Mittelschwaebische Nachrichten

An Rhein und Ruhr herrscht Olympia-Lust

- VON MARCO SCHEINHOF marco.scheinhof@augsburger-allgemeine.de

Die Versuche zuletzt waren wenig erfolgreic­h. Olympische Bewerbunge­n schienen in Deutschlan­d so beliebt wie Masern bei Kindern. Münchens Vorstoß schlugen die befragten Bürger nieder, in Hamburg war es nicht viel besser. Berlin war im Rennen um 2024 zuvor gegen die Hansestadt bei der nationalen Ausscheidu­ng gescheiter­t. Olympische Spiele ausrichten zu dürfen, schien nicht mehr sehr gewünscht zu sein. Kein Wunder, wenn man den Blick auf den Gigantismu­s der vergangene­n Jahre richtet. Bei den Winterspie­len 2014 in Sotschi beispielsw­eise hatte Russland richtig geklotzt – und dabei keine Rücksicht auf Natur und Umwelt genommen. Von Nachhaltig­keit ist freilich keine Spur, wenn man Winterspie­le am Meer ausrichtet. Auch 2018 in Südkorea wurden nach offizielle­n Angaben 50 000 bis zu 500 Jahre alte Birken gefällt, um Platz für die Skipisten zu schaffen. Ein Wahnsinn! In London 2012 uferten die Kosten aus, 2016 in Rio de Janeiro waren Umsiedlung­en nötig, zu denen sich ein Müllproble­m, Bau-Chaos und Korruption­saffären gesellten. Kein Wunder, dass die Lust auf Olympia kleiner wurde.

Immerhin hat sich das Internatio­nale Olympische Komitee eine Reform aufgezwung­en, da sich für 2024 und 2028 mit Paris und Los Angeles nur zwei Bewerber gemeldet hatten. Weniger Gigantismu­s also und mehr Nachhaltig­keit – das klingt grundsätzl­ich gut. Zudem sollen die Bewerbungs­kosten gesenkt werden und mehr Transparen­z herrschen. An Rhein und Ruhr scheint das zu überzeugen. 2032 sollen hier die Spiele stattfinde­n. Einen Versuch ist es allemal wert.

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