Mittelschwaebische Nachrichten
Luise Bader will für die SPD und den Landkreis Gesicht zeigen
Landratswahl Die Offingerin steigt als bislang einzige Frau in das Rennen um die Nachfolge Hubert Hafners ein. Vor der männlichen Konkurrenz fürchtet sie sich nicht – die ist sie gewohnt
Günzburg Als einzige Frau zwischen lauter Männern durchsetzen – Luise Bader ist das gewohnt. Seitdem sie 1982 ihre Ausbildung als Werkzeugmacherin begonnen hat und dabei ganz allein als einzige Frau war, hat die Offingerin sich behauptet. Deswegen ist ihr auch nicht bange, als bislang einzige Frau in den männerdominierten Landratswahlkampf einzusteigen. „Ich fürchte mich vor nichts“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Im März 2020 wird sie für die SPD auf dem Wahlzettel für die Nachfolge von Hubert Hafner stehen.
Es sind im Moment nicht gerade die besten Startvoraussetzungen für eine SPD-Kandidatin angesichts der dramatisch gefallenen Stimmenzahlen bei den vergangenen Wahlen und mit Blick auf den Wirbel, der vor der Wahl der neuen Bundesspitze in der Partei herrscht. Luise Bader sieht sich aber in der LandkreisSPD nach wie vor gut aufgehoben. „Wir sind eine soziale Partei, wir haben unsere Ziele. Und hier an der Basis gibt es kein Zerfleischen, wir rücken eher enger zusammen“, findet sie. Mit ihrer Kandidatur wolle sie für die SPD Gesicht zeigen, zu deren sozialen Einstellung sie stehe. Mit einer neuen Doppelspitze im Bund, die in wenigen Wochen gewählt werden soll, kehre dann hoffentlich wieder etwas Ruhe ein in die Partei.
Die Landratskandidatin hat in den kommenden Wochen allerdings alles andere als Ruhe im Sinn. „Noch habe ich eher wenig Erfahrung mit Kreisthemen, darum arbeite ich mich gerade hinein. Ich bekomme dafür große Unterstützung aus dem Kreisverband.“Nach der ersten Lektüre von Tabellen, Zahlen und Fakten sei klar: „Ich bin angenehm überrascht, was für interessante Themen es hier bei uns gibt.“
Eines der ganz großen Themen für die Günzburger SPD ist und bleibt das Wohnen. „Wir brauchen hier im Landkreis sozialen, bezahlbaren Wohnraum. Das dürfen nicht nur Betonburgen werden, sondern müssen lebenswerte Wohnungen sein“, fordert die Offingerin. Gerade hat die Kreistagsfraktion einen Kommunal Wahl entsprechenden Antrag gestellt: Die vor einigen Jahren aufgegebene Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises müsse wieder erneuert werden, sagt Fraktionsvorsitzender Gerd Olbrich. Wie dringend das Problem bereits ist, hat Luise Bader bei Gesprächen mit Kindertageseinrichtungen erfahren. „Die wissen gar nicht, wo sie noch Erzieherinnen herbekommen sollen. Einige gehen dazu über, aktiv nach Wohnungen für Mitarbeiter zu suchen, damit die Stellen attraktiver werden“, erzählt sie. Ähnliches gelte auch im Bereich der Erwachsenen-Pflege: Hier hätten Gespräche ebenfalls einen massiven Personalmangel gezeigt. „Wir müssen dafür sorgen, dass auch die Krankenhäuser gut mit Personal ausgestattet sind und nicht Dienstleistungen nach außen vergeben müssen. Nur so können wir die Qualität der Kreiskliniken auf Dauer sichern.“
Was das Thema Energie angeht, kennt sich Luise Bader nicht nur aufgrund ihrer umfangreichen technischen Berufsausbildung gut aus. Das Kernkraftwerk Gundremmingen hat die Offingerin, die in der Heimatgemeinde ihres Mannes vor 15 Jahren ein Eigenheim gebaut hat, dauernd vor Augen. „Wenn ich mir dieses sogenannte „Zwischenlager“anschaue: Solange ich lebe wird das sicher nicht aufgelöst. Hier gehört eine richtige Sicherung her, nicht nur eine einzige Wand, die schützen soll.“Dabei gebe es längst Alternativen zur Atomenergie, die in der Region noch deutlich zu wenig genutzt würden – Windräder zum Beispiel oder auch Fotovoltaikanlagen. Bei der Infrastruktur für den Stromtransport dürften die Anbieter und Kunden ebenso wenig alleine gelassen werden wie beim Breitbandausbau. Luise Bader spricht aus Erfahrung: Ihr Arbeitgeber, der im Günzburger Donauried sitzt, musste selbst in den Glasfaseranschluss investieren. Zuhause zu arbeiten sei in ihrer Nachbarschaft in Offingen aufgrund fehlender Bandbreite kaum möglich.
Mit ihrer eigenen Arbeit sieht Luise Bader die Landratskandidatur übrigens gut vereinbar – zumal auch ihre Chefin begeistert gewesen sei, als sie davon erfahren habe. „Die allerersten, durchweg positiven Reaktionen habe ich alle von Frauen bekommen“, verrät sie.
Und die beiden Männer, die ihr die Kandidatur vorgeschlagen haben, sind ebenfalls von ihr begeistert. Für den Kreisvorsitzenden der SPD, Achim Fißl, ist sie eine verlässliche Größe im Kreisvorstand: „Wenn Luise sagt, ich mach das, ich kümmere mich drum, dann ist das für mich erledigt. Auf sie kann man sich voll verlassen.“Fraktionsvorsitzender Gerd Olbrich sagt, dass der Trend bei der Kandidatensuche schon früh Richtung Luise Bader gegangen sei. Dass die anderen Parteien sich allesamt auf männliche Kandidaten festgelegt hätten, „hat den Trend in Richtung Luise noch ein Stück verstärkt“. Jetzt müssen bei der Nominierungsversammlung am 9. November in Ichenhausen nur noch die SPD-Mitglieder aus dem Landkreis für die Offingerin stimmen.