte. Es gab eine Hausdurchsuchung in Privaträumen und der Zentrale des Jagdverbandes in Feldkirchen bei München. Und nicht erst seit Vocke schließlich erklärt hat, seine Ämter vorerst ruhen zu lassen, ist ein schwer durchschaubarer
Schwierige Gemengelage: Selbst Insider sind verwirrt
Machtkampf um seine Nachfolge als Präsident entbrannt.
Selbst Insider tun sich schwer, die Motive und Handlungsstränge in dieser Gemengelage zu entwirren. Den oberbayerischen Kreisgruppen, die die außerordentliche Versammlung beantragt hatten, wird nachgesagt, sie hätten damit eigentlich nur Vockes Rücktritt, den er für Frühjahr 2020 bereits angekündigt hatte, beschleunigen wollen. Belege dafür gibt es aber offenbar nicht. Diejenigen, die erst einmal Aufklärung über das Finanzgebaren forderten, weisen derlei Verdächtigungen entschieden zurück. Auch der häufig geäußerte Verdacht, der Kampf um die Nachfolge sei in Wirklichkeit ein Machtkampf zwischen CSU und Freien Wählern, hat sich bisher nicht bestätigt. Was von alledem in Schrobenhausen zur Sprache kommt, ist völlig offen. Die Versammlung wird sich vermutlich erst einmal mit dem Ärger derer auseinandersetzen müssen, die draußen bleiben sollen. Das sind nicht nur Berichterstatter, Gäste und Mitglieder des BJV-Landesausschusses. Sogar die Zahl der Delegierten pro Kreisgruppe soll auf jeweils zwei beschränkt werden. Dagegen gibt es bereits Protest. Die Entscheidung trifft die Versammlung.