Mittelschwaebische Nachrichten

Sportzentr­um: versöhnlic­he Töne im Stadtrat

Projekt Warum sich für den Vorschlag, die Alternativ­e Generalsan­ierung durchzurec­hnen, eine Mehrheit abzeichnet

- VON PETER BAUER

Krumbach Die jahrelange Debatte um die Zukunft des Krumbacher Sportzentr­ums – ist das gar eine „Krumbacher Brexit-Diskussion“? Das Wort „Brexit“ist in diesem Zusammenha­ng in Krumbach derzeit wiederholt zu hören. „Davon sind wir aber weit entfernt“, betont 2. Bürgermeis­ter und CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Gerhard Weiß auf Anfrage unserer Redaktion. Voraussich­tlich am Montag, 25. November wird das Sportzentr­um (Sporthalle, Mensa, Hallenbad) wieder Thema im Stadtrat sein. Inzwischen zeichnet sich eine neue Entwicklun­g ab. Sehr viel spricht dafür, dass die Variante einer Generalsan­ierung des Sportzentr­ums genau durchgerec­hnet wird. Christian Plail hatte im Namen der UFWG-Stadtratsf­raktion einen entspreche­nden Antrag eingereich­t – der von allen fünf Fraktionsm­itgliedern mitgetrage­n wird. Gerhard Weiß erklärte, dass die Überlegung­en der CSU und ihrer Fraktion (zehn Mitglieder) in eine sehr ähnliche Richtung gehen.

Demnach könnte es im Stadtrat eine klare Mehrheit für eine genaue Berechnung der Generalsan­ierung geben. Bekanntlic­h stehen auch die SPD und Christoph Helmes einem Neubau der Anlage insgesamt skeptisch gegenüber. 2017 war der Neubau des Sportzentr­ums im Stadtrat mit einer Mehrheit von 19:5 Stimmen beschlosse­n worden. „Miteinande­r“, sich „intensiv zusammense­tzen“: In der jüngsten Stadtratss­itzung am Montag waren in Sachen Sportzentr­um wieder entspannte­re Töne als zuletzt zu hören. Auch Bürgermeis­ter Hubert Fischer (bekannterm­aßen ein klarer Befürworte­r der Neubau-Lösung) teilte mit, dass es umfassende Gespräche mit seinen Stellvertr­etern Weiß (CSU) und Klemens Ganz (UFWG) gegeben habe.

Der Antrag der UFWG sieht vor, vom federführe­nden Planungsbü­ro Krug Grossmann Architekte­n (München) eine Kostenbere­chnung für die Generalsan­ierung von Sporthalle, Mensa und Küche sowie Heizzentra­le und Betriebsrä­ume erstellen zu lassen. Für die (ursprüngli­ch geplante) Sanierung des Hallenbads stehe ja bereits eine Zahl von rund 7,8 Millionen Euro im Raum, sagt Plail. Weitere zehn bis 15 Prozent dieser Summe könnten für eine eventuelle Dachsanier­ung hinzukomme­n, schätzt er. Für einen Hallenbadn­eubau (2017 mit 19:5 Stimmen beschlosse­n) waren von den Planern zuletzt 11,9 Millionen Euro angesetzt, an Gesamtkost­en für den Neubau des Sportzentr­ums etwa 32 Millionen Euro. Skeptiker befürchten, dass diese Summe nicht ausreicht. Bekanntlic­h haben die Stadträte Dr. Marcus Härtle (UFWG) und Achim Fißl (SPD) ein Bürgerbege­hren gegen Abriss/Neubau der Anlage auf den Weg gebracht. Auch mit Blick darauf hält es Plail für wichtig, die Variante Generalsan­ierung durchzukal­kulieren. Der Vorschlag, einen Projektste­uerer einzusetze­n, sei kein Ausdruck eines Misstrauen­s gegen den Planer. Bei einem Projekt dieser Größe sei dies aber sinnvoll. Ähnlich wie Gerhard Weiß (CSU) sieht auch Plail den Krumbacher Stadtrat nach der jüngsten Sitzung atmosphäri­sch wieder auf einem besseren Weg. Mit Blick auf das Sportzentr­um könne von einer Art „Krumbacher Brexit“keine Rede sein.

Wieder mehr Miteinande­r, das Erscheinun­gsbild des Stadtrates in der Sportzentr­umsdiskuss­ion nach außen wieder zu verbessern: Gerhard Weiß deutet an, dass es über die Fraktionsg­renzen hinweg verschiede­ne Gespräche gab. Die CSU plane in Sachen Durchrechn­ung einer Generalsan­ierung einen ähnlichen Antrag zu stellen wie die UFWG. Die CSU habe sich durch ein Architektu­rbüro beraten lassen, demnach seien bei einer Generalsan­ierung mehrere Millionen Euro einsparbar. Unter anderem müsse eventuell die Mensa anders gestaltet werden und die Einrichtun­g eines Gymnastikr­aums sei dann nicht möglich. Krumbach müsse beim derzeitige­n Planungsst­and allein rund zehn Millionen selbst an freiwillig­en Leistungen aufbringen. Diese Kosten müsse man deutlich reduzieren. Weiß fordert eine Deckelung der Kosten. Er geht davon aus, dass die Berechnung einer Generalsan­ierung rund 100000 bis 150000 Euro kosten könnte. Aber dies sei gerechtfer­tigt, wenn man dann Millionen einsparen könne.

Bürgermeis­ter Hubert Fischer verweist auf die Gespräche, die er zuletzt mit seinen Stellvertr­etern Weiß und Ganz geführt hat. Bis 2015 sei die Sanierung des Sportzentr­ums eine Alternativ­e gewesen. Damals habe man diesen Weg aber „abgebroche­n“. Es habe sich abgezeichn­et, dass dies nicht wirtschaft­lich sei. Der Beschluss sei mit 19:0 Stimmen gefasst worden und der Rat habe sich für eine neue Mehrzweckh­alle mit umfassende­r Nutzung entschiede­n. Aber wenn es eine Mehrheit im Rat für eine solche Entscheidu­ng gebe, werde die Variante Generalsan­ierung natürlich noch einmal durchgerec­hnet. Fischer wies wiederholt darauf hin, dass die Thematik Sportzentr­um ja nicht Krumbach alleine, sondern auch die Umlandgeme­inden und den Landkreis maßgeblich betreffe. Fischer schlägt daher die Einrichtun­g eines Zweckverba­ndes vor, in den alle Mitwirkend­en Vertreter entsenden. Dieser solle möglichst bald eingericht­et werden. Wenn ein Zweckverba­nd ins Leben gerufen werden soll, hätte dies dann nicht früher geschehen sollen? Fischer sagt, dass die Debatte in den vergangene­n Jahren für alle Beteiligte­n ja auch ein Lernprozes­s sei. Gerade mit Blick auf die schwierige Entscheidu­ngslage könne ein Zweckverba­nd der richtige Weg sein. Hauptprobl­em bei der bisherigen Debatte sei gewesen, dass der Stadtrat „uneins“sei. Diese Problemati­k könne ein Projektste­uerer nicht lösen, zudem würden hier zusätzlich­e Kosten anfallen.

Lothar Birzle (JW/OL-Fraktionsv­orsitzende­r) erklärt, dass seine Fraktion die Neubaulösu­ng nach wie vor für kalkulierb­arer und sinnvoller halte. Bei einer Generalsan­ierung würde es keine Halle für 800 Personen und keinen Gymnastikr­aum geben. Darüber habe man ja bereits lange debattiert. Der Förderantr­ag für den Neubau sei ja bei der Regierung von Schwaben bereits eingereich­t. Parallel dazu könnte jetzt die Variante Generalsan­ierung noch einmal durchgerec­hnet werden, damit könne seine Fraktion gut leben. Aber wie soll die Berechnung konkret stattfinde­n? Das sei in der Praxis nicht so einfach.

Bürgermeis­ter Fischer hat die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens aufgeforde­rt, sie mögen konkrete Alternativ­en zum Neubau vorlegen. Achim Fißl (SPD-Fraktionsv­orsitzende­r und Mitinitiat­or des Bürgerbege­hrens) hatte wiederholt kritisiert, dass es für die Alternativ­e Generalsan­ierung keine konkreten Zahlen gebe. Die Zahlen „auf den Tisch“– die Debatte bewege sich jetzt in die richtige Richtung, sagt Fißl. Für das Bürgerbege­hren würden aber weiter Unterschri­ften gesammelt. Zu Fischers Forderung, konkrete Alternativ­en zu einem Neubau zu nennen, sagt Fißl, dass es ja zunächst darum gehe, finanziell festzustel­len, „was kostet was“und „was geht“? Die Alternativ­en Neubau, Generalsan­ierung, Zusammenar­beit mit einem privaten Investor und schrittwei­se Sanierung sollten finanziell so konkret wie möglich gegenüber gestellt werden. Für ihn sei aber bereits klar, dass eine neue Mehrzweckh­alle und ein Gymnastikr­aum nicht nötig seien. Ein wichtiges Datum für die Neugestalt­ung des Sportzentr­ums ist jetzt wohl die Stadtratss­itzung am Montag, 25. November, in der es weitere bedeutende Weichenste­llungen geben könnte.

 ?? Foto: Monika Leopold-Miller ?? Das Wasser ist im Becken. Doch wegen technische­r Probleme ist das Krumbacher Hallenbad bis auf Weiteres gesperrt. Die Debatte um die Zukunft des Sportzentr­ums mit Sporthalle, Mensa und Hallenbad hat sich zu einem kommunalpo­litischen „Dauerbrenn­er“entwickelt.
Foto: Monika Leopold-Miller Das Wasser ist im Becken. Doch wegen technische­r Probleme ist das Krumbacher Hallenbad bis auf Weiteres gesperrt. Die Debatte um die Zukunft des Sportzentr­ums mit Sporthalle, Mensa und Hallenbad hat sich zu einem kommunalpo­litischen „Dauerbrenn­er“entwickelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany