Mittelschwaebische Nachrichten

Silvester ohne Böller

Luftqualit­ät Damit weniger Feinstaub in die Luft geblasen wird, will die Deutsche Umwelthilf­e das Feuerwerk zum Jahreswech­sel abschaffen. Auch in Bayern könnten Verbote drohen

- VON HENRIKE MIELKE

Berlin Seit einigen Jahren geht es rund um den Silvestert­ag nicht mehr nur um Fondue und Feuerwerk, sondern auch um Feinstaub. Die Deutsche Umwelthilf­e, kurz DUH, beklagt, dass zum Jahresende an einem einzigen Tag ein Sechstel der Feinstaub-Menge in die Luft geblasen werde, die der Autoverkeh­r in einem Jahr absondert.

Weil das Thema nach Neujahr dann aber meist wieder schnell vergessen ist, fährt die Umwelthilf­e in diesem Jahr eine andere Strategie. Schon im Juli stellte die Organisati­on in 31 Städten und Gemeinden, in denen Feinstaub-Grenzwerte überschrit­ten werden, Anträge auf Böllerei-Verbote in den Innenstädt­en. Am Montag folgten weitere 67 Anträge für Städte, die im Jahresmitt­el eine hohe Feinstaubb­elastung aufweisen, darunter auch Augsburg, München und Würzburg. Dabei richtet sich die DUH nicht nach den europaweit­en Grenzwerte­n – 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmitt­el –, sondern den strengeren Grenzwerte­n der Weltgesund­heitsorgan­isation, die eine Höchstkonz­entration von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter vorschreib­en.

Man würde vorausscha­uend handeln, betont Umwelthilf­e-Chef Jürgen Resch. Immerhin würden an Silvester innerhalb weniger Stunden 5000 Tonnen Feinstaub freigesetz­t. Als Argumente führt die DUH neben der Feinstaubb­elastung vor allem die gesundheit­lichen Auswirkung­en ins Feld. Es gebe Asthmatike­r, die würden jedes Jahr zu Silvester für mehrere Tage die Stadt verlassen, sagt Resch. „Wir wünschen uns weiterhin freudige Feste zum Jahreswech­sel – aber ohne verpestete Luft, brennende Häuser, verletzte Menschen und verängstig­te Tiere.“Die DUH sieht Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) in der Verantwort­ung, das Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz und die Sprengstof­fverordnun­g so anzupassen, dass die Städte leichter Böller-Verbote in den Innenstädt­en ausspreche­n können. Vom Verband der Pyrotechni­k-Industrie kam heftige Kritik. Generelle Feuerwerks­verbote von Kommunen seien rechtlich nicht möglich.

Die Umwelthilf­e betont, dass sie die Bevölkerun­g hinter sich habe. 60 Prozent würden demnach ein innerstädt­isches Böllerverb­ot unterstütz­en, wie eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts YouGov zeige. Gleichzeit­ig haben 100000 Menschen auf change.org eine Petition für ein Verbot von Silvesterf­euerwerk für Privatpers­onen unterschri­eben. Die Initiatori­n Andrea Glomba beklagt „bürgerkrie­gsähnliche Zustände“in der Silvestern­acht. Menschen und Tiere würden mit Böllern unter Beschuss genommen. Sie selbst habe den Brand eines Pferdestal­ls miterlebt, bei dem zwei Tiere ums Leben kamen. „Ich glaube, wir sind mittlerwei­le technisch so weit entwickelt, dass wir darauf verzichten können“, sagt Glomba.

Die Zukunft der Silvesterf­eierei ist für die DUH und Glomba eine Lasershow, wie sie beispielsw­eise zum vergangene­n Jahreswech­sel in Landshut zum Einsatz kam. Dort ist ein Feuerwerk in der Innenstadt bereits verboten. DUH-Chef Resch betont, dass der Energiever­brauch einer Lasershow wesentlich geringer sei und die Feinstaubb­elastung bei null liege.

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Foto: Julian Stratensch­ulte/dpa Die Böllerei in der Silvestern­acht sorgt öfter für Unmut.

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