Mittelschwaebische Nachrichten
An Rhein und Ruhr herrscht Olympia-Lust
Die Versuche zuletzt waren wenig erfolgreich. Olympische Bewerbungen schienen in Deutschland so beliebt wie Masern bei Kindern. Münchens Vorstoß schlugen die befragten Bürger nieder, in Hamburg war es nicht viel besser. Berlin war im Rennen um 2024 zuvor gegen die Hansestadt bei der nationalen Ausscheidung gescheitert. Olympische Spiele ausrichten zu dürfen, schien nicht mehr sehr gewünscht zu sein. Kein Wunder, wenn man den Blick auf den Gigantismus der vergangenen Jahre richtet. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi beispielsweise hatte Russland richtig geklotzt – und dabei keine Rücksicht auf Natur und Umwelt genommen. Von Nachhaltigkeit ist freilich keine Spur, wenn man Winterspiele am Meer ausrichtet. Auch 2018 in Südkorea wurden nach offiziellen Angaben 50 000 bis zu 500 Jahre alte Birken gefällt, um Platz für die Skipisten zu schaffen. Ein Wahnsinn! In London 2012 uferten die Kosten aus, 2016 in Rio de Janeiro waren Umsiedlungen nötig, zu denen sich ein Müllproblem, Bau-Chaos und Korruptionsaffären gesellten. Kein Wunder, dass die Lust auf Olympia kleiner wurde.
Immerhin hat sich das Internationale Olympische Komitee eine Reform aufgezwungen, da sich für 2024 und 2028 mit Paris und Los Angeles nur zwei Bewerber gemeldet hatten. Weniger Gigantismus also und mehr Nachhaltigkeit – das klingt grundsätzlich gut. Zudem sollen die Bewerbungskosten gesenkt werden und mehr Transparenz herrschen. An Rhein und Ruhr scheint das zu überzeugen. 2032 sollen hier die Spiele stattfinden. Einen Versuch ist es allemal wert.