Mittelschwaebische Nachrichten
Viele Rezepte für eine Zukunft der Landwirte
Podiumsdiskussion Faire Argumente trotz der durch das Volksbegehren angeheizten Situation
Thannhausen „Landwirt sucht Zukunft“, zur Diskussion über dieses besonders brisante Thema hatte die „Katholische Landvolkbewegung“Landwirte und Verbraucher in den Pfarrsaal Thannhausen geladen. Wie sehr das Thema den Nerv der Zeit treffen würde, das habe man bei der Planung der Veranstaltung nicht ahnen können, erklärte Irene Langer bei der Begrüßung der mehr als 100 Teilnehmer. Von der großen Aufregung, die das Volksbegehren „Rettet die Bienen“bei den Landwirten auslöste, war an diesem Abend nicht viel zu spüren. Lediglich am Ende der Diskussion merkte ein Teilnehmer aus dem Publikum an, noch so ein Nackenschlag wie das Volksbegehren, dann wären die Bauern fertig. Auch Biobauern und konventionell wirtschaftende Landwirte tauschten gelassen ihre Positionen aus. Gelegentliche Ansätze von Emotionalität in der Diskussion dämpfte der Moderator Roman Aigner aus Augsburg geschickt. Unter seiner Regie erlebten die Teilnehmer einen fruchtbaren Meinungsaustausch, wenngleich, wie zu erwarten, das Ei des Kolumbus nicht gefunden wurde, um die problembeladene Situation der Landwirte zu lösen. Krimhilde Dornach, stellvertretende Kreisvorsitzende der ÖDP Landkreis Neu-Ulm, brachte mit ihrem Impulsreferat die Sachlage auf den Punkt. Die Zahl der Landwirte sei von 1,65 Millionen im Jahr 1950 auf 267000 im Jahr 2017 gesunken. Im gleichen Zeitraum habe sich die durchschnittliche Größe der bewirtschafteten Fläche pro Hof von 10 auf 60 Hektar erhöht. Am Beispiel eines Schweines belegte die Referentin die Tatsache, dass die Landwirte heute nicht mehr profitabel produzierten. 1,45 bis 1,65 Euro pro Kilo erhalte ein Bauer für ein Mastschwein, das könne sich nicht rechnen. Der Landwirt könne nur bestehen, weil er subventioniert würde. Die Subventionen wiederum dienten auch dazu, den Lebensmittelpreis gering zu halten. Die Disweilen kussionsbeiträge bezogen sich auf die von Krimhilde Dornach analysierte Grundsituation. Einige Redeteilnehmer störten sich vor allem an der Subventionspolitik. Es wäre besser, die Bauern bekämen faire Preise anstelle staatlicher Unterstützung, meinten einige. Andere bemängelten, dass die Politik die kleinen Höfe bei der Verteilung der Subventionen benachteilige. Dass die Lebensmittelpreise künstlich niedrig gehalten würden, konnten sich einige nicht erklären. Sie forderten vom Verbraucher mehr Bereitschaft, für gute und gesunde Produkte aus der Region einen angemessenen Preis zu zahlen. Die Wertschöpfung der bäuerlichen Arbeit kassierten die Konzerne, bisim
fühle man sich wie ein Leibeigener, erklärte ein Besucher der Veranstaltung. Dass Deutschland über Handelsabkommen Agrarprodukte günstig aus Drittweltländern beziehe, damit diese bei uns Maschinen und Autos kauften, fand ein Diskussionsbeitrag ungereimt. Trotz „bio“sei ein echtes nachhaltiges Wirtschaften immer noch nicht in Aussicht, zumal zudem viele Lebensmittel auf dem Müll landeten. Zu viel pflanzliche Nahrung werde an Tiere verfüttert, noch dazu Importware, auch diese Praxis fand ihre Kritiker. Am Ende der gut zweieinhalbstündigen Diskussion machten sich die auf dem Podium sitzenden Biolandwirte Sabine Schmidberger und Johann Ellenrieder stark für Tierfütterung aus regionaler Erzeugung, Freilandhaltung, anders gesteuerte Konsumketten und ein rasches Verbot nachweislich schädlicher Pestizide. Johann Ritter forderte mehr Planungssicherheit für die Investitionen der Landwirte. Claudia Stegmann, Vorsitzende der KLB im Dekanat, meinte in ihrem Schlusswort, das christliche Gebot, fair und miteinander die verschiedenen Standpunkte auszutragen, sei an diesem Abend eingehalten worden. Letztendlich müsse jeder Landwirt und jeder Verbraucher sein Handeln überprüfen.