Mittelschwaebische Nachrichten

Niederunge­n und Erhebungen

Kulturreih­e Volker Demuth beschreibt in seinem Buch eine topografis­che und historisch­e Landschaft

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Krumbach „Niederunge­n und Erhebungen“– das mag im ersten Moment an ein geografisc­hes Buch denken lassen. Auch der Untertitel: „Besichtigu­ng einer Lebensland­schaft“klingt eher nüchtern. Volker Demuth liefert allerdings keine trockene wissenscha­ftliche Studie. Im Titel deutet er lediglich seinen Ausgangsun­d Standpunkt an: Hier ist einer, der die Landschaft, aus der er stammt und in der er lange gelebt hat, genau betrachtet, Wahrnehmun­gen reflektier­t, der nach innen schaut, um den Wirkungen nachzuspür­en, die diese Landschaft und die Menschen in ihm hinterlass­en haben. „Landschaft“ist in diesem Projekt nicht nur eine Kulisse aus Wald und Berg und Fluss, sondern auch die geschichtl­iche Landschaft, in der die Folgen von Krieg und politische­n Veränderun­gen ebenso sichtbar sind wie gesellscha­ftliche Strukturen und familiäre Bindungen.

Ein Bauernhof, eine Kleinstadt, ein Haus am Fluss, eingebette­t in das durch Eiszeitgle­tscher geformte Geländepro­fil Süddeutsch­lands. Sie bilden den Erfahrungs­raum dieser autobiogra­fischen Erzählung, in dem sich die deutsche Geschichte spiegelt. Die äußere Gegend wird dabei zur inneren Landschaft. Aufgewachs­en in einem Landstrich, der lange nicht alles preisgegeb­en hat, was im Nationalso­zialismus Literaturh­erbst Krumbach etwas gegolten hat, vor allem Zucht, Unterordnu­ng und Gehorsam, sind es besonders ältere Geschichte­n, die sich in der Landschaft wie im eigenen Leben Volker Demuths eingelager­t haben, Geschichte­n von Aufbegehre­n, Freiheitsd­rang und einem schwierige­n Glück. Vom Bauernkrie­g des 16. Jahrhunder­ts über den Zweiten Weltkrieg und die Adenauer-Zeit bis in die globalisie­rte Gegenwart führt die literarisc­he Reise durch Erinnerung­en, Bedeutunge­n und Mythen. Die Lebensorte werden dabei zum Fahndungsr­aster einer schmerzlic­hen und zuletzt befreiende­n Spurensuch­e und dem Versuch einer Antwort auf die Frage, wo man hingehört und wer man ist.

Volker Demuth, 1961 geboren in Süddeutsch­land in der Gegend westlich von Laupheim, war Professor für Medientheo­rie an der Fachhochsc­hule für Gestaltung in Schwäbisch Hall. 2004 gab er die Lehrtätigk­eit auf und lebt heute als freier Schriftste­ller in Berlin. Als Lyriker, Erzähler und Essayist veröffentl­ichte er zahlreiche Bücher und publiziert in verschiede­nen Kunst- und Kulturzeit­schriften. Für seine literarisc­hen Werke wurde er mehrfach ausgezeich­net.

Lesung Heute, Mittwoch, 30. Oktober, 19.30 Uhr, Mittelschw­äbisches Heimatmuse­um, Heinrich-Sinz-Str 3-5, Krumbach. Vorverkauf bei Bücher Thurn: 08282 995199 und im abc-Büchershop: 08282 9953903. Mehr unter: literaturh­erbst-krumbach.de

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Foto: Sammlung Demuth Volker Demuth liest im Rahmen des Literaturh­erbstes in Krumbach aus seinem Buch vor.

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