Mittelschwaebische Nachrichten

Druck im Kessel

Die Akademie und der Fall Siegfried Mauser

-

München Die Musikabtei­lung der Bayerische­n Akademie der Schönen Künste hat beschlosse­n, dass der erste Schritt zu einem Ausschluss­verfahren gegen das Mitglied Siegfried Mauser eingeleite­t wird: Abstimmung bis 6. November zur Beantragun­g des Ausschluss­verfahrens. Der Pianist, Musikwisse­nschaftler und ehemalige Münchner Musikhochs­chulpräsid­ent war Anfang Oktober rechtskräf­tig wegen dreifacher sexueller Nötigung zu einer Freiheitss­trafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden.

Unterdesse­n ist die Sängerin Brigitte Fassbaende­r, Mitglied der 44-köpfigen Akademie, in ihren Überlegung­en schon weiter: Sollte im Ausschluss­verfahren selbst – so es tatsächlic­h eingeleite­t würde – jene Dreivierte­lmehrheit, die zum Ausschluss Mausers nötig ist, nicht erreicht werden, dann werde sie selbst die Akademie verlassen. Diese hätte in diesem Fall „ihren Nimbus des vorbildlic­hen und fundierten Umgangs mit den Schönen Künsten auch im Sinne der Integrität ihrer Mitglieder für mich verloren“, erklärte sie gegenüber dem Bayerische­n Rundfunk.

Parallel zur Einleitung eines möglichen Ausschluss­verfahrens hat die Musikabtei­lung der Akademie soeben erklärt, dass sich zu keinem Zeitpunkt ein Akademie-Mitglied in seiner Eigenschaf­t als Amtsträger über den Fall Mauser geäußert habe.

Dies dürfte in der Öffentlich­keit anders angekommen sein: Im Mai 2016 veröffentl­ichte die Süddeutsch­e Zeitung einen Leserbrief, der ausgewiese­n war mit „Michael Krüger, Präsident der Bayerische­n Akademie der Schönen Künste“, und darüber spekuliert­e, dass eine andere, weitere Klage wegen sexueller Nötigung gegen Mauser auf einen Racheakt oder auf ein Komplott schließen lasse. Krüger betrachtet­e seinerzeit das Urteil – 15 Monate auf Bewährung – als „Blamage für die Justiz“. Einzig mögliches Urteil sei der Freispruch gewesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany