Mittelschwaebische Nachrichten
Sie prägen das Krumbacher Stadtbild mit
Firmenporträt Das Büro Jakob Architekten hat sich aber auch andernorts einen Namen gemacht – etwa mit Projekten wie der Wohnanlage im Augsburger Martinipark und der Umgestaltung der Brauerei Ustersbach
Krumbach Ulrike und Jochen Jakob hinterlassen Spuren im Krumbacher Stadtbild. Das Architektenehepaar, das 2004 sein Büro mit damals fünf Mitarbeitern in Krumbach einrichtete, nimmt Aufträge „querbeet“an: Da gibt es Umbauten und Sanierungen alter, auch denkmalgeschützter Häuser wie den Krumbacher Bahnhof, Einfamilienhäuser, öffentliche Bauten, Wohnanlagen, Senioren- und Pflegeheime, Stadthauskomplexe mit Mischnutzung. Oder Gewerbliches wie die Umgestaltung der Brauerei in Ustersbach, bei laufender Produktion. Ein weiterer besonderer Akzent ist die Wohnanlage im Martinipark in Augsburg.
Es sind Gebäude, die sich harmonisch in die Umgebungsbebauung einfügen und trotzdem aufsehenerregend sein können. Wie zum Beispiel der Bau gegenüber dem Krumbacher Heimatmuseum. Wesentlich im Konzept von Jakob Architekten sind „strukturelle Klarheit, die Beschränkung auf das Wesentliche und die Langlebigkeit“. Für die Jakobs kommt die Planung von Gebäuden mit einer Lebensdauer von lediglich 50 Jahren nicht infrage. „Nach dreißig Jahren muss man vielleicht einmal etwas renovieren, aber der Baukörper steht“, betonen Ulrike und Jakob. Sie bauen in Massivbauweise, in der Regel aus Ziegeln. „Ziegel sind ein in der Region produzierter Baustoff.“Dennoch versteifen sich Jochen und Ulrike Jakob nicht auf einen Werkstoff. „Natürlich sind wir auch offen für neue Ideen und Materialien, besonders im Bereich Schall- und Brandschutz.“Aber das Prinzip der Regionalität setzen die Jakobs auch über den Rohbau hinaus so weit als möglich ein. „Wir planen auch viel mit Holz. Im Westallgäu gibt es Weißtannen, die bestens als Baumaterial geeignet sind. Und der Naturden wir verwenden, kommt meistens aus dem Bayerischen Wald. Wir planen auch die Innenausstattung, denn ein Gebäude ist nicht eine Außenhülle, sondern ein ganzheitliches Werk, in dem Innen und Außen zusammenspielen. Innen Holzböden, wo immer möglich, da ist die langlebige Eiche die beste Wahl.“Und oft auch Holzelemente an den Außenwänden.
Die Jakobs gestehen, dass es nicht immer einfach ist, die Bauherren von diesen Grundsätzen zu überzeugen. Es sind aber nur noch ein bis zwei Privathäuser pro Jahr, die in dem Büro in der Krumbacher Brunnenstraße geplant werden. „Dazu kommen wir leider kaum noch.“In den vergangenen Jahren sind immer mehr Aufträge für große Einheiten eingegangen. Das Architekturbüro nimmt regelmäßig an Ausschreibungen teil und hat sich insbesondere im südlichen Schwaben, aber auch in Augsburg und München einen guten Namen machen können. Trotz der soliden Auftragslage findet es Jochen Jakob bedauerlich, dass in der nähren Umgebung heimische Architekturbüros nur selten zum Zuge kommen, „Da meine ich nicht nur unser Haus, sondern auch die Kollegen. Das wäre auch von den Kommunen ein Beitrag zu mehr Regionalität.“
Derzeit ist der ganze Stolz der JaJochen kobs eine Wohnanlage im Martinipark in Augsburg. Das größte Objekt, das bislang vom Büro geplant wurde, läuft über drei Jahre und wird gerade abgeschlossen: 180 sozial geförderte, von Immobilienspekulationen ausgenommene Wohneinheiten, für die eine Bausumme von 25 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die Jakobs mussten den Spagat schaffen, kostengünstig und nachhaltig zu bauen und dabei die eigenen Ansprüche an Ästhetik nicht aufzugeben. Deshalb wurden auch die künftigen Wohnnebenkosten in die Planung einbezogen und so gebaut, dass sie auf niedrigst möglichem Niveau liegen werden: Dafür sorgen eine optimale Dämmung, die Kombination aus Solarenergie mit Speichern und Fernwärme, sowie die kontrollierte Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung. Der Baukörper, erklärt Jochen Jakob, orientiert sich an der Historie des Geländes. Der Martinipark war ein innerstädtisches Industriegebiet im Augsburger Textilviertel. In ihrer Planung haben die Jakobs die klassische Industriearchitektur aufgenommen und sich dabei an den klaren Linien und Formen einer Mies van der Rohe-Villa orientiert, um den großen Baukomplex harmonisch in die Umgebung einzugliedern.
Im Büro beschäftigt sind inzwistein, schen 19 Mitarbeiter, darunter Spezialisten für alle Baubereiche: Energieberater, Bauingenieure, Elektroingenieure, Innenarchitekten, die die Detailplanungen ausführen können. „Unser Plan hört nicht beim Rohbau auf. Wir gestalten das gesamte Haus, außen und innen“, erklären Ulrike und Jochen Jakob. Ganzheitlichkeit umfasse auch die Gestaltung der Innenräume, in denen sich Funktionalität und Individualität harmonisch zusammenfügen müssten. So wie im Krumbacher Projekt „Zukunft am Marktplatz“und dem benachbarten Stadthotel, in dem an einen 200 Jahre alten Gebäudekomplex ein modernes Hotel angefügt werden sollte.
Ein Gutteil der Jakob-Planungen beschäftigt sich derzeit mit Gebäudekomplexen für Menschen im Alter oder mit Behinderung. Seniorenwohnheime, Projekte für das Dominikus-Ringseisen-Werk in Ursberg wie der Umbau von St. Martha und die sogenannten „Tinyhäuser“, bei denen Ulrike und Jochen Jakob auf fröhliche Farben setzen. Diese kleinen, kostengünstigen Häuschen aus bunt gestrichenem Massivholz erlauben es den Bewohnern, im eigenen Haus zu wohnen, ihr eigener Herr zu sein. Es sind frei stehende Einzimmer-Appartements, mit extrem platzsparender Raumaufteilung und dennoch rollstuhlgerecht.