Mittelschwaebische Nachrichten
Worte werden zu Waffen
Eine Mehrheit der Deutschen glaubt, in der Öffentlichkeit dürfe man seine Meinung nicht frei äußern. Auch wir begegnen dieser Sichtweise immer wieder in Gesprächen. Dass man sich in der Öffentlichkeit etwas bedachter ausdrücken sollte, als im engsten Freundeskreis hat aber nichts damit zu tun, dass man in diesem Land seine Meinung nicht frei äußern dürfte, sondern damit, dass der öffentliche Diskurs gesitteter vonstattengehen sollte. Worte können zu Waffen werden, ihr Einsatz sollte immer gut bedacht sein. Darüber hinaus darf man seine Meinung natürlich frei äußern. Man muss aber damit rechnen, dass andere eine andere Meinung haben. Andererseits darf man Meinung nicht mit menschenverachtender Rede verwechseln. Man kann durchaus der Meinung sein, dass die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung falsch ist. Die Demokratie lebt von der konstruktiven Kritik. Menschen als minderwertig zu bezeichnen, geht in einem Gemeinwesen, das als oberste Regel den Schutz der Würde eines jeden Menschen pflegt, aber tatsächlich nicht. Das hat nichts mit einer angeblichen Meinungsdiktatur zu tun, sondern ist ein Gebot des Anstands und der Menschlichkeit. Als Russland und die USA nach der Kuba-Krise 1961 erkannt hatten, dass die gegenseitige Vernichtung keine gute Option ist, begann man damit, abzurüsten. Das wäre auch in der verbalen Auseinandersetzung sinnvoll. Dass Hamburger Studenten etwa den AfD-Parteigründer Lucke ablehnen, ist ihr gutes Recht. Ihn an der Ausübung seines Berufs zu hindern, ist es nicht. Man kann doch nicht jedem, der einem nicht in den Kram passt, das Existenzrecht absprechen.